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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta
Autoren: Andrea Camilleri
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bin?«
    »Ich glaube es schon. Aber Sie wollen mir doch nicht
    weismachen, daß Sie sich festnehmen lassen müssen, um sich
    in ärztliche Behandlung begeben zu können. Ich kann Ihnen
    das erklären, wenn Sie wollen. Sie lagen sechs Wochen lang in
    der Klinik Madonna di Lourdes in Palermo und dann drei
    Monate in der Gethsemane-Klinik in Trapani, wo Professor
    Amerigo Guarnera Sie sogar operiert hat. Auch wenn die
    Dinge etwas anders liegen als noch vor ein paar Jahren, finden
    Sie, wenn Sie wollen, sofort mehr als eine Klinik, die bereit
    ist, ein Auge zuzudrücken und Ihre Anwesenheit nicht der
    Polizei zu melden. Der Grund, weswegen Sie sich festnehmen
    lassen wollen, ist also nicht Ihre Krankheit.«
    »Und wenn ich Ihnen sagen würde, daß sich die Zeiten
    ändern und sich das Rad immer schneller dreht?«
    »Das klingt schon besser.«
    »Sehen Sie, mein Vater selig, der ein Ehrenmann war in
    Zeiten, in denen das Wort ‚Ehre’ noch etwas galt, erklärte mir
    als Kind, daß der Pferdewagen, den die Ehrenmänner fuhren,
    viel Schmierfett brauchte, damit die Räder liefen, damit sie
    sich schnell drehten. Und dann, eine Generation später, als ich
    selbst fuhr, sagte jemand aus unserer Familie: Warum sollen
    wir das Schmierfett, das wir benötigen, eigentlich bei den
    Politikern, den Bürgermeistern, bei den Bankchefs und all den
    Leuten jener erlesenen Gesellschaft kaufen? Wir stellen unser
    Schmierfett selber her! Gut! Bravo! Alle einverstanden.
    Natürlich gab es immer mal jemanden, der seinem Freund das
    Pferd gestohlen, seinem Partner Steine in den Weg gelegt oder
    blindlings auf Wagen, Pferd und Reiter eines anderen Clans
    geschossen hat... Aber das waren alles Dinge, die wir unter
    uns regeln konnten. Es gab immer mehr Wagen und immer
    mehr Straßen zum Fahren. Da kam ein kluger Kopf auf eine
    gute Idee, er hat sich gefragt, warum wir eigentlich immer
    noch mit dem Pferdewagen fuhren. Wir sind zu langsam,
    erklärte er, die überholen uns doch, alle Welt fährt jetzt Auto,
    man darf sich dem Fortschritt nicht verschließen. Gut! Bravo!
    Da tauschten alle schnell ihren Pferdewagen gegen ein Auto
    und machten den Führerschein. Aber manche schafften die
    Fahrprüfung nicht und waren weg vom Fenster. Man hatte
    nicht mal genug Zeit, mit dem neuen Auto vertraut zu werden,
    da machten uns die Jüngeren, die ihr ganzes Leben lang Auto
    gefahren sind und in den Staaten oder in Deutschland Jura
    oder Wirtschaft studiert hatten, auch schon klar, daß unsere
    Autos zu langsam waren, daß man heutzutage einen
    Rennwagen fahren mußte, einen Ferrari, einen Maserati mit
    Funktelefon und all solchem Zeug, und daß man wie der Blitz
    starten können mußte. Diese jungen Leute sind ganz up to
    date, sie reden mit Apparaten und nicht mit Menschen, sie
    kennen dich nicht mal, sie haben keine Ahnung, wer du warst,
    und wenn sie es wissen, dann ist es ihnen scheißegal, sie
    kennen sich nicht mal untereinander, sondern tauschen sich
    nur per Computer aus. Kurzum, diese Jungen schauen
    niemanden an, und sobald sie sehen, daß du Schwierigkeiten
    mit einem langsamen Auto hast, fackeln sie nicht lang und
    drängen dich von der Straße, und du findest dich mit
    gebrochenem Genick im Graben wieder.«
    »Und Sie können einen Ferrari nicht fahren.«
    »So ist es. Und bevor ich im Straßengraben sterbe, ziehe
    ich mich lieber zurück.«
    »Sie wirken aber nicht wie jemand, der sich freiwillig
    zurückzieht.«
    »Freiwillig, ich schwör's, Commissario, ganz freiwillig.
    Natürlich gibt es die eine oder andere Möglichkeit, jemanden
    dazu zu bringen, daß er etwas freiwillig tut. Mir hat mal ein
    Freund, der sehr belesen war und viel wußte, eine Geschichte
    erzählt, die ich Ihnen jetzt wortwörtlich wiedergebe. Er hatte
    sie aus einem deutschen Buch. Ein Mann sagt zu seinem
    Freund: ‚Wetten, daß meine Katze scharfen Senf frißt, den
    ganz scharfen, der dir ein Loch in den Bauch brennt?’ ‚Katzen
    mögen keinen Senf’, sagt der Freund. ‚Meine Katze frißt ihn’,
    sagt der Mann. ‚Mit einer Tracht Prügel vielleicht?’ fragt der
    Freund. ‚Nein, mein Lieber, ohne Zwang, sie frißt ihn von sich
    aus, ganz freiwillig’, antwortet der Mann. Sie wetten also, und
    der Mann nimmt einen Löffel voll Senf, den Senf, bei dessen
    Anblick einem schon der Mund brennt, packt die Katze und
    zack! schmiert er ihr den Senf an den Hintern. Die arme Katze,
    der der Hintern wie Feuer brennt, fängt an, sich zu lecken. Sie
    leckt, was das
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