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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01
Autoren: G Albin
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Bis vor zwanzig Minuten ahnte ich ja noch nicht mal was von den beiden ersten.
    »Alles klar?«, fragt der Beamte den Arzt.
    »Gib ihr noch eine Minute.«
    »Mir geht’s gut«, sage ich mit einem Lächeln, um für das Stream-Team zu üben. Aber beim Sprechen verkrampft sich mein Magen und drückt das Abendessen wieder hoch. Ich klappe zusammen und würge Schmorbraten und Kuchencreme aus.
    »Na prima«, bellt der Beamte. »Wieso habe ich eigentlich so eine unfähige Mannschaft?«
    »Gleich geht es ihr besser«, antwortet der Arzt und tritt ein paar Schritte zurück. Der andere wirft ihm einen missbilligenden Blick zu, dreht sich dann um und führt mich zur Treppe. Auf der letzten Stufe nimmt er meinen Arm und flüstert mir zu: »Sorge dafür, dass es echt aussieht. Ihr Leben hängt davon ab.«
    Ich habe nicht den Mut, ihn zu fragen, ob er meine Mutter oder meine Schwester meint, denn die Antwort würde mir verraten, wer von beiden schon tot ist. Ich taumle die Treppe hinauf und blinzle in das helle Licht der Wohnetage. Alle Lampen sind eingeschaltet, Küche und Esszimmer durchwühlt. Als wir auf dem Weg zur Eingangstür durch das Esszimmer gehen, rutsche ich auf etwas Dunklem, Klebrigem aus. Einer der Uniformierten greift meinen Arm, als ich stolpre. Mein Kopf zuckt nach vorne, sodass ich direkt auf den Fleck starre. Er ist fast schwarz und rinnt aus einer großen, steifen Tasche.
    Ich weiche zurück und remple den Mann hinter mir an.
    »Keine Zeit dafür, Süße«, zischt er mich an. »Du musst jetzt eine Show hinlegen, oder wir brauchen noch mehr solcher Taschen.«
    Ich kann den Blick nicht davon lösen, weshalb er mich weiterzieht. Ich versuche, ihm zu sagen, dass ich Blut an den Füßen habe, aber er gibt seiner Mannschaft schon wieder Befehle.
    »Halt!«, fordert ein Mann an der Tür. Der gut aussehende Beamte tritt vor, mustert mich von oben bis unten, seufzt und tritt unter tosendem Applaus auf die Veranda hinaus. Ich wende den Kopf und schaue zu der langen, schwarzen Tasche zurück, aber ein Uniformierter tritt an den Tisch und verstellt mir den Blick. Ich beuge mich vor und sehe, dass er Kuchen isst.
    »He«, rufe ich, und alle blicken mich erstaunt an. »Das sind die Rationen einer halben Woche! Lass das für meine Familie stehen!«
    Der Mann schaut rüber zu seinem Kollegen, und ich kann es in ihren Blicken sehen – so ein Pech – , aber er stellt den Kuchen wieder hin.
    »Sei gesegnet, Romen! Ich bin Cormac Patton, und … « Der gut aussehende Beamte spricht von unserer Veranda aus in die Menge. Mehr Applaus. Er wartet, bis das Klatschen verklingt.
    »Für Applaus hat er immer Zeit«, bemerkt ein Anästhesist trocken.
    »Sei gelobt, Arras. Ich bin Cormac Patton.« Mein Bewacher macht ihn mit gedämpfter Stimme nach, und die anderen Männer lachen, bis ein Wachmann sie zum Schweigen bringt.
    Cormac Patton. Konventsbotschafter der Gilde der Zwölf und Schönling Nummer eins im Stream. Wie konnte ich ihn nur nicht erkennen? Sie müssen mich wirklich unter Drogen gesetzt haben. Oder ich bin es einfach nicht gewohnt, dass sich Berühmtheiten bei uns im Keller herumtreiben. Selbst meine Mutter steht auf ihn. Nur ich verstehe nicht, was an ihm so toll sein soll. Klar, er trägt immer ein schwarzes Jackett und sieht gut aus, aber er ist mindestens vierzig. Vielleicht sogar älter, denn ich kann mich nicht an eine Zeit in meinem Leben erinnern, in der er noch nicht wie vierzig ausgesehen hätte.
    Ich kapiere einfach nicht, dass er gerade auf meiner Veranda steht.
    »Wir haben das Vergnügen, Adelice Lewys zum Dienst zu berufen«, schallt Cormacs Stimme. Ein Uniformierter schiebt mich neben ihn. »Möge Arras unter ihrer Berührung erblühen!«
    Die Menge spricht den Segen im Chor nach, und ich erröte. Dann setze ich das strahlende Lächeln auf, das ich wohl vorerst aufbehalten werde.
    »Wink ihnen zu!«, befiehlt Cormac mit zusammengebissenen Zähnen, wobei er sein blitzendes Lächeln weiterlächelt.
    Ich winke schüchtern und strahle in die Menge. Einen Moment später umringen uns Uniformierte, um uns zu einem motorisierten Wagen zu eskortieren. Die Menge wird zum Mob, und ich sehe nur noch Hände. Die Wachmänner halten die meisten von mir ab, aber ich schrecke trotzdem zurück. Wohin ich auch blicke, greifen Finger nach mir. Sie grabschen nach meinen Kleidern und versuchen, mein Haar zu berühren. Mein Atem beschleunigt sich, und Cormac neben mir runzelt die Stirn. Die Drogen sind wohl weniger stark, als er
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