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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin
Autoren: Paul Preuss
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die wartenden Feuerwehrwagen, Ambulanzen und Polizeifahrzeuge hinweg, bemerkten einige Beobachter – was sie später auch bezeugten –, daß das Fahrzeug offenbar nicht auf den Wald aus weltraumwärts gerichteten Radioantennen zusteuerte, der das am deutlichsten erkennbare Merkmal des Hauptquartiers der Raumfahrtbehörde darstellte, sondern auf das Verwaltungsgebäude zuhielt, vor dem sich ein Hubschrauberlandeplatz befand. Das war ein feiner Unterschied, zu fein eigentlich, um daraufhin in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung fällen zu können.
    Als der Helikopter den Verteidigungsgürtel überquerte, jagten drei hyperschnelle TEUCER-Fernlenkgeschosse in die Luft. Sie waren eigentlich nichts weiter als geformte Stahlstäbe, blinde Munition, die keinerlei Explosivstoffe enthielt, aber sie schlugen mit der Gewalt eines Meteoriten, eines fliegenden Bulldozers, auf. Zwei Zehntelsekunden nachdem sie das Abschußgerät verlassen hatten, durchschlugen sie den gepanzerten Helikopter. Es gab keine Explosion. Das in Stücke gerissene Luftfahrzeug verstreute sich ganz einfach wie eine Handvoll brennenden Konfettis über den Exerzierplatz. Die größeren Teile rauchenden Metalls rollten zur Seite wie verkohltes, zusammengeknülltes Zeitungspapier.

3
    Sparta wartete zwischen den kahlen Espen auf dem gefrorenen Feld, bis das sanfte Licht im wolkenverhangenen westlichen Himmel verblichen war. Ihre Zehen, Finger, Ohrläppchen und auch ihre Nasenspitze waren taub, außerdem knurrte ihr der Magen. Im Gehen hatte ihr die Kälte nichts ausgemacht, aber als sie jetzt gezwungen war, stehenzubleiben und auf das Einbrechen der Dunkelheit zu warten, hatte sie angefangen, zu zittern. Jetzt, da es endlich dunkel war, konnte sie weitergehen.
    Von dem Snark hatte sie wertvolle Informationen gespeichert, bevor sie herausgesprungen war und ihn weiter auf seinen Weg schickte. Zum Beispiel, wo genau sie sich befand; welcher genaue Tag, Monat und welches Jahr es war. Diese letzte Information war ein Schock für sie gewesen. Mit jeder Minute, die verstrich, hatten sie ihre Erinnerung immer dichter umschwärmt, und jetzt hatte sie erfahren, daß selbst die jüngste davon über ein Jahr alt war. Und in den Stunden seit ihrem Sprung hatte sie durch den Schnee stapfend über die aufkeimende Fremdartigkeit ihre Selbstgefühls nachgedacht.
    Tief im Innern spürte sie – selbst wenn sie sich nicht so eingehend mit sich selbst beschäftigt hätte –, daß ihre vehement an die Oberfläche drängenden Wahrnehmungen begonnen hatten, sich zum Teil unter ihre bewußte Kontrolle zu begeben. Es war ihr sogar gelungen, sich daran zu erinnern, wozu einige dieser Wahrnehmungen dienten … auf diese Weise konnte sie die nachdrückliche Lebhaftigkeit ihrer Sinne besser abstimmen – den Geschmacks- und Geruchssinn, das Gehör, den Tastsinn. Und ihren auffallend ausgeprägten Gesichtssinn.
    Aber all diese Sinne liefen ihr immer noch davon – nur sporadisch zwar, dann aber überwältigend. Die beißende Süße der in den Schnee gefallenen Kiefernnadeln drohte mehr als einmal, sie in schwindelerregende Ekstase zu versetzen. Das schmelzende Perlmutt der untergehenden Sonne brachte die für sie sichtbare Welt kaleidoskopartig durcheinander und erzeugte in ihrem pulsierenden Gehirn eine göttliche Lichterscheinung. In diesem berauschten Momenten blieb ihr nichts übrig, als abzuwarten. Sie wußte, daß ihr das durchaus immer wieder passieren konnte, aber wenigstens wäre sie dann, wenn auch nur mit Mühe, in der Lage, es zu unterdrücken. Dann kämpfte sie weiter dagegen an.
    Sie verstand jetzt sehr viel besser die Art ihrer mißlichen Lage. Sie wußte, daß es lebensgefährlich werden konnte, wenn jemand von ihren einzigartigen Fähigkeiten erfuhr, ebenso lebensgefährlich wurde es, wenn sie sich in die Hand der Behörden begab, egal, welcher.
    Schließlich war es dunkel genug, um ihr Näherkommen zu decken. Sie stapfte über das verschneite Feld auf ein paar weit entfernte Lichter zu, dort, wo zwei erst kürzlich neu angelegte, schmale Asphaltstraßen im rechten Winkel aufeinandertrafen. Von der rostigen Dachrinne eines der wettergebleichten hölzernen Gebäude hing ein Schild. Es wurde von einer einzigen, gelblichen Glühbirne erleuchtet: »BIER. ESSEN.«
    Vor dem ländlichen Gasthaus parkte ein halbes Dutzend Autos, Sport- und Geländewagen, mit Skihalterungen auf dem Dach. Sie blieb draußen stehen und lauschte …
    Sie hörte die hellen und dumpfen Geräusche
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