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Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
Autoren: Frederick Forsyth
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kostet Zeit, aber so ist es weniger riskant. Dass sie im Morgengrauen dabei erwischt worden waren, wie sie die Persenning über das Deck zogen, verriet sie. Das war kein Fischtrawler. Die Ladung war bereits an Bord: eine Tonne weißes Pulver, mehrfach verpackt und verschnürt zum Schutz vor Salz und Wasser, verladen an einem morschen Holzsteg in einer versteckten Bucht in Venezuela.
    Die Esmeralda-G. war offensichtlich auf dem Weg nach Westafrika, wahrscheinlich in den Drogenstaat Guinea-Bissau. Manhire stöhnte. Wenn sie doch nur weiter nördlich unterwegs gewesen wäre, vorbei an den spanischen Kanaren, am portugiesischen Madeira oder an den Azoren; beide Länder hätten einen Kutter der Küstenwache losschicken und den Schmuggler abfangen können.
    Aber sie war weit unten im Süden, nur hundert Meilen weit nördlich der Kapverdischen Inseln, und die konnten nicht helfen. Es fehlte an Ausrüstung. Die Reihe der gescheiterten Staaten, die im Bogen von Senegal bis Liberia reichten, brauchte man ebenfalls nicht zu fragen. Sie waren ein Teil des Problems, nicht seine Lösung.
    Tim Manhire hatte sich an die Seestreitkräfte sechs europäischer Staaten und der USA gewandt, aber niemand hatte eine Fregatte, einen Zerstörer, einen Kreuzer in der Gegend. Die Esmeralda-G. würde das Flugzeug, das sie fotografiert hatte, gesehen haben. Die Crew würde wissen, dass man sie entdeckt hatte, sie würde den Trick mit der Persenning aufgeben und mit voller Kraft auf die Küste zufahren. Bis dahin hatten sie nur noch zweihundert Seemeilen vor sich, und selbst bei schwerfälligen zehn Knoten würden sie noch vor morgen früh in den sicheren Mangrovensümpfen vor der Küste von Guinea verschwunden sein.
    Selbst wenn man einen Schmuggler auf hoher See aufgebracht hatte, gingen die Frustrationen weiter. Kürzlich hatte Manhire Glück gehabt, eine französische Fregatte hatte auf sein Ersuchen reagiert und, den Anweisungen des MAOC folgend, vierhundert Meilen weit vor der Küste einen Koksfrachter gefasst. Aber die Franzosen waren besessen von juristischen Spitzfindigkeiten. Ihre Vorschriften erforderten, dass der gekaperte Schmuggler in den nächsten »befreundeten« Hafen geschleppt werden musste. Und der befand sich zufällig ebenfalls in einem Pleitestaat: in Guinea-Conakry.
    Dann hatte ein französischer Richter aus Paris eingeflogen werden müssen, um »les formalités« zu erledigen, und die hatten etwas mit den Menschenrechten zu tun – les droits de l’homme .
    » Droits de mon cul «, hatte Jean-Louis geknurrt, Manhires Kollege in Frankreich, und selbst der Brite verstand: »Die Rechte meines Arsches.«
    Der Frachter wurde beschlagnahmt, die Mannschaft vor Gericht gestellt, das Kokain konfisziert. Innerhalb einer Woche hatte das Schiff die Leinen losgemacht und war in See gestochen. Die alte Besatzung war an Bord, auf Kaution freigelassen von einem Richter, dessen staubiger Peugeot sich in einen neuen Mercedes verwandelt hatte, und die beschlagnahmte Ladung hatte sich sozusagen in Luft aufgelöst.
    Seufzend registrierte der Direktor des MAOC den Namen und das Foto der Esmeralda-G. Sollte sie jemals wieder auftauchen … Aber das würde nicht geschehen. Die Schmuggler waren gewarnt, und so würde sie zum Thunfischfänger umgerüstet werden und mit einem neuen Namen auf den Atlantik zurückkehren. Und würde dann wieder ein Aufklärungsflugzeug einer europäischen Marine das Glück haben, zufällig vorbeizufliegen, während eine Persenning im Wind flatterte? Die Chancen standen tausend zu eins.
    Das, dachte Manhire, war der größte Teil des Problems: spärliche Ressourcen, und die Schmuggler hatten nichts zu befürchten. Nicht einmal, wenn sie gefasst wurden.
    Eine Woche später saß der amerikanische Präsident in einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Direktor der Homeland Security zusammen, jener Superbehörde, deren Aufgabe es war, die dreizehn Nachrichtendienste der USA zu koordinieren und zu leiten. Der Mann starrte seinen Oberkommandierenden verblüfft an.
    »Ist das Ihr Ernst, Mr. President?«
    »Ja, ich glaube schon. Was raten Sie mir?«
    »Na ja, wenn Sie vorhaben, die Kokainindustrie zu zerstören, legen Sie sich mit einigen der bösartigsten, gewalttätigsten und skrupellosesten Männer der Welt an.«
    »Ich schätze, in dem Fall brauchen wir jemanden, der noch besser ist.«
    »Ich glaube, Sir, Sie meinen jemanden, der noch schlimmer ist.«
    »Haben wir einen solchen Mann?«
    »Tja, es gibt da einen Namen – besser
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