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Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen (German Edition)

Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen (German Edition)

Titel: Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen (German Edition)
Autoren: Dante Alighieri , Kurt Flasch
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erzittert.
67   Die Flut, die jetzt der kühne Bug durchschneidet,
– sie ist nichts für ein kleines Boot,
nichts auch für einen Steuermann, der sich schont.
»Warum reißt dich mein Gesicht zu solcher Liebe hin,
daß du dich nicht dem schönen Garten zukehrst,
der dort aufblüht unter den Strahlen Christi?
Hier ist die Rose, in der das göttliche Wort Fleisch wurde,
hier die Lilien, deren Duft den guten Weg wies.«
So Beatrice. Und ich, ganz bereit für ihren Rat,
nahm den Kampf wieder auf mit meinen schwachen Augen.
79   Wie sonst meine Augen, selbst im Schatten geschützt,
ein Blumenfeld sahen,
das ein Sonnenstrahl traf, der rein durch Wolkenfetzen brach,
so sah ich nun Trauben von Lichtern,
aus der Höhe von glühenden Strahlen übergossen,
ohne den Ursprung der Blitze zu sehen.
O gütige Kraft, sie übergießt du mit Licht,
dich selbst erhobst du in die Höhe,
meinen Augen Raum zu schenken,
die nicht fähig waren, dich zu sehen.
88   Der Name der schönen Blume, die ich immer anrufe, morgens und abends,
lenkte meinen Geist ganz dahin,
das größte dieser Lichter wahrzunehmen.
Kaum zeichnete in meinen Augen sich
nach Art und Größe der lebende Stern ab,
der dort oben alle überragt wie er hier unten alle übertraf,
da senkte sich quer durch den Himmel ein Licht hernieder,
kreisförmig, wie eine Krone,
das sie umschlang und umkreiste.
Die süßeste Melodie, die hier unten erklingt
und die Seele ganz gefangennimmt,
klänge wie Donner aus berstender Wolke,
verglichen mit dem Klang jener Engelsmusik,
die den Saphir krönte,
der den hellsten Himmel saphirn färbt.
103   »Ich bin die Engelsliebe. Ich umkreise die hohe Freude,
die von dem Schoß ausgeht, der beherbergt hat, was wir ersehnten,
und ich werde kreisen, Himmelsherrin, bis du deinem Sohn folgst
in den obersten Himmel, den du durch deinen Eintritt noch göttlicher machst.«
Dies war das Siegel auf der kreisenden Melodie,
und aus allen anderen Lichtern erklang der Name: Maria.
112   Der königliche Mantel aller Sphären der Welt,
der mehr als alles andere Glut und Leben und Gangart [708]  
vom Anhauch Gottes empfängt,
hielt seine Innenseite so weit über uns,
daß sein Lichtglanz, dort, wo ich stand, noch nicht sichtbar war.
Deswegen hatten meine Augen nicht die Kraft,
der gekrönten Flamme zu folgen,
die sich ihrem Sohn nach zur Höhe hob.
121   Und wie ein kleines Kind, wenn es gestillt ist,
die Arme ausstreckt zur Mutter,
weil sein Gefühl wie Flammen nach außen schlägt,
so drängte jedes dieser Lichter steil nach oben
und zeigte mir so seine hohe Liebe zu Maria.
127   Von da an blieben nur sie zurück in meinem Blickfeld,
sie sangen das Regina caeli so süß,
daß die Freude darüber mir nie verging. [709]  
130   Oh, welch großer Überfluß
sammelt sich in den reichen Gefäßen!
Sie haben schon hier unten guten Samen gesät. [710]  
Hier leben sie von dem Schatz und freuen sich seiner,
den sie weinend erwarben im babylonischen Exil,
wo sie Gold verachteten.
Hier feiert – unter dem hohen Sohn Gottes und der Maria –
der Mann seinen Sieg zusammen mit dem alten und dem neuen Bund,
der die Schlüssel zu dieser Herrlichkeit hält.

Canto 24
Beatrice bittet Petrus, Dante über Wesen und Ursprung des christlichen Glaubens zu prüfen. Dante besteht die Prüfung, sagt sein Glaubensbekenntnis und wird von Petrus bestätigt.
    1   »O Tischgenossen, erwählt zum großen Abendmahl des gesegneten Lamms, das euch speist und das euer Begehren immer sättigt, wenn dieser Mann, bevor der Tod seiner Zeit ein Ende setzt, mit der Gnade Gottes einen Vorgeschmack von dem bekommt, was von eurem Tisch fällt: Gebt ihm etwas von dem Tau! Seht auf sein unendliches Verlangen; ihr trinkt immer an der Quelle, aus der fließt, was er denkt.«
    10   So sprach Beatrice, und diese Seelen bildeten in ihrer Freude Kugeln, die sich um ihre Achse drehten und Feuerstrahlen aussandten wie Kometen. Und wie Räder in der geordneten Bewegung von Uhren sich so drehen, daß das erste, auf das du blickst, fast stillsteht, während das letzte fast fliegt, so ließen mich diese Reigen, indem sie unterschiedlich tanzten, schnell oder langsam, ihren Reichtum ahnen. Da trat aus dem Reigen, den ich als den höchsten wahrnahm, ein seliges Feuer hervor; keines, das es zurückließ, war von hellerem Schein. [711]   Dreimal umkreiste es Beatrice mit einem so göttlichen Gesang, daß meine Vorstellungskraft mir ihn nicht wiederholt. Deswegen macht meine Feder einen
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