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Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
Autoren: Frederick Forsyth
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Bitte. Ich habe jetzt eine Besprechung, die ich nicht verschieben kann. Aber das macht nichts. Jonathan Silver wird Ihnen alles erklären. Für eine Antwort wäre ich Ihnen dankbar – sobald Sie sich in der Lage fühlen, eine zu geben.«
    Ein Lächeln und ein weiterer Händedruck, und er war weg. Mr. Silver lächelte nicht. Er tat das aus Gewohnheit nur sehr selten – eigentlich nur, wenn er hörte, dass ein Widersacher des Präsidenten tief in der Patsche saß. Jetzt nahm er eine Akte von seinem Schreibtisch und reichte sie hinüber.
    »Der Präsident wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das hier zunächst lesen würden. Jetzt. Hier.« Er deutete auf einen der Ledersessel, die weiter hinten im Raum standen. Paul Devereaux nahm die Akte, setzte sich, schlug die elegant bekleideten Beine übereinander und las den Berrigan-Report. Zehn Minuten später war er fertig. Er blickte auf.
    Jonathan Silver war mit irgendwelchen Unterlagen beschäftigt. Als er merkte, dass der alte Geheimagent ihn ansah, ließ er seinen Stift sinken.
    »Was sagen Sie dazu?«
    »Interessant, aber kaum neu. Was wollen Sie von mir?«
    »Der Präsident möchte Folgendes wissen. Wäre es mit unserer gesamten Technologie und allen unseren Spezialeinheiten möglich, die Kokainindustrie zu vernichten?«
    Devereaux blickte an die Decke. »Jede Antwort, die ich Ihnen nach fünf Sekunden gäbe, wäre nicht zu gebrauchen. Das wissen wir beide. Ich brauche Zeit für das, was die Franzosen ein projet d’étude nennen.«
    »Es interessiert mich einen Scheißdreck, wie die Franzosen es nennen.« Jonathan Silver verließ die USA nur selten, und dann hauptsächlich, um in sein geliebtes Israel zu reisen. Wenn er unterwegs war, empfand er jede Minute als Gräuel, besonders in Europa und ganz besonders in Frankreich.
    »Sie brauchen Zeit zum Studieren, ja? Wie viel?«
    »Zwei Wochen, mindestens. Und ich brauche ein Ermächtigungsschreiben, das mir ermöglicht, von jeder Behörde dieses Landes offene und wahrheitsgemäße Auskünfte einzufordern. Andernfalls wäre meine Antwort immer noch wertlos. Ich nehme an, weder Sie noch der Präsident wollen Zeit und Geld an ein Projekt verschwenden, das zum Scheitern verurteilt ist?«
    Der Stabschef starrte ihn ein paar Sekunden lang an. Dann stand er auf und marschierte hinaus. Fünf Minuten später war er mit einem Brief wieder da. Devereaux warf einen Blick darauf und nickte bedächtig. Was er da in der Hand hielt, genügte, um jede bürokratische Schranke in diesem Land zu überwinden. Der Stabschef reichte ihm eine Karte.
    »Meine persönlichen Nummern. Privat, Büro, Handy. Alles verschlüsselt. Absolut abhörsicher. Sie können mich jederzeit anrufen, aber nur, wenn ein schwerwiegender Grund vorliegt. Von jetzt an ist der Präsident draußen. Müssen Sie den Berrigan-Report behalten?«
    »Nein«, sagte Devereaux freundlich. »Ich kann ihn auswendig. Ihre drei Nummern auch.«
    Er reichte die Karte zurück. Insgeheim machte er sich über das großspurige »absolut abhörsicher« lustig. Wenige Jahre zuvor war ein britischer Computerfreak, der an einer milden Form von Autismus litt, durch sämtliche Firewalls der NASA und des Pentagons gedrungen wie ein heißes Messer durch ein Marshmallow, und zwar mit einer billigen Kiste in seinem Zimmerchen in Nordlondon. Die Cobra wusste, was wirkliche Geheimhaltung war: Ein Geheimnis zwischen drei Männern konnte man nur bewahren, wenn zwei von ihnen tot waren. Man musste drin und wieder draußen sein, bevor die Bösewichte aufwachten.
    Eine Woche nach dem Gespräch zwischen Devereaux und Silver war der Präsident in London. Kein Staatsbesuch, aber doch eine offizielle Visite. Auch so wurden er und die First Lady von der Queen auf Windsor Castle empfangen, und eine alte, echte Freundschaft wurde erneuert.
    Davon abgesehen gab es mehrere Arbeitsgespräche über aktuelle Probleme: Afghanistan, die two economies , die EU , globaler Klimawandel und Welthandel. Am Wochenende wollten der Präsident und seine Gattin zwei erholsame Tage mit dem neuen britischen Premierminister auf dessen offiziellem Landsitz verbringen, einer prachtvollen Tudorvilla mit dem schlichten Namen Chequers. Am Samstagabend tranken die beiden Paare ihren Kaffee nach einem Dinner in der Long Gallery. Da es kühl war, loderte ein Holzfeuer im Kamin, und das Licht der Flammen flackerte auf den Bücherwänden mit den handgeprägten antiken Lederbänden.
    Ob zwei Regierungschefs sich jemals menschlich miteinander
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