Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird
Autoren: Roman Rausch
Vom Netzwerk:
alle ermittelt und ihre Aussagen aufgenommen. Da sie auf den Film konzentriert waren und es im Kinosaal dunkel war, geben ihre Auskünfte nichts her. Eine genaue Beschreibung des Opfers konnte keiner geben.«
    »Und das Phantombild …?«, fragte Levy.
    »… entstand auf Basis der Angaben dieser Frau Wieczorek«, antwortete Michaelis.
    »Sie hat ihn wahrscheinlich nur aus diesem kleinen Schalter heraus gesehen.«
    »Ist anzunehmen. Die Eintrittskarten werden gleich beim Kauf abgerissen, eine zusätzliche Kontrolle an der Tür zum Saal gibt es nicht.«
    Levy suchte nach dem Zugang in den kleinen Raum. Er fand ihn drei Schritte weiter. Vier Stufen führten zu einer Tür, die er öffnete. Der Lichtschalter pendelte in Form einer Schnur von der Decke. Er zog daran.
    Hier wurde an vielem gespart, am Platz wie an der Einrichtung. Zu seiner Linken ein Regal mit Süßigkeiten und Knabberkram, an der Stirnseite ein kleiner Campingkühlschrank und direkt vor ihm ein Stuhl, von wo aus die Kassiererin alles in Griffweite hatte.
    Levy setzte sich auf den Stuhl und blickte durch die Glasscheibe hinaus in den spärlich erhellten Gang. Wie vermutet saß er erhöht, sodass er Michaelis mindestens um eine Kopfhöhe überragte. Diese Perspektive war sicherlich dazu geeignet, etwaige Mitbringsel, wie Kameras oder andere Aufnahmegeräte, schneller zu erkennen, aber keinesfalls, um der Kundschaft direkt ins Gesicht zu sehen.
    »Hältst du das Phantombild mal vor dein Gesicht?«, bat Levy.
    Michaelis tat es. Selbst wenn der Mann sehr groß gewesen war, die Augenzeugin hatte ein perspektivisch verzerrtes Bild von ihm erhalten. Mit dieser Zeichnung war nicht viel anzufangen. Levy erhob sich und ging in den Gang zurück.
    Vor dem Eingang in den Kinosaal war links in der Wand ein Kasten eingelassen, so las Michaelis aus der Akte. Sie öffnete ihn, suchte den zweiten Schalter in der dritten Reihe und betätigte ihn.
    Zusammen betraten sie den Kinosaal. Das Licht war hell genug, um zu erkennen, dass in der Mitte ein Gang und auf beiden Seiten rund zwanzig Reihen mit ebenso vielen Sitzplätzen vorhanden waren.
    Der Saal machte einen auffallend sauberen Eindruck. Von der erwarteten Verwüstung, die von einem Bombenanschlag zu erwarten war, gab es keine offensichtlichen Spuren. Selbst der Boden schien wie geleckt – ein Ergebnis der Spurensicherung, die den Tatort besenrein verlassen hatte, um nicht die winzigste Spur zu verlieren.
    Doch wo war die Explosionsstelle?
    Der oder die Täter hatten die Sprengstoffmenge und deren Wirkung anscheinend sehr gut abgeschätzt und wollten nur gezielt eine Person ausschalten. Levy hatte aus den Protokollen entnommen, dass die Wirkung von Sprengstoff nur äußerst schwer genau vorauszusagen ist. Der Täter oder die Täter schienen folglich zu wissen, was sie taten.
    Erst als sich Levy auf Höhe der Sitzreihe befand, in der die Detonation stattgefunden hatte, erkannte er schwere Beschädigungen an den Sitzen. Der weiche Bodenbelag war aufgewellt, und die Sitzbezüge waren durch herumfliegende Splitter eingerissen.
    Ein paar Schritte weiter erkannte er das Zentrum der Detonation. Der Boden wies eine leichte Eindellung und eine schwarze Einfärbung auf. Der Kinositz, auf dem sich das Opfer befunden hatte, und die Sitze links und rechts davon fehlten, sie wurden im Labor untersucht.
    Die Sitze vor dem Sprengzentrum waren in einem verhältnismäßig guten Zustand. Teile der Polsterung waren auch hier weggerissen worden, und der Bezug war von der Explosion und getrocknetem Blut verfärbt.
    Levy nahm eine Taschenlampe und leuchtete über den Boden. Die Bezeichnung Sprengtrichter hatte diese leichte Vertiefung kaum verdient, und vermutlich hatten die Kollegen der Spurensicherung noch darin herumgekratzt, um Restteile der technischen Vorrichtung oder gar unverbrannten Sprengstoff zu finden. Da die Ausbeulung so gering war, war der Explosionspunkt vermutlich nicht auf dem Boden gewesen.
    Auffälliger als die schwarze Verfärbung war die Menge an getrocknetem Blut. Die Ränder einer Lache waren am Boden zu erkennen, ebenso auf den umliegenden Sitzen.
    Das Opfer hatte stark geblutet. Das passte zu den Bildern vom Tatort, die Levy gesehen hatte. Der vorläufige Obduktionsbericht hatte als Todesursache Verbluten »bei fast kompletter Zerstörung der Bauch- und Beckenregion nach massivem Explosionstrauma« festgestellt.
    »Gibst du mir mal die Tatortfotos?«, bat Levy Michaelis.
    »Die mit dem Opfer?«
    Levy bejahte. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher