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Columbus

Titel: Columbus
Autoren: Waldtraut Lewin
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Inselaufenthalts herbeigeschleppt hat, und stößt - so seine Äußerungen darüber - auf für ihn sehr aufregende neue Dinge - ob es Legenden sind oder Erkenntnisse, weiß keiner.
    Oft steht er am westlichen Strand von Porto Santo. Sein weißes Haar weht im Wind und er starrt mit zusammengekniffenen Augen hinaus in die Unendlichkeit des ozeanischen Meeres. Zu seinen Füßen häuft sich an manchen Tagen merkwürdiges Strandgut, Zweige von Bäumen, die niemand kennt, mit Schnitzereien versehene Stöcke, Samenkapseln unbekannter Früchte. Und das alles kommt von jenseits des Meeres; wir wissen heute, dass der Golfstrom dafür verantwortlich ist. Was ist da hinter den Wellenbergen?
    Und dann, irgendwann zwischen den Jahren 1477 und 1479, geschieht das Wunder für Columbus.
    In diesen Jahren benutzen die Schiffe, die von Lissabon aus nach Guinea an der afrikanischen Küste segeln, einen geheim gehaltenen Umweg, um spanischen Kaperschiffen auszuweichen. Die Route führt auf Höhe der Kapverden nach Westen in die hohe See - einem geografischen Gebiet, das als die Brutstätte von Wirbelstürmen gilt, die sich quer über den Atlantik in Richtung Karibik bewegen. Eine kleine Karavelle, die in so einen Sturm gerät, ist den Elementen hilflos ausgeliefert. Mit Furcht erregender Geschwindigkeit läuft sie mit gerefften Segeln vor dem Wind, meterhoch türmt sich die Bugwelle zu beiden Seiten auf.
    Schiffe, denen dergleichen begegnet, werden meistens leckgeschlagen und kehren nie mehr zurück. Aber nicht alle...
    Â 
    Wieder einmal hat Columbus seine Position an der westlichen Küste »seiner« Insel eingenommen und starrt hinaus auf die Wellen. Der Sturm wütet, er kann sich kaum halten da auf der Klippe.
    Und da entdecken seine Augen plötzlich einen dunklen Punkt zwischen den Wellenkämmen, der langsam näher kommt. Jetzt scheint er in einem Wellental verschwunden zu sein, aber nein, er taucht wieder auf, kommt näher. Ohne Zweifel - ein Boot. Und bemannt, er kann schon die Ruder erkennen, mit denen die Insassen mit letzter Kraft versuchen, gegen die Brecher anzusteuern.
    Mit langen Schritten rennt er zum Haus, schreit aus voller Kehle seine Leute herbei. »Seeleute in Not! Kommt zu Hilfe!«
    Als sie allesamt außer Atem und keuchend vom Lauf am Strand ankommen, treibt das Boot auf der Brandung wie eine Nussschale, die Ruder sind verloren gegangen. Knirschend setzt der Kiel auf dem felsigen Untergrund auf. Jetzt müsste die Besatzung eigentlich ins Wasser springen, an Land waten - aber die Männer scheinen dazu nicht mehr fähig zu sein.
    Â»Holt sie heraus, bevor sie der nächste Brecher wieder fortspült!«
    Er selbst watet ins Wasser, hilft mit, die Männer zu bergen. Es sind vier ausgemergelte, von Krankheit und Fieber gezeichnete Gestalten, aber einer von ihnen hält auch jetzt noch krampfhaft seinen Seesack fest. Seine Augen treffen sich mit denen seines Retters. »Gelobt sei Jesus Christus! Du, Cristobal?«
    Columbus braucht einen Moment, bis er in diesem bärtigen, abgerissenen und durchnässten Wrack von einem Menschen jemanden erkennt, der fast ein Freund war, mit dem er als junger Seemann nach England gereist ist. Er heißt Pedro, und er ist der beste Navigator, den es je gab.
    Â»Bringt sie in mein Haus! Sorgt für Pflege - holt Wasser, Lebensmittel, einen - ach, einen Arzt gibt es ja nicht auf diesem Eiland!« Fluchend übernimmt er es, Pedro selbst zu seinem Haus zu tragen.
    Mit großen Augen steht Felipa im Patio, im Hof des Hauses. »Warum bringst du diese Halbtoten hierher? Sie werden das Gift ihrer Krankheiten hier ausstreuen! Denkst du denn nie an Weib und Kind?«
    Er sieht sie nicht an. »Nimm unseren Sohn Diego und zieh mit ihm vorübergehend zu einer Freundin. Wir werden diese Männer gesund pflegen. Das ist Seemannspflicht.« Und, was er nicht sagt: Diese Männer sind von Westen gekommen! -
    Â 
    Nein, sie können nicht überleben. Geschwächt von der furchtbaren Reise, tödlich ermattet, immer wieder von Fieberanfällen geschüttelt, sterben gleich zwei Seeleute noch am selben Tag, lallen wirres Zeug von Gold und Früchten … Columbus lässt sie auf dem Friedhof der Insel bestatten und durchsucht später sorgfältig ihre Seesäcke. Aber da findet sich kein Gold. Nur Spielkarten und wertloser Plunder.
    Am nächsten Tag dann sitzt er am Bett von Pedro,
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