Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
von Flaschen, eine Katze, die nach ihrem Futter schrie, das Knarren von Holzstühlen und Dielenbrettern, eine Toilettenspülung weiter hinten und über all dem eine Soundanlage, die man bis fast zur Schmerzgrenze aufgedreht hatte. Unter der Musik – der heiseren, energiegeladenen Wut eines Sängers, dem Donnergrollen einer Baßgitarre, dem verschlungenen Sinusgeheul eines Synthekords als Begleitung und drei verschiedenen Perkussionsinstrumenten – schnappte sie einige Gespräche auf.
    »Himmelherrgott«, sagte ein Mädchen, »daß die sich noch trauen, ein Liftticket zu verkaufen.« Irgendwoanders versuchte ein Junge, einem Klassenkameraden vom College irgendwelche Mitschriften abzuluchsen. An einer anderen Stelle – der Bar, wie sie annahm – erzählte jemand etwas über Umbauarbeiten auf einer nahe gelegenen Ranch. Sie lauschte einen Augenblick, dann stellte sie sich ganz auf dieses Gespräch ein; es klang am vielversprechendsten …
    »… und die andere Puppe mit langen, blonden Haaren stand einfach da und starrte durch mich hindurch. Und dabei hatte sie nichts weiter an als eins von diesen durchsichtigen, rosa Seidendingern, die man in den Kaufhausreklamen sieht. Es war, als wäre ich nicht im selben Raum.«
    »Hatte wahrscheinlich irgendwas geschluckt. Da oben schlucken sie doch alle was, Mann. Kennst du diesen Hirnverdreher, den sie da haben, mit dem sie angeblich den Laden finanzieren. Der Typ, der den Laden schmeißt, ist die ganze Zeit derartig vollgedröhnt, daß mir nicht vorstellen kann, wie er überhaupt noch etwas mitkriegt …«
    »Aber die Puppen da«, sagte die erste Stimme. »Die haben mich schon beeindruckt. Stell dir vor, wir laufen einfach immer hin und her und schleppen jedesmal ein Kiefernbrett für die Holzvertäfelung mit. Und diese blonden, brünetten und rothaarigen Puppen sitzen und stehen da einfach rum, manche räkeln sich auf den …«
    »Die meisten Leute, die hier durchkommen, reden davon, daß sie die Studios mieten wollen? Mann, die wollen doch nur das Beste für sich herausschlagen«, sagte die zweite in vertraulichem Ton. »Die haben nichts anderes im Sinn als ihre Geschäfte …«
    Sparta hörte zu, bis sie gehört hatte, was sie wissen wollte. Sie blendete die Kakophonie aus und widmete ihre Aufmerksamkeit den Autos auf dem Parkplatz.
    Sie stellte ihre visuelle Wahrnehmung auf Infrarot, bis sie auf den Türgriffen warme Handabdrücke sehen konnte; die hellsten waren erst einige Minuten alt. Vermutlich würden die jeweiligen Besitzer der Autos noch nicht so bald wieder aufbrechen. Sie lugte in das Innere eines schlammbespritzten Zweisitzers. Unter einer Wickeldecke, die als Bündel auf dem Boden vor dem Beifahrersitz lag, versteckte sich ein weiterer warmer Gegenstand. Hoffentlich war es das, wonach sie gesucht hatte.
    Sparta streifte ihren rechten Handschuh ab. Hornpanzerartige Stachel schoben sich unter ihren Fingernägeln hervor. Geschickt schob sie die Sonden ihres Zeige- und Mittelfingers in die Magnetkartenöffnung an der Beifahrertür. An ihren leitenden Polymeren spürte sie das winzige Kribbeln von Elektronen. An der Schwelle ihres Bewußtseins tanzten Bilder von Zahlenmustern. Die Oberflächenmoleküle ihrer Sonden stellen eigenständig ihre Programme um – all das ging so schnell, daß ihr nur die Absicht bewußt war, aber nicht der Vorgang selbst. Als sie ihre Fingerspitzen wieder herauszog, wurden auch die Sonden wieder eingezogen. Die Autotür sprang auf, das Alarmschloß war unschädlich gemacht.
    Sie zog ihren Handschuh über und hob die Decke an. Darunter befand sich eine Handtasche, die erst kurz zuvor jemand noch in der Hand gehabt hatte. Sie holte die ID-Magnetkarte heraus und hinterließ die Tasche so, wie sie gewesen war – und zwar ganz genau so: Sie legte die Decke wieder so zusammen, wie sie zuvor gefaltet war, und hielt sich dabei genau an ein Bild, das sie vorübergehend in ihrem Gedächtnis gespeichert hatte. Sie drückte die Tür zu.
    Auf der überdachten Veranda trampelte sie sich den Schnee von den Stiefeln und schob sich durch die schmutzigen Schwingtüren, wo sie von einem Schwall verrauchter Luft und dem Gedröhn einer schlecht verstärkten Soundanlage empfangen wurde. Es waren nicht viele Gäste da. Die meisten waren Paare und Collegeschüler auf dem Rückweg aus den Skiferien. Ein paar Männer aus dem Ort in zerrissenen Jeans und abgetragenen karierten Flanellhemden lungerten am Ende der langen Mahagonitheke herum. Sie starrten Sparta
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher