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Collection Baccara Band 325 (German Edition)

Collection Baccara Band 325 (German Edition)

Titel: Collection Baccara Band 325 (German Edition)
Autoren: Brenda Jackson , Susan Crosby , Lori Wilde
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liebte er Rollenspiele. Woher kam also der plötzliche Impuls, an Ort und Stelle stehen zu bleiben, während alle anderen von Bord gingen?
    Was ist los? Feige?
    Es war die Stimme seines Bruders Scott, die spöttisch in seinem Hinterkopf erklang und ihn aufzog, wie schon damals als Kind. Wyatt hatte es nie auf sich sitzen lassen können, wenn man ihn feige nannte.
    Der ständige Spott, die Wetten und Mutproben hatten einiges dazu beigetragen, seinen Charakter zu formen. Immer um die Wertschätzung seiner älteren Brüder kämpfend, war er zu einem unerschrockenen Abenteurer geworden. Hier stand er nun, mit einunddreißig Jahren, und wollte immer noch ihre Anerkennung gewinnen.
    Als Tarnung trug er eine Brille aus Fensterglas mit dicker dunkler Fassung, hatte sich seit zwei Tagen nicht rasiert und sein Haar bereits seit Monaten wachsen lassen, sodass es ihm jetzt in dunklen Wellen bis auf die Schultern hing. Seit dem College hatte er die Haare nicht mehr so lang getragen.
    Er hatte eine graue Strickmütze aufgesetzt, dazu blaue Jeans mit einem Loch am Knie und einen grauen Kapuzenpulli angezogen. Seine Turnschuhe zierten zerfranste Schnürsenkel, und statt der Rolex trug er eine billige Allerweltsuhr.
    Was er damit bezweckte? So unscheinbar wie möglich zu wirken und sich besser in seine neue Rolle einzufühlen, die das Gegenteil seines sonst üblichen Auftretens bedeutete. Normalerweise hatte er einen Hang zu schicken Anzügen und High-Society-Partys. Er liebte es, in seinem Lamborghini über die europäischen Autobahnen zu düsen, und vergnügte sich gern in Monte Carlo beim Glücksspiel.
    Sein Trick schien zu funktionieren. Er war schon über eine Stunde an Bord, und noch keine der hübschen Studentinnen hatte ihn bisher auch nur eines Blickes gewürdigt. Einerseits war das der Sinn der Sache, andererseits tat es seinem Ego nicht besonders gut.
    Er schob sich näher an eine lebhaft plappernde Mädchengruppe heran.
    „Wie, kennst du die Geschichte nicht?“, rief eine hübsche Brünette.
    Wyatt lauschte angespannt. Als Spion konnte man nie genug erfahren.
    „Ach, das ist so romantisch!“, fuhr die junge Frau fort. „Es soll so gewesen sein: Als vor ewiger Zeit der Gründer von Bella Notte in unserem Alter war, verliebte er sich in ein Mädchen vom Festland. In einer schönen Vollmondnacht im Juni packte er eine Flasche seines ersten selbst gekelterten Weins ein und führte seine Liebste hinauf auf den Gipfel des Twin Hearts.“ Sie zeigte auf die schroffen Berge. „Sie tranken den Wein gemeinsam, und er hielt um ihre Hand an. Im Juni darauf ließen sie sich im Weinberg trauen und lebten dann vierundsechzig Jahre als Ehepaar glücklich und zufrieden.“
    „Das ist wirklich süß!“
    „Und genauso ging es später ihren drei Söhnen. Und deren Söhnen. Bei den Romanos hat es noch nie eine Scheidung gegeben. Und kein anderes Paar, das seitdem im Juni bei Vollmond auf dem Twin Hearts eine Flasche Wein gemeinsam geleert hat, musste je den Scheidungsanwalt bemühen.“
    „Keins?“
    „Keins.“
    „Wow“, sagte eine Blonde. „Das ist wirklich verrückt!“
    Was für ein Schwachsinn, dachte Wyatt. Er fand die Sage aber trotzdem sehr hübsch. Zugegeben, die Romanos wussten offensichtlich, wie man einen Mythos werbewirksam einsetzt.
    Mittlerweile hatte die Fähre angelegt, und fast alle Passagiere stiegen um in kleine, mit dem Bella-Notte-Logo bedruckte Busse, die sie zu dem gleichnamigen Weingut brachten.
    Der Morgennebel hatte sich fast ganz aufgelöst und gab den Blick auf Idyll frei. Ein passender Name für die Insel, fand Wyatt, denn auf der einen Seite der Berge sah das Land zwar trocken und karg aus, auf der anderen Seite jedoch lagen die üppigen Weinberge. Auf Idyll herrschte das gleiche weinfreundliche Klima wie im Napa Valley, und es schien auch das gleiche unbekümmert-sonnige Flair in der Luft zu liegen.
    Der Eingang zu Bella Notte war, ebenso wie alles andere auf Idyll, eher altmodisch gehalten und erinnerte mit seinen überrankten Gemäuern an die alten Weingüter der Toskana. Hinter dem Gebäude erstreckten sich schier endlose Reihen vorzüglich gepflegter Rebstöcke. Wyatt war inmitten von Weinbergen aufgewachsen, die ihn, um ehrlich zu sein, nie interessiert hatten – viel zu viel Arbeit. Als er jetzt aber über das Tal blickte und den kräftigen Duft des fruchtbaren Lehmbodens einatmete, fühlte er sich seltsam inspiriert.
    Seine Brüder würden ihn dafür auslachen. Weshalb sollte ihn dieses
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