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Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Titel: Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
Autoren: Gerry
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begonnen hatte. Gerek sammelte seine nachlassenden Kräfte für einen letzten Angriff. Er hoffte, den großen Vogel zu sich zu locken, indem er den gesunden Arm senkte, als wäre er zu schwach, um sich noch verteidigen zu können. Der Falke flog auf Gereks Kopf zu, und der Mann schwang seinen Stock mit aller Kraft, die er noch aufbieten konnte. Es hätte beinahe funktioniert. Vielleicht, wenn er beide Arme hätte benutzen können ...
    Vielleicht. Aber er war verwundet, und dieser Vogel war so schnell, so unnatürlich schnell. Gerek verfehlte ihn. Und die Wucht seines Schlags ließ ihn taumeln, und nun war sein Rücken ungeschützt. Er spürte, wie die Klauen ihm in Schultern und Rücken drangen, und er fiel zu Boden. Er versuchte wieder aufzusehen, aber der Falke stürzte sich abermals auf ihn und riss mit dem Schnabel an seinem Hals. Gerek versuchte, Kori etwas zuzuschreien, wollte den Jungen anflehen davonzulaufen, aber er wusste nicht, ob sein Sohn ihn noch hören konnte.
    Kori hatte voll hilfloser Wut zugesehen, wie sein Vater den schrecklichen Vogel bekämpfte. Er begann zu weinen, als er sah, wie das Geschöpf seinen Vater am Arm verwundete, und er schrie vor Schreck, als Gerek zu Boden fiel, mit grellroten Wunden auf dem Rücken. Zum zweiten Mal an diesem Tag hörte er seinen Vater rufen, dass er weglaufen solle, und diesmal tat er es. So schnell er konnte, raste er den Weg entlang zum Strand, sah sich kein einziges Mal um und bemerkte gar nicht, dass er den kleinen Sack mit Shan-Blättern immer noch in der Hand hielt. Bald schon konnte er die Wellen hören, die an den Strand schlugen, und durch den spärlicheren Baumbestand am Waldrand sah er schon den Einbaum. Aber gerade, als er das Ende des Wegs erreicht hatte, spürte er, wie ihn etwas schwer von hinten traf, und er fiel vorwärts auf den heißen, weißen Sand des Strandes. Er blickte über die Schulter und sah, wie eine riesige schwarze Gestalt auf ihn zuraste, so dass er die Sonne nicht mehr sehen konnte.
    Die Gestalt im grünen Umhang war am Waldrand stehen geblieben und hatte dem Kampf schweigend zugesehen. Er wusste, dass der Ausgang nie in Zweifel gestanden hatte, obwohl man dem Mann lassen musste, dass er tapfer gekämpft hatte. Allerdings hatte er dabei das Kind vollkommen vergessen. Als der Mann geschrien und der Junge zu laufen begonnen hatte, hatte er einen Augenblick lang befürchtet, dass das Kind entkommen könnte. Aber dann sah er, wie sein Vogel dem Jungen nachsetzte, und er lächelte unter der dunklen Kapuze und tadelte sich für seine Zweifel. Er ging zu der blutigen Leiche des Mannes, um sich zu überzeugen, dass er auch wirklich tot war. Abermals lächelte er bei dem Gedanken daran, was sein Vogel alles konnte, und dann ging er den Weg entlang zum Wasser.
    Er fand den Jungen am Strand liegend, auf dem Bauch, und das Blut aus der Wunde in seinem Hals färbte den weißen Sand dunkel. Die Gestalt hob den Arm, und der schwarze Vogel glitt auf ihn zu und sprang ihm vorsichtig auf die Schulter. Dann kniete er sich neben die Leiche des Jungen und griff in seinen Umhang. Er holte eine einzelne schwarze Feder heraus, die er sorgfältig in einen Riss hinten am Hemd des Jungen steckte, wo sie deutlich zu sehen war, der Wind sie aber nicht wegwehen konnte. Er setzte dazu an aufzustehen, aber dann bückte er sich noch einmal und griff nach dem Sack, der neben dem Jungen lag, holte ein kleines blaues Blatt heraus und steckte es sich in den Mund. Dann stand er auf und kehrte, den schwarzen Vogel immer noch auf der Schulter, lässigen Schrittes zurück in den Wald.
     

2
    S ieht aus, als käme der Frühling in diesem Jahr spät«, meinte Jaryds Mutter, schob sich eine von Grau durchwirkte Locke aus der Stirn und sah zu, wie der Regen vor dem Küchenfenster vom Dach tropfte. »Ich kann mich nicht erinnern, wann es das letzte Mal noch so spät so viel geregnet hätte.«
    »Ein Händler hat mir erzählt, dass südlich von hier schon alles blüht«, erwiderte ihr Mann, löffelte sich eine zweite Portion Getreidebrei auf den Teller und setzte sich wieder hin. »Nur das Obere Horn und wir haben noch Winter.« Drina nickte und strich sich abermals das Haar zurück.
    »Das Arickfest ist schon einen Monat vorbei, und es regnet immer noch. Vielleicht wird es in diesem Jahr sogar an Jaryds Geburtstag noch regnen.«
    Jaryd schüttelte lächelnd den Kopf. »Ihr wisst doch sicher, dass ihr jedes Jahr genau dasselbe Gespräch führt.« Seine Eltern starrten ihn in
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