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Colin Cotterill

Titel: Colin Cotterill
Autoren: Dr. Siri und seine Toten
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Klebeband an seiner Rückseite befestigt war. Es kam direkt aus der Erde. Es war ungefähr zehn Zentimeter lang und mit einer Buchse versehen, an die man ein Verlängerungskabel anschließen konnte.«
    »Er hatte die Pathologie verwanzt.«
    »Die eigentliche Abhöranlage nahm er offenbar jeden Abend mit nach Hause, aber das Kabel ließ sich natürlich verfolgen. Es führte unterirdisch bis hinter die Pathologie.«
    »Er konnte also al es mithören, was dort vor sich ging.«
    »Sämtliche Obduktionsprotokol e, die Gespräche der Pathologieassistenten.
    Jetzt wusste ich zwar, dass ich ihn hatte, aber ich wusste nicht, wo er wohnte.
    Ich konnte ihn nur in der Klinik stel en. Ich holte den Richter und ein paar meiner Männer aus dem Bett, und nachdem Haeng den Haftbefehl unterzeichnet hatte, präparierten wir die Hütte wie eine Mausefal e und legten uns auf die Lauer. Aber der Mistkerl kam nicht. Wir warteten den ganzen Tag.
    Wir trauten uns noch nicht mal, pinkeln zu gehen, aus Angst, ihn zu verpassen. Aber er ließ sich nicht blicken.«

    Civilai bemerkte, dass sie den Sekt ausgetrunken hatten. Er nahm die beiden anderen Gläser und reichte eins davon dem Polizisten.
    »Sonst wird er schal.« Er hob sein Glas. »Prost.«
    »Prost.«
    »Und wie haben Sie ihn schließlich gefunden?«
    »Er hat uns gefunden. Wir haben das Büro Tag und Nacht observiert. Ich hatte schon Angst, dass wir womöglich al e schliefen, wenn er kam. Ich hatte die Männer in zwei Gruppen eingeteilt und haute mich mit der ersten Schicht aufs Ohr. Danach kontaktierte ich Richter Haeng, um ihn über den Stand der Ermittlungen zu informieren, und erfuhr von dem Skandal bei der Staatssicherheit, von Major Ngakums Verhaftung und, zu meinem größten Entsetzen, von der Explosion in Siris Haus.
    Ich hatte Siri an dem Abend bei sich zu Hause abgesetzt. Weiß der Himmel, wie er mit heiler Haut davongekommen ist. Erst wol te ich ihn sofort besuchen.
    Aber dann geriet ich ins Grübeln. Genau wie Siri vermutete auch ich einen Zusammenhang mit dem Vietnam-Fal . Meines Wissens hatte Khen Nahlee sein Ziel noch nie verfehlt.
    Aber Siri hatte bis dahin bereits mit so vielen Leuten über die Angelegenheit gesprochen, dass es sinnlos gewesen wäre, ihn umzubringen. Es gab nur einen Fal , in dem Siri über Beweismaterial verfügte. Khen Nahlee wusste nicht, wer ich war und dass ich mit der Sache zu tun hatte. Ich war äußerst diskret vorgegangen. Für ihn war Siri der Einzige, der Kham vor Gericht bringen konnte. Ich musste also davon ausgehen, dass das Unmögliche geschehen war. Khen Nahlee hatte versagt, und das gleich zweimal.
    Ich hatte ihn so lange verfolgt, hatte so oft gesehen, wozu er fähig war, dass ich inzwischen dachte wie er. Ich wusste, wie sehr diese beiden Fehlschläge seinen Stolz verletzt hatten. Ich war tausendprozentig sicher, dass er es noch einmal versuchen würde.«
    »Und dafür war der Abend des That-Luang-Festes der ideale Zeitpunkt.«
    »Der Wachposten der Staatssicherheit war abgezogen worden, und es war kaum jemand im Haus. Ich schleuste meine Leute ein - einen nach dem anderen, für den Fal , dass er die Klinik beobachtete -, und den Rest kennen Sie.«

    »Die Fliege ging ins Netz. Wohin haben Sie ihn gebracht?«
    »Das darf ich Ihnen leider nicht sagen. Aber jetzt, wo Khen Nahlee aus dem Verkehr gezogen ist und Kham ihn nicht mehr deckt, dürfte es nicht al zu schwer sein, die Todesschwadron aufzulösen. Das ist vermutlich ein schlechtes Zeichen.«
    »Warum?«
    »Ich habe mich im wahrsten Sinne des Wortes mit Erfolg um meinen Job gebracht. Ich bin arbeitslos.«
    »Unsinn. Betrachten Sie sich als wiedereingestel t. Für einen Mann Ihres Kalibers habe ich jede Menge Arbeit. Lassen Sie uns austrinken und die Flasche verstecken, bevor unsere Leiche kommt. Wir sagen einfach, sie wäre uns gestohlen worden.«
    Sie hatten eben die letzten Spuren vernichtet, als Siri in Begleitung eines zweiten Mannes, den sie nicht kannten, über die Straße kam. Der Doktor hatte eine Plastiktüte bei sich, die beim Gehen klirrte.
    »Guten Tag, die Herren.«
    »Ich fände guten Abend passender.«
    »Bitte entschuldigt die Verspätung. Er war schwerer sauber zu kriegen, als ich dachte.« Der scheinbar Fremde trug ein langärmeliges rosa Hemd, eine knitterfreie Hose und fast neue Laufschuhe. Sein Haar war gewaschen, geschnitten und gescheitelt. Sein dunkles, schokoladenfarbenes Gesicht war das einzig Vertraute an ihm.
    »Guten Tag, Botschafter Rajid. Wie gefäl
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