Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Titel: Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
Autoren: Jo Thun
Vom Netzwerk:
meinem Vater, in dem er ihr versprochen hatte, dass sie die Hälfte der Firma erben sollte. Es war schließlich die Firma ihrer beider Eltern gewesen. Aber der Brief war schon uralt, und so ein Brief ist kein Testament. Ich habe ihr dann trotzdem 20,000 Euro angeboten, aber die wollte sie nicht. Seitdem hatten wir uns nicht mehr gesehen. Schade eigentlich, ich hatte sie immer ganz gerne gehabt. Komisch, nachdem ich so viele Jahre ganz gut ohne sie ausgekommen war, hatte ich jetzt schon zum zweiten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden an sie gedacht.
    Und wie man so von einem Gedanken zum nächsten springt, da fiel mir dann plötzlich ein, dass sie, wenn ich unerwartet sterben würde, doch noch alles erben würde. Sie war meine nächste Blutsverwandte. Mein Gott, was war mit mir los - warum dachte ich denn die ganze Zeit ans sterben?
    Jetzt wäre der Moment gekommen, aufzustehen und das alles abzuschütteln. Aber ich konnte mich noch immer nicht rühren. Ich hörte, wie die Tür langsam aufgemacht wurde und dann wieder zuging. Das war nicht das erste Mal, dass ich noch im Bett lag, wenn die Putzfrau kam. Sie wartete eigentlich mit meinem Zimmer immer bis zum Schluss. Vielleicht war es ja gar nicht mittags, sondern schon viel später. Auch egal, dann machte sie halt mein Zimmer heute mal nicht. Ich schlief wieder ein.
    Als ich wieder aufwachte, lag ich auf der Seite. Also konnte ich mich doch bewegen, zumindest im Schlaf. Trotzdem hatte ich keine Lust, die Augen aufzumachen. Aber ich musste unbedingt mal aufs Klo. Kurz erwog ich, einfach ins Bett zu machen, entschied mich dann aber doch dagegen. Mühsam gelang es mir, die Augen etwas zu öffnen. Am liebsten wäre ich auf allen Vieren ins Bad gekrochen, aber da ich mir nicht ganz sicher war, ob die Putzfrau nicht doch noch da war, nahm ich all meine Energie zusammen und kam auf die Beine. Mit der Hand an der Wand abstützend tastete ich mich zur Tür und in den Flur. Da stand meine Putzfrau, schon im Mantel, als habe sie auf mich gewartet.
    „ Guten Tag, Herr Mattheus. Ich habe ihnen einen Zettel hingelegt. Ich kann die nächsten zwei Wochen leider nicht kommen, meine Tochter ist krank und ich muss auf meinen Enkel aufpassen. Sie wissen doch, sie wohnt in London. Aber in drei Wochen bin ich wieder da. Soll ich Ihnen einen Ersatz besorgen?“
    „ Ne, schon gut. Gute Besserung. Bis dann!“
    Ich hatte endlich das Bad erreicht und ließ mich aufs Klo fallen. Draußen fiel die Tür ins Schloss.
    Fünf Minuten später lag ich wieder im Bett. Und wieder musste ich an die Broschüre der Sterbeklinik denken. Das ließ mich nicht los. Als zöge mich eine höhere Gewalt. WER wollte mir hier WAS sagen? Ich verstand es nicht. Oder wollte es nicht verstehen? Wusste ich denn im Grunde nicht schon seit Jahren, dass mein ganzes Leben überflüssig war? Dass mich niemand brauchte, dass ich mich auf nichts freute, dass ich keinen Sinn im Leben sah? Warum also nicht Schluss machen?
    Wow! Ich hatte Selbstmordgedanken! Cool! Und die Lösung lag auf meinem Schreibtisch. Langsam spürte ich doch wieder etwas Energie und ich fischte mein Handy vom Nachttisch. „Copa Caba“, was wusste Google darüber? Ein kleiner Inselstaat, der früher einmal zu Brasilien gehört hatte, aber jetzt unabhängig war. 35,000 Einwohner. Weiße Sandstrände, ein Vulkan in der Mitte, der alle paar Jahrhunderte einmal ausbrach. Belieferte die Welt mit Muskatnuss und anderen Gewürzen. Man baute an einem Hafen für Kreuzfahrtschiffe, der würde aber erst nächstes Jahr fertig. Nur einen klitzekleinen Flughafen hatten sie.
    Eigentlich wollte ich schon immer mal in die Karibik. Und hier würde mich niemand vermissen. Ich rief nochmal die Seite der Klinik auf und klickte auf Kontakt. Normalerweise e-maile ich lieber, als dass ich telefoniere, aber ich wollte doch hören, was für Menschen in dieser Klinik arbeiteten.
    Beim Dritten Klingeln nahm jemand ab: „The Lost Paradise, How can I help you?“
    “ Äh. Yes. Do you have a room free?”
    “ Ich sehe, Sie rufen aus Deutschland an. Wir können gerne Deutsch reden. Sie möchten bei uns buchen?”
    „ Haben Sie denn ein Zimmer? Was kostet das eigentlich?“
    „ Sie wissen, was für eine Art Klinik wir sind?“
    „ Ich habe hier Ihre Broschüre.“
    „ Ah ja, sehr schön! Eine Woche kostet US$ 20,000. Die meisten Gäste bleiben einen Monat.“
    „ Oh!“
    „ Sie müssen aber wöchentlich im Voraus zahlen!“
    „ Ja, natürlich. Hinterher geht das ja dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher