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Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen (German Edition)

Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen (German Edition)

Titel: Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen (German Edition)
Autoren: Dante Alighieri , Kurt Flasch
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verlassen im Bett. [637]  
Die eine widmete sich ganz dem Kind in der Wiege,
tröstete es in der Kindersprache,
an der Väter und Mütter anfangs ihre Freude haben.
Die andere spann den Faden vom Rocken
und erzählte bei ihrem Gesinde von Trojanern, von Fiesole und Rom.
Damals hätte man sich sehr gewundert
über eine Cianghella, einen Lapo Salterello,
wie man heute staunt über Cincinnatus oder Cornelia.
130   In ein so ruhiges, so schönes Zusammenleben der Bürger,
in eine so verläßliche Stadtbürgerschaft und ein warmherziges Heim
gab mich Maria, angerufen im Schmerzschrei der gebärenden Mutter.
In eurer uralten Taufkirche
dort wurde ich Christ und zugleich Cacciaguida.
Moronto und Eliseo waren meine Brüder,
meine Ehefrau kam aus der Poebene,
und von daher stammt dein Zuname.
Dann folgte ich Kaiser Konrad; [638]  
Er umgürtete mich mit dem Ritterschwert,
so sehr fand ich durch gute Tat seine Gunst.
Mit ihm zog ich gegen die Bosheit jener Religion,
deren Volk durch Schuld eurer Hirten in Besitz hält,
was euch rechtens gehört.
Dort lösten diese schändlichen Menschen mich
von den Banden der trügerischen Welt, zu der die Liebe viele Seelen entstellt.
Nach dem Martyrium kam ich in diesen Frieden.« [639]  

Canto 23
Vision von Lichtern und Farben im achten Himmel: Christus als Sonnenlicht, von Lichtern umgeben. Maria wird vom Engel gekrönt. Sie und alle Seelen schweben mit ihnen ins Empyreum hinauf. – Dantes Augen sind jetzt gestärkt und können die Augen Beatrices sehen.
1   Wie der Vogel, der während der Nacht, die uns die Dinge verbirgt,
auf vertrautem Zweig geruht am Nest seiner süßen Jungen
und der nun, ihres ersehnten Anblicks wegen
und um die Nahrung zu finden, mit der er sie füttert,
– die harte Mühe wird ihm Genuß –,
wie der den Zeitpunkt vorausnimmt, wie er vorfliegt auf einen offenen Zweig
und mit glühendem Gefühl die Sonne erwartet, starren Blicks,
daß nur die Morgenröte erscheine –
so stand meine Frau, aufgerichtet und wach,
der Himmelsgegend zugewandt, in der die Sonne weniger Eile zeigt. [705]  
Und mir, als ich sie sah, so hingerissen von Sehnsucht,
ging es wie einem, der mehr ersehnt,
aber in Hoffnung sich zufrieden gibt.
16   Doch wenig nur war zwischen dem einen und dem anderen Wann,
ich meine: zwischen meinem Warten
und daß der Himmel sich mehr und mehr erhellte.
Und Beatrice rief: »Sieh, die Scharen vom Triumphzug Christi.
Dies ist die ganze Frucht vom Kreisen dieser Sphären.«
Ihr Gesicht schien mir ganz Glut
und ihre Augen so voller Freude –
ich muß darüber hinweggehn ohne Wort.
25   Wie Luna lacht in heiteren Vollmondnächten
zwischen den ewigen Nymphen,
die am Himmel leuchten in jedem Winkel,
so sah ich über Tausenden von Lichtern
eine Sonne, die sie allesamt zum Glühen brachte,
wie unsre Sonne es macht mit den Himmelsgesichtern.
Und dies Lichtwesen strahlte so hell
durch die lebenden Lichter hindurch in mein Auge,
daß ich es nicht ertrug. [706]  
O Beatrice, süße Führerin, liebe!
35   Sie sagte mir: »Was dich überwältigt, ist eine Kraft.
gegen die es keine Wehr gibt.
Hier ist die Weisheit und die Macht;
sie hat die Straße eröffnet zwischen Himmel und Erde,
wonach so lang die Sehnsucht ging.«
40   Wie der Blitz sich einer Wolke entreißt,
– er dehnt sich so, daß sie ihn nicht mehr faßt –
und wie er gegen die Natur des Feuers nach unten zur Erde herabschlägt,
so wuchs von dieser Speise mein Geist,
brach aus sich selbst heraus,
und was ihm da geschah, weiß er nicht zu erinnern.
46   »Öffne die Augen und schau, wie verwandelt ich bin!
Dinge hast du gesehen, die dich stark machten, mein Lächeln auszuhalten.«
49   Ich, wie einer, der erwacht aus einem versunkenen Traum
und vergeblich sich bemüht zu erinnern,
hörte diesen Zuruf, der so viel Dank verdient,
daß er unauslöschlich in dem Buch steht,
das Gewesenes sammelt.
55   Würden jetzt, mir zu helfen, all die Dichterstimmen ertönen,
die Polyhymnia und ihre Musenschwestern
mit ihrer süßen Milch am üppigsten nährten,
sie erreichten nicht ein Tausendstel der Wahrheit,
das heilige Lächeln zu besingen
und wie es das heilige Antlitz erstrahlen ließ. [707]  
61   Und so muß das heilige Dichtwerk,
das Paradies darzustellen,
über manches hinwegspringen,
wie einer, dessen Weg plötzlich abbricht.
Aber bedächte jemand das ganze Gewicht der Sache
und die sterbliche Schulter, die sich damit belädt,
er könnte nicht tadeln, daß sie darunter
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