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Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer
Autoren: Paul Preuss
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sie es, was meinen Sie?«
    »Howard, ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    Falcon schwieg lange Zeit. »Spielt auch keine Rolle«, sagte er schließlich.
    Webster war sichtlich erleichtert. »Haben Sie sich schon Gedanken über Ihre nächste Zukunft gemacht? Einen Flug zum Saturn, Uranus, Neptun …?«
    »Vielleicht zum Saturn.« Falcon verlieh dem Satz ein übertriebenes Gewicht. Vielleicht wollte er damit Websters Scheinheiligkeit unterlaufen. »Allerdings werde ich dort eigentlich gar nicht gebraucht. Sie wissen, die Schwerkraft beträgt dort nur 1 g. Damit können Menschen umgehen.«
    Menschen, dachte Webster. Er hat ›Menschen‹ gesagt. Das hat er vorher doch noch nie getan. Und wann hat er zum letztenmal das Wort ›wir‹ gebraucht? Er verändert sich, entfernt sich immer weiter von uns.
    »Wie dem auch sei«, sagte er schließlich und ging zum Druckfenster hinüber, von dem aus man auf die gefrorene Landschaft des größten Jupitermondes hinuntersehen konnte. »Wir müssen erst eine Pressekonferenz über uns ergehen lassen, bevor wir an den Einsatzbericht denken können.« Er warf Falcon einen verlegenen Blick zu. »Die Geschehnisse auf der Garuda brauchen wir nicht zu erwähnen. Davon wird nichts an die Öffentlichkeit dringen.«
    Falcon erwiderte nichts.
    »Alle brennen darauf, Ihnen zu gratulieren, Howard. Sie werden eine Menge alter Freunde wiedersehen.«
    Webster hatte das vorletzte Wort betont, Falcon zeigte jedoch keine Reaktion. Die Maske seines Gesichts war immer schwieriger zu entziffern.
    Er stieß sich von Webster fort, entriegelte sein Fahrgestell und erhob sich mit der Hydraulik zu seiner vollen Größe von zweieinhalb Metern. Die Psychologen hatten die zusätzlichen fünfzig Zentimeter für eine gute Idee gehalten. Sie sollten als Kompensation für all das dienen, was Falcon beim Absturz der Queen verloren hatte. Falcon hatte jedoch nie gezeigt, daß er überhaupt einen Unterschied bemerkt hatte.
    Falcon wartete, bis Webster ihm die Tür geöffnet hatte, dann wirbelte er geschickt auf seinen Ballonreifen herum und schoß geräuschlos mit dreißig Kilometern pro Stunde davon. Er stellte sein Geschick und seine Geschwindigkeit nicht arrogant zur Schau, seine Bewegungen waren im wahrsten Sinne des Wortes automatisch geworden.
    Draußen lauerte eine Meute von Reportern. Die Netzbarrieren konnten sie kaum zurückhalten. Von allen Seiten hielt man ihm Mikrofone und Kameras vor sein maskenhaftes Gesicht.
    Falcon zeigte sich jedoch unberührt. Er, der einmal ein Mensch gewesen war – und im reinen Sprechfunkverkehr immer noch als einer durchging – verspürte lediglich das befriedigende Gefühl, sein Ziel erreicht zu haben. Auf dem Rückflug vom Jupiter hatte er im Raumschiff tief und fest geschlafen, und zum erstenmal seit Jahren schienen ihn seine Alpträume verlassen zu haben.
    Als er aus diesem tiefen Schlummer erwacht war, wußte er plötzlich, warum er von dem Chimp an Bord der Queen Elizabeth geträumt hatte. Genau wie Falcon war er weder Mensch noch Tier und bewegte sich zwischen zwei Welten. Der Chimp verhielt sich zum Menschen wie Falcon zu einer noch zu vervollkommnenden Maschine.
    Endlich hatte er seine Rolle gefunden. Nur er konnte sich ohne jeden Schutz auf der Mondoberfläche bewegen, oder auf dem Merkur und einem Dutzend anderer Welten. Das Lebenserhaltungssystem innerhalb des Zylinders aus Titan und Aluminium, der seinen zerbrechlichen Körper ersetzt hatte, funktionierte ebenso gut unter Wasser wie im All. Schwerkraftfelder von zehnfacher Erdstärke waren zwar unbequem, mehr aber auch nicht. Am besten war jedoch Schwerelosigkeit.
    Die menschliche Rasse zerstreute sich immer mehr, die Verwandtschaftsbande wurden immer dünner. Vielleicht hatten diese luftatmenden, strahlenempfindlichen Bündel aus instabilen Kohlenstoffverbindungen kein Recht darauf, außerhalb einer Atmosphäre zu existieren. Vielleicht sollten sie sich an ihre natürlichen Umgebungen halten – die Erde, den Mond und den Mars.
    Eines Tages würden Maschinen die wahren Herrscher des Alls sein und nicht sie. Er war weder das eine noch das andere. Sein Schicksal war ihm bereits klar, und er verspürte einen getrübten Stolz auf seine Einzigartigkeit. Er war der erste Unsterbliche, ein Zwischenglied zweier Klassen der Schöpfung.
    Die komplizierte Folge von Anweisungen, die man Falcons Gehirn einprogrammiert hatte und die durch die simple Wiederholung der Worte ›Oberste Anweisung‹ aktiviert werden sollte, hatte
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