Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
ruiniert. Ich habe ihm erzählt, daß ich mich von Natur aus nicht unterordnen kann und nicht gewillt bin, zweifelhafte Befehle von irgendwelchen Leuten auszuführen … die weder eindeutig intelligenter oder erfahrener sind oder aus anderen Gründen mehr Respekt verdienen als ich. Und daß ich bereits alles über Kampf- und Tarntechniken, Sabotage und ein paar andere schwarze Künste weiß, was ich wissen will. Wenn er mich also unbedingt anwerben will, kann er das gerne machen – aber nur als Berater. Aber ich habe keine Lust, noch einmal die Grundausbildung durchzumachen, einen komischen blauen Anzug anzuziehen und mich mit einem Dreckslohn abzufinden, nur damit er seinen Spaß hat.«
    »Das muß ihn sehr beeindruckt haben«, sagte sie trocken.
    »Ich habe ihm meinen Standpunkt klargemacht.« Er sagte es ohne Überschwang. »Daß ich kein Soldat bin, und weder Interesse daran habe, zu töten, noch getötet zu werden.«
    »Mein Held«, sagte sie, zog ihn mit ihrer Hand näher zu sich heran und verschränkte ihre Finger mit seinen. »Und woran hast du Interesse?«
    »Das weißt du doch. An alten Büchern.«
    »Und außer alten Büchern?«
    Er grinste. »Ein bißchen Lärm und Rauch kann ganz lustig sein.«
    »Und außer Sachen in die Luft zu jagen?«
    »Ich bin daran interessiert, daß wir beide am Leben bleiben«, sagte er.
    Sie sah zum dichten Wäldchen aus Ulmen und Eichen hinüber, das bis auf den Rasen reichte. »Komm mit«, flüsterte sie lächelnd. »Ich verspüre eine ziemliche Lebenslust …«
     
    Von den hohen Fenstern der Bibliothek aus konnte man den Rasen überblicken. »Was sollen wir mit ihm machen?« Jozsef wandte sich ab. Er hatte die beiden jungen Leute an der Mauer beobachtet.
    »Wir werden ihm noch eine Chance geben. Nach diesem Vormittag lassen wir ihn laufen«, sagte der Commander. Er stand neben dem offenen Kamin aus Natursteinen und wärmte sich am knisternden Eichenholzfeuer.
    »Sie haben gesagt, Sie könnten ihn für uns gewinnen …«
    »Ich habe es versucht. Mr. Redfield ist gerne sein eigener Herr.« Er lächelte dünn. »Das hat man ihm sehr gut beigebracht.«
    »Kann man es riskieren, ihn gehen zu lassen?«
    »Ellens Wohlergehen liegt ihm sehr am Herzen. Mehr als alles andere.«
    »Sie wollen sagen, er ist in sie verliebt?« Jozsefs Gesichtsausdruck war vor dem hellen Licht des Fensters nicht zu erkennen. »Hat er eine Vorstellung davon, wie verletzlich sie ist?«
    »Vermutlich genausowenig wie wir.« Obwohl es in dem hohen Zimmer nicht kalt war, rieb sich der Commander immer noch die Hände vor dem Feuer.
    »Also gut …« Jozsef zupfte an seinem Kinn und räusperte sich. »Wenn wir ihn gehen lassen, müssen wir ihn isolieren.«
    »Ich werde mich darum kümmern.« Die Stimme des Commanders war kaum mehr als ein heiseres Wispern.
    »Übernehmen Sie die Verantwortung?«
    »Ich kann Ihnen nichts versprechen. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Wir können ihm verschiedenes erklären, ihn bitten mitzumachen …«
    »Wir können ihm nicht mehr sagen, als er ohnehin schon weiß. Nicht einmal sie darf etwas wissen.«
    »Ich denke, sie wird den Fall übernehmen. Aber möglicherweise hat er etwas dagegen.«
    »Sie wissen, was wir tun müssen, wenn sie sich weigert …«
    »Ich benutze diese Drogen nur äußerst ungern«, sagte der Commander aufgebracht. »Äußerst ungern. Sie widersprechen den Prinzipien, die Sie mir selbst beigebracht haben …«
    »Kip, wir stehen vor einer Auseinandersetzung, die …«
    »Die persönlichen Erinnerungen eines Mannes … einer Frau … Lügen. Das ist schlimmer, als wenn man sich an gar nichts erinnert.«
    Einige Sekunden lang betrachtete Jozsef den wettergegerbten Mann, der neben dem prasselnden Feuer stand, das ihn nicht zu wärmen schien. An welchen Winter mochte er gerade denken?
    »Also gut«, sagte der Commander. »Wenn er uns bei dieser … Falcon-Geschichte im Stich läßt, werde ich ihn isolieren.«
    Jozsef nickte und wandte sich wieder dem Fenster zu. Das Pärchen war im Wald verschwunden.
     
    Sie warfen sich ins Herbstlaub und kicherten dabei wie kleine Kinder. Der Geruch der Fäulnis war so schwer wie in einem Weinkeller, so berauschend, daß er sie mit Lebenslust erfüllte. Ihr Atem dampfte in der schneidend kalten Luft. Der Augenblick der Erwartung kam, als sie von ihren Gefühlen überwältigt wurden. Jetzt waren sie keine Kinder mehr. Spartas kräftiger, feingliedriger Tänzerinnenkörper wirkte blaß auf dem schwarzen Mantel, der auf dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher