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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom
Autoren: Dead or Alive
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das Ladegeräusch der Pistole war viel lauter als
der Schussknall. Er hörte sogar das harmlose Tinkeln, mit dem die Messinghülse
auf dem Boden aufschlug, ein Geräusch wie von einem Spielzeug. Wovon immer der
Mann geträumt hatte, jetzt war es Wirklichkeit geworden. Die Schläfer in den
anderen Betten folgten ihm nach.
    Driscoll
dachte kurz daran, dass das, was er gerade tat, im Zivilleben eindeutig Mord
gewesen wäre, aber das war nicht sein Problem. Diese Männer hier hatten sich
Leuten angeschlossen, die seinem Land den Krieg erklärt hatten, und es war ihr
verdammtes Pech, wenn sie ihr Quartier nicht ordentlich bewachten. Schlamperei
hatte Konsequenzen, im Krieg gab es Regeln, und man musste es büßen, wenn man
sich nicht an sie hielt. Innerhalb von drei Sekunden waren die anderen Männer
erledigt. Vielleicht bekamen sie ja ihre Jungfrauen. Driscoll hatte keine
Ahnung. Es war ihm auch ziemlich egal. Neun böse Buben hatten sie erledigt. Er
ging weiter. Hinter ihm folgten zwei Ranger, dicht, aber nicht zu dicht, einer
mit erhobener Pistole, der andere mit dem M4 als Feuerschutz, ganz nach
Vorschrift. Die Höhle verlief nun wieder nach rechts. Driscoll nahm sich Zeit,
kurz durchzuatmen, dann ging er weiter. Noch mehr Betten, sah er. Zwei Stück.
    Aber
niemand schlief darin. Die Höhle war noch nicht zu Ende. Er war schon in
einigen solcher Höhlen gewesen. Ein paar waren drei- oder vierhundert Meter
lang gewesen. Die meisten aber nicht, einige waren auch nur bessere
Wandschränke, aber so eine war das hier gewiss nicht. Einige, in Afghanistan,
sollten angeblich unendlich sein. Die Russen hatten sie nicht einnehmen können,
obwohl sie alle Mittel bis hin zum Fluten mit Dieselöl und Anzünden eingesetzt
hatten. Vielleicht wäre Benzin hier besser, dachte Driscoll. Oder Sprengstoff.
Die Afghanen waren zäh, und die meisten hatten keine Angst vor dem Tod.
Driscoll hatte nie zuvor mit solchen Menschen zu tun gehabt, bevor er in diesen
Teil der Welt gekommen war. Aber sie starben auch, wie jeder andere Mensch, und
mit ihnen die Probleme, die sie verursachten.
    Eins nach
dem anderen. Hinter sich hatte er neun Tote, alles Männer, alle unter dreißig,
wahrscheinlich zu jung für nützliche Informationen, und in Gitmo gab es schon
genug wertlose Gefangene. Wären sie über dreißig gewesen, wäre es vielleicht
sinnvoller gewesen, sie am Leben zu lassen, damit der Geheimdienst mit ihnen
reden konnte. Aber sie waren alle zu jung gewesen, und jetzt waren sie tot. Zurück an die Arbeit.
    Hier war
nichts weiter zu sehen. Aber voraus war immer noch ein schwacher
Lichtschimmer. Vielleicht noch eine Kerze. Vor jedem Schritt schaute er nach
unten, um nicht gegen einen Stein zu treten. Lärm war im Moment sein
gefährlichster Feind, besonders an einem Ort wie diesem. Lärm weckte Leute auf,
und hier hallte es ziemlich. Er war froh über die weichen Sohlen seiner
Stiefel. Die nächste Biegung, wieder nach links, war schärfer. Zeit, langsamer
zu werden. Eine scharfe Kurve bedeutete einen Wachposten. Langsam, langsam.
Vier Meter. Vorsichtig. Als ob er sich ins Babyzimmer schlich, um seinen
Kleinen beim Schlafen zuzusehen. Aber hier wartete womöglich ein Erwachsener
hinter der Ecke, Gewehr in der Hand, halb schlafend. Driscoll hielt immer noch
die Pistole in beiden Händen, den Schalldämpfer aufgeschraubt. Noch neun
Schuss, einer im Lauf und acht im Magazin. Er blieb stehen und drehte sich um.
Die beiden anderen Ranger waren noch da, Augen auf ihn gerichtet. Nicht
ängstlich, aber angespannt und konzentriert. Tait und Young, zwei Sergeants aus
der Kompanie Delta, 2. Bataillon, 75th Ranger Regiment. Echte Profis wie er
selbst, die beide ihre Zukunft in der Army sahen.
    Konzentrier dich. Das war manchmal gar nicht so einfach.
Wenige Meter bis zur Ecke. Eine scharfe Kurve. Driscoll schob sich heran ...
und steckte seinen Kopf um die Ecke. Jemand war in der Nähe. Ein Afghane, oder
jedenfalls irgendein Gomer, saß auf einem ... Stuhl? Nein, eher einem
Felsblock. Der hier war älter, als er erwartet hatte. Vielleicht dreißig. Er
saß einfach da, nicht ganz schlafend, aber auch nicht wach. Eine Art Halbschlaf,
auf jeden Fall war er nicht wachsam. Der Mann hatte eine Waffe, eine AK 47,
vielleicht anderthalb Meter von seinen Händen entfernt an einen Stein gelehnt.
Nahe, aber nicht nahe genug, um sie in einem echten Notfall zu erreichen, wie
er ihn jetzt gleich erleben würde.
    Driscoll
näherte sich lautlos, wieder mit diesem
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