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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack
Autoren: Mario Giordano
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sah das blaue Licht, das sich in Sekundenbruchteilen aus der Mitte der Insel hervorblähte. Nur Augenblicke später erwischte sie die Druckwelle. Wie von einer Götterfaust wurde der Pickup zur Seite gedrückt. Der Donner war ohrenbetäubend, schien die ganze Welt zu zerreißen und fegte wie ein Sturm über sie hinweg. Cresswell hatte Mühe, den Wagen auf der Straße zu halten, aber er ging immer noch nicht vom Gas. Maria sah eine Feuerwalze von der Insel auf sie zurollen. Das Feuer erreichte sie nicht mehr. Wie ein Höllenhund an der Kette wurde es abrupt zurückgerissen. Maria spürte nur eine Welle aus Hitze und sah, wie Trümmerteile der Hütten und der Bohrausrüstung mit einem gewaltigen Pilz aus Erde und Rauch und das ganze Meer ringsum als weiße Dampfwolke in den Himmel gewirbelt wurden.
    Oak Island existierte nicht mehr.
    Cresswell fuhr sie ins nächste Provinzkrankenhaus, wo man Nakashima umgehend operierte. Maria wusste, dass die Polizei bald Fragen stellen würde, aber im Augenblick war das bedeutungslos.
    »ER war plötzlich, also, weg«, sagte Beau Cresswell, der irgendwie verloren und verlegen im Stationsflur herumstand. »Also, als Sie aus der Grube wieder hochkamen. Ich weiß auch nicht, also, es fühlte sich an, als hätte er mich nicht mehr gebraucht, verstehen Sie?«
    Maria nickte und drückte dankbar seine verstümmelte Hand.
    »Ja, Mr. Cresswell. Ich verstehe das. Seth ist geschwächt, er muss seine Kräfte nun bündeln.«
    »Das heißt, also, ich meine, was Sie damit sagen wollen, Miss …«
    »Ich weiß es nicht, Mr. Cresswell. Wir können nur beten.«
    Ihr Vater kam aus dem Arztzimmer auf sie zu.
    »Es ist noch zu früh«, berichtete er. »Aber der Chirurg meinte, er hat gute Chancen. Ich habe Dr. Tanaka verständigt. Ein Spezialistenteam von Nakashima Industries wird bald hier eintreffen und sich um alles kümmern. Wir werden alle ausgeflogen.«
    »Und die kanadischen Behörden?«, fragte Maria. »Da ist vorhin eine ganze Insel in die Luft geflogen.«
    »Dr. Tanaka kümmert sich darum.« Ihr Vater sah sich um und zog sie in die kleine Teeküche für das Stationspersonal, in der gerade niemand saß. Er schloss die Tür und verriegelte sie.
    »Was ist in der Grube passiert, Maria?«
    Maria atmete aus. »Da war ein Licht. Alles war hell erleuchtet. Ich habe Marina gesehen.«
    »Wer ist Marina?«
    »Die Freundin von Nikolas. Sie hat mir die Truhe gegeben und ich ihr dafür das Amulett mit dem Kupfersymbol. Sie konnte mir einiges erklären, aber auch nicht alles.«
    Maria wusste, was ihr Vater als Nächstes fragen würde.
    »Sie ist leer«, kam sie ihm zuvor und lächelte. »Die Truhe ist leer. Die Grube war nur ein Teil des Großen Plans, damit Marina und ich uns dort einst begegnen. Seth hat gar nichts.«
    »Leer?« Ihr Vater schien es nicht glauben zu können.
    Maria nickte. »Was einst darin war, ist schon vor langer Zeit an einen ganz anderen Ort gebracht worden.«
    »Von was für einem Großen Plan sprichst du da?«
    Maria lächelte ihn an. »Gottes Plan«, sagte sie. »Er existiert.«
    Ihr Vater wirkte aufgewühlt und rang mit den Tränen. Maria nahm seine Hand und drückte sie fest.
    »Gott existiert, Papa! Es ist alles wahr. Ich habe seine Engel gesehen. Wir sind nicht allein. Wir können die Apokalypse immer noch aufhalten.«
    Ihr Vater nickte und versuchte offenbar, seine Gedanken zu ordnen. »Was ist es?«, fragte er rau. »Was war da in dieser Truhe?«
    Maria blickte hinaus auf den Stationsflur. Ärzte und Schwestern huschten geschäftig, aber ohne Eile über den Gang, von einem Rollwagen aus wurde das Abendessen in den Zimmern verteilt. Das Leben ging weiter.
    »Der Tod«, sagte Maria nach einer Weile. »In der Truhe war ein Gefäß, das ein Virus enthält, das alles Leben auf Erden ausrotten kann, wenn es aktiviert wird. Die Trägersubstanz ist das Mfzkt , das biblische Manna, soweit ich Marina verstanden habe. Aber ich bin mir nicht sicher. Peter und Nikolas tragen das Virus jedenfalls in sich. Sie allein konnten es bislang aktivieren. Zusammen mit den Amuletten. Acht Amulette sind gefunden, nur eines fehlt noch.«
    »Aber Peter und Nikolas sind tot«, sagte ihr Vater. Es klang wie eine bange Frage. Maria wich seinem Blick bedrückt aus.
    »Ja, sie sind tot. Aber dieses Gefäß ist immer noch irgendwo in der Welt. Wer es öffnet, wird die Welt damit vernichten.«
    »Die Büchse der Pandora«, sagte ihr Vater leise.
    Maria nickte. »Du hast ja selbst oft gesagt, dass alle
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