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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3
Autoren: David Weber
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sodass Leute wie Baron Seamount, Ehdwyrd Howsmyn und Rhaiyan Mychail sich ganz alleine Mittel und Wege überlegen konnten, wie man das auch in die Tat umsetzen könnte.
    Und …« − er blickte Cayleb geradewegs in die Augen − »… es ist ebenso wichtig, dass alle auf Safehold, selbst die Feinde von Charis, genau das Gleiche tun.«
    Cayleb legte die Stirn in Falten, und Merlin schüttelte den Kopf.
    »Denkt einmal darüber nach, Cayleb. Wer ist Euer wahrer Feind? Hektor von Corisande? Oder die Inquisition?«
    »Im Augenblick«, antwortete Cayleb nach kurzem Nachdenken, »behalte ich eher Hektor im Auge. Ich hoffe, das erscheint Euch verständlich.« Er kniff die Lippen zu einem schmalen Lächeln zusammen. »Andererseits verstehe ich sehr wohl, worauf Ihr hinauswollt. Gäbe es Hektor nicht, so hätten Clyntahn und die ›Vierer-Gruppe‹ sich jemand anderen gesucht, den sie zu ihrem Werkzeug machen könnten.«
    »Ganz genau. Und wie werdet Ihr die Kirche besiegen? Lässt sich das mit Flotten und Armeen bewerkstelligen?«
    »Nein«, gab Cayleb nachdenklich zurück.
    »Natürlich nicht«, bekräftigte Merlin. »Euer wahrer Feind ist ein Glaubenssystem, eine Doktrin, eine Denkweise. Ideen kann man nicht mit dem Schwert töten, und mit einer Breitseite kann man kein Glaubenssystem versenken. Ein Glaubenssystem könnt Ihr nur besiegen, indem Ihr es zu Veränderungen zwingt; und der Kirche bleiben nur zwei Möglichkeiten, sich der Herausforderung zu stellen, die Ihr und Charis für sie darstellen. Entweder verweigert sie sich dieser Veränderung, und dann hat sie keinerlei Chance, Euch militärisch zu besiegen. Oder sie kommt zu dem Schluss, dass ihr gar keine andere Wahl bleibt und sie sich verändern muss, dass sie neue Waffen und neue Technologien einfach akzeptieren muss. Und wenn das geschieht, dann wird die Kirche feststellen, dass sie auch ihr Glaubenssystem verändern muss. Und wenn das geschieht, Cayleb, dann habt Ihr schon gewonnen, denn dann hat Euer wahrer Feind schlichtweg Selbstmord begangen.«
    »Bei Euch klingt das alles so leicht«, stellte Cayleb mit einem schiefen Grinsen fest.
    »Nein«, sagte nun der Erzbischof, und der König blickte ihn an. »Nicht ›leicht‹, Cayleb. Nur einfach.«
    »Ganz genau.« Merlin nickte. »Auf Terra hat es einen Militärphilosophen gegeben, schon lange, bevor der erste Mensch ernsthaft über Raumfahrt nachgedacht hat − oder vermutet, dass dort draußen irgendwo jemand wie die Gbaba auf uns wartet. Und dieser Mann hat gesagt, im Krieg sei alles sehr einfach … aber selbst die einfachsten Dinge seien schwer zu bewerkstelligen.«
    »Tatsächlich?« Caylebs Lächeln wurde ein wenig entspannter. »Das ist ja interessant! Genau das hat Vater mehr als einmal zu mir gesagt. Hat er das auch aus einem dieser Bücher von Sankt Zherneau?«
    »Das bezweifle ich doch sehr. Euer Herr Vater war einer der intelligentesten Menschen, die ich jemals kennen gelernt habe, Cayleb. Ich glaube nicht, dass er eines von Clausewitz bedurfte, um diese Wahrheit zu erkennen.«
    »Also gut«, sagte Cayleb dann nach kurzem, nachdenklichem Schweigen. »Ich glaube, ich verstehe, was Ihr meint. Rein aus meiner Position als König von Charis bin ich darüber alles andere als glücklich, wie Ihr Euch sicherlich vorstellen könnt. Aber ich verstehe, was Ihr mir hier sagen wollt − und auch, warum Ihr mir das sagen wollt. Andererseits: Wenn der ›Innere Kreis‹ der Bruderschaft schon die Wahrheit darüber kennt, wie wir hierhergekommen sind, und auch warum, könnten wir dann nicht zumindest einen Teil Eures Wissens nach und nach an diesen Inneren Kreis weitergeben?«
    »An diejenigen, die schon von Sankt Zherneaus Tagebuch wissen, ja.« Merlin zuckte mit den Schultern. »Die Tatsache, dass die Inquisition Charis nicht schon vor Jahren dem Erdboden hat gleichmachen lassen, ist für mich Beweis genug, dass zumindest diese Männer genau wissen, wie man ein Geheimnis bewahrt. Tatsächlich bin ich sogar versucht, weitere Verstecke für Bücher und Aufzeichnungen anzulegen, einfach nur für den Fall, dass der Kirche ein ›Glückstreffer‹ gelingt. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das wirklich eine gute Idee ist, aber ich denke, es lohnt sich zumindest darüber nachzudenken.
    Das Problem ist nun, dass wir, sobald wir es mit anderen Personen zu tun haben als denjenigen, von denen wir bereits wissen, dass sie ein Geheimnis für sich behalten können, jeder ein echtes Risiko für Charis darstellt. Wie auch
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