Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clean Team

Clean Team

Titel: Clean Team
Autoren: C Huston
Vom Netzwerk:
Handrücken gegen den Mundwinkel und klappte sein Buch zu.
     
    - Ich bin sprachlos vor Rührung. Man stelle sich vor, mein eigener Sohn möchte nicht, dass ich sterbe. Wie viele Väter können das schon von sich sagen?
    - Halt deine verdammte Klappe, Dad.
     
    Er drehte sich nach mir um, musterte mich über das Kerzenlicht hinweg und wartete.
    Ich warf den kleinen Speer aus Wachs über das Geländer.
     
    - Ich will nicht, dass du stirbst. Und das heißt nicht nur, ich wünsche dir nicht aktiv den Tod, sondern ich möchte überhaupt nicht, dass du stirbst. Ich will nicht, dass du eines Nachts stolperst, über das Geländer stürzt und dir den Hals brichst. Oder auf dem Rücken einschläfst, dich erbrichst und daran erstickst. Oder dass eine dieser Kerzen in eine Whiskeypfütze kippt, ein Exemplar von Madame Bovary entzündet und du mit Haut und Haar verbrennst.
     
    Er griff sich an die Kehle.
     
    - Ich verabscheue Bovary . Nur über meine Leiche käme mir dieses Buch ins Haus.

    Ich streckte den Arm aus und verpasste ihm einen Schlag seitlich gegen den Schädel.
    Er starrte mich durch seine verschmierten Brillengläser an.
     
    - Du hast meine volle Aufmerksamkeit.
     
    Ich erhob mich.
     
    - Du bist ein ignorantes Arschloch, L.L. Der König aller ignoranten Arschlöcher. Und ich werde dir niemals die Krone streitig manchen. Ich erkenne neidlos an, dieser Thron gebührt dir allein.
     
    Ich zeigte ihm den Mittelfinger.
     
    - Aber egal, wie bescheuert du dich aufführst, du wirst mich nicht los, du lächerliches, menschenfeindliches Stück Scheiße. Was jetzt nicht heißen soll, dass ich dich nicht absolut unerträglich finde, sobald ich auch nur fünf Minuten in deiner Nähe bin. Doch ich kann das aushalten. Schließlich hab ich verdammt viel Übung darin.
     
    Ich wies mit dem Daumen über die Schulter auf das Haus.
     
    - Und deshalb tauch ich nächste Woche mit einem Pick-up hier auf, fang an, den ganzen Scheiß auszumisten und lass den Strom wieder anstellen. Und was sonst noch so ansteht.
     
    Er rückte seine Brille zurecht.
     
    - Was ist los, Web?
    - Scheiß auf dich.
     
    Er erhob sich.
     
    - Was ist passiert? Was ist in dich gefahren? Um was geht’s hier?
     
    Ich legte eine Hand auf seine Brust, als er sich mir näherte.
     
    - L.L. es geht hier einzig und allein darum, dass ich keinen Wert darauf lege, eines Tages einen Anruf zu kriegen, dass deine Leiche hier oben seit fünf Wochen verrottet, und ich antanzen muss, um sie zu riechen und den Fleck zu begutachten, wo deine Überreste in den Teppich gesickert sind. Ich will nicht deine Sauerei beseitigen müssen, wenn du eines Tages stirbst.
     
    Er nickte.
     
    - Ich wollte deine Sauerei auch nie wegmachen, als du klein warst. Also ist das nur fair.
     
    Ich nickte.
     
    - Ein ignorantes Granatenarschloch, L.L., das bist du.
     
    Er ließ sich zurück in den Sessel fallen.
     
    - Versuch lieber, dein eigenes Leben auf die Reihe zu kriegen, Web. Kümmere dich lieber um dich selbst.
    - Ich besitze ausreichend Qualifikationen.
     
    Er wandte sich ab, stemmte die Füße auf den unteren Balken des Geländers und hob sein Buch auf.

    - Dann mach das Beste draus.
     
    Ich rührte mich nicht von der Stelle.
     
    - Nächste Woche komme ich mit dem Pick-up.
     
    Er zog ein schmutziges Taschentuch aus seiner Hose und wedelte damit in der Luft.
     
    - Wie du meinst.
     
    Ich wandte mich zum Ausgang.
     
    - Ich hab das Geld in Karenina gefunden.
    - Hast du das Buch gelesen?
    - Mann, ich weiß schon alles, was es über unglückliche Familien zu wissen gibt.
     
    Er wischte sich die Nase mit dem Taschentuch und stopfte es wieder in seine Hose.
     
    - Glaub ich dir gern.
     
    Ich kratzte mich am Schädel.
     
    - Aber ich könnte noch mehr Geld gebrauchen.
     
    Er schlug das Buch auf.
     
    - Ja, ich habe bereits bemerkt, dass du anstatt einer ordentlichen Hose ein Handtuch trägst. Offensichtlich kannst du den einen oder anderen Dollar gebrauchen. Wie schon gesagt, Geld ist in der Dose.
    - Ich brauche aber eine Menge. Für einen Totalversager,
den ich kenne. Der Bursche ist so fertig, dass er sogar auf Hilfe von jemandem wie mir angewiesen ist.
     
    Er prostete dem Nachthimmel zu.
     
    - Bedien dich. Und wenn du noch mehr brauchst als das, lass es mich wissen.
     
    Ich ging ins Haus.
    L.L. rief mir hinterher.
     
    - War mir ein Vergnügen, mit dir gesprochen zu haben, Web. Nichts vermag einem Mann die eigene Sterblichkeit erschreckender vor Augen zu führen als ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher