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Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Titel: Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
Autoren: Gerry
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spöttischem Unglauben an. »Es stimmt«, rief er, »ihr braucht mich gar nicht so anzusehen. Seit ich klein war, sagt ihr jedes Jahr dasselbe, und es regnet immer an meinem Geburtstag. Ich habe noch nie erlebt, dass zwei Leute über so lange Zeit hinweg so wenig lernen.«
    »Ah«, warf sein Bruder ein, »der Schulmeister hat gesprochen.«
    Sein Vater schnaubte spöttisch, und seine Mutter wandte sich ihrem älteren Sohn zu. »Royden, sag du es uns - wer hat Recht, dein Bruder oder wir?«
    Royden erhob sich vom Tisch und legte seinen leeren Teller in einen Eimer mit Seifenwasser. Während er das tat, fiel Jaryd wieder einmal auf, wie ähnlich Royden doch ihrem Vater sah. Jaryd selbst war schlank und drahtig wie seine Mutter und hatte ihr glattes braunes Haar und die graublauen Augen geerbt, und Royden und Bernel hatten den gleichen untersetzten, muskulösen Körperbau und das gleiche rötlich blonde Haar - obwohl ihr Vater inzwischen weniger davon hatte, und dieser Rest war von grauen Strähnen durchzogen. Beide hatten weit auseinander liegende braune Augen und ein breites, offenes Lächeln, das Royden nun seiner Mutter zuwandte. »Ich lasse mich da nicht mit reinziehen«, sagte er.
    »Weise«, meinte Bernel grinsend.
    Royden zog sich eine dicke Jacke und eine Mütze an und ging zur Tür. »Ich gehe rüber in die Schmiede, Papa. Ich muss mit diesen Wagenrädern für Hadrian fertig werden. Womit soll ich danach anfangen?«
    Bernel dachte einen Augenblick lang nach. »Ich denke, Jorrins Werkzeug ist das Nächste. Aber ich komme bald nach, und dann sage ich es dir.«
    Royden nickte und warf Jaryd einen Blick zu. »Unterrichtest du heute, oder kommst du in die Werkstatt?«
    »Ich unterrichte heute früh«, erwiderte Jaryd, »aber heute Nachmittag werde ich richtige Arbeit leisten.« Bei dieser letzten Bemerkung warf er seinem Vater einen Seitenblick zu, und Bernel schnaubte abermals.
    Royden lachte und öffnete die Tür.
    »Was glaubst du eigentlich, was du da tust?«, brummte Drina.
    Royden schloss die Tür wieder, warf Jaryd und seinem Vater einen verlegenen Blick zu und beugte sich vor, um seiner Mutter einen Kuss auf die Wange zu drücken. »Entschuldige, Mama«, sagte er und öffnete die Tür wieder. »Bis später, Mama.«
    Die Tür fiel zu, und Jaryd stand vom Tisch auf. »Ich sollte lieber auch gehen. Ich will die Kinder nicht warten lassen.« Er legte seinen Teller in den Wassereimer und wandte sich dann Drina zu. »Ich habe Royden zwar gesagt, dass ich in die Werkstatt komme, Mama, aber wenn du Hilfe beim Eggen brauchst, kann ich nach der Schule auch aufs Feld kommen, oder, Papa?«
    Bernel nickte, aber Drina winkte ab. »Danke, Jaryd, aber ich komme schon zurecht. Außerdem«, fügte sie mit einem schiefen Grinsen hinzu, »kann man bei diesem ungewöhnlich nassen Wetter, das wir in diesem Jahr haben, ohnehin nicht viel ausrichten.«
    Jaryd lachte und gab seiner Mutter einen Kuss. Trotz des Silbers in ihrem Haar war ihr Gesicht immer noch jugendlich, und ihre Hände waren kräftig und gebräunt von der Feldarbeit. Sie brauchte selten Hilfe auf dem Feld, aber Jaryd bot ihr immer an mitzuarbeiten. Nun ging er in das Schlafzimmer, das er mit Royden teilte, und tauchte einen Augenblick später mit Jacke und Mütze und einem Stapel alter Bücher in der Hand wieder auf. »Bis später«, rief er über die Schulter und trat in den kalten Regen hinaus.
    Er ging so schnell wie möglich zum Schulhaus und drückte die Bücher in einer vergeblichen Anstrengung, sie vor dem Regen zu schützen, fest an sich. Wie immer blieben die Leute, an denen er auf seinem Weg durchs Dorf vorbeikam, stehen und starrten ihn an.
    Sie hatten damit vor beinahe einem Jahr begonnen, als sie zum ersten Mal überall im Dorf von Jaryds Träumen gehört hatten. Den ersten Traum hatte er in einer stürmischen Nacht im vorigen Winter gehabt. Er hatte von Wasser geträumt - kaltem, aufgewühltem Wasser, das ihn überflutete und ihn nach unten zog, weg von Licht und Luft, hinunter in die Finsternis. Er war nach Luft schnappend und schaudernd aufgewacht. Sein Bruder, der auf der anderen Seite des dunklen Zimmers ebenfalls wach geworden war, fragte ihn, ob alles in Ordnung sei, und Jaryd, der dachte, er hätte nur einen Alptraum gehabt,- sagte Royden, es ginge ihm gut. Am nächsten Tag allerdings war ein Junge - der Sohn des Holzschnitzers - ertrunken in dem Fluss gefunden worden, der am Dorf vorbeifloss.
    Jaryd versuchte sich selbst davon zu überzeugen,
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