Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cinderella kehrt zurück

Cinderella kehrt zurück

Titel: Cinderella kehrt zurück
Autoren: VICTORIA PADE
Vom Netzwerk:
Schüler euch täglich lustig gemacht habt, ohne dass ich dabei etwas zu lachen hatte: Ich war die Brillenschlange, das Pickelgesicht, die Zahn spangentante, das Karottenhaar, Miss Neunmalklug …“
    „Ich kann mich nicht daran erinnern, dich so genannt zu haben. Um ehrlich zu sein, bist du mir bis zu den Nachhilfestunden gar nicht weiter aufgefallen.“
    „Okay, aber deine Clique hat mich so genannt: Steve Foster, Greg Simmons, Frankie Franklin – das waren die Schlimmsten. Sie haben mich nie in Ruhe gelassen, obwohl ich wirklich versucht habe, mich so unauffällig wie möglich zu benehmen. Und als ich dann eines Tages von der Schule nach Hause kam, erzählte mir meine Mutter, dass ich ausgerechnet dir Nachhilfestunden geben sollte.“
    „Ja, ich brauchte eben ein bisschen Unterstützung. Genau wie du jetzt, aber deswegen kommst du dir doch bestimmt nicht dumm vor, oder? Ich gebe ja zu, dass ich in der Schule kein Einserkandidat war, aber ich war immerhin in den meisten Fächern durchschnittlich – nur nicht in Physik. Außerdem hatte ich das Ganze schleifen lassen und nicht besonders viel für die Schule getan. Aber das hat die supertolle Eden Perry natürlich nicht registriert.“
    „Also, für supertoll habe ich mich nun wirklich nicht gehalten. Im Gegenteil, ich hatte null Selbstbewusstsein und war völlig unsicher. Und dann sollte ich mich auf einmal allein mit einem der beliebtesten Schüler meines Jahrgangs treffen. Ich war mir so sicher, dass du dich über mich lustig machen würdest, dass ich beschlossen habe …“ Sie suchte nach Worten, die nicht ganz so drastisch klangen – vergeblich. „Ich wollte es dir ordentlich geben, bevor du das Gleiche mit mir machst.“
    „Dann war das sozusagen eine … vorbeugende Maßnahme?“, erkundigte sich Cam ungläubig.
    „Genau“, bestätigte Eden.
    „Tja, für mich war es damals schon peinlich genug, dass meine Mutter mir eine Nachhilfelehrerin vor die Nase setzt. Und zu allem Überfluss auch noch ein Mädchen, das zwei Jahre jünger ist als ich selbst. Aber ich habe mich nie über dich lustig gemacht – weder während unserer Nachhilfestunden noch vorher. Ich hatte das alles nicht verdient.“
    „Ich weiß“, gab sie zu.
    „Warum hast du nicht aufgehört, als du das gemerkt hast?“
    Eden verzog das Gesicht. „Hm … ich weiß nicht, aber … wahrscheinlich habe ich mich dadurch für alles gerächt, was ich damals erlebt habe – selbst wenn du damit nichts zu tun hattest. Und als ich erst mal damit angefangen hatte, hatte ich Angst davor, es doppelt heimgezahlt zu bekommen, wenn ich wieder aufhören würde. Von dir und von deiner Clique.“
    „Dann hast du also einfach weitergemacht, bis ich mich so mies gefühlt habe wie du dich?“
    Das klang ja so, als wäre er nicht bloß wütend, sondern auch … verletzt? Und dabei hatte sie ihn damals immer für unverletzlich gehalten. Inzwischen war sie sich da nicht mehr so sicher.
    „Weißt du, ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ausgerechnet ich jemanden wie dich mit meinen Worten treffen könnte. Schließlich war ich ein Niemand, und du warst der tolle Hecht. Natürlich war mir die Sache peinlich, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich dadurch … eine bleibende Wunde hinterlassen habe. Ist das etwa so?“
    Diese Frage gefiel ihm ganz und gar nicht. Er richtete sich ein Stück auf und hob das kantige Kinn. „Na ja, eine bleibende Wunde nicht gerade, aber immerhin einen bleibenden Eindruck.“
    Lügt er mich jetzt etwa an, fragte Eden sich. Will er bloß nicht zugeben, wie sehr ich ihn verletzt habe? Dadurch kam sie sich gleich viel schäbiger vor.
    „Es tut mir wirklich leid“, sagte sie also noch einmal. „Ich war schon damals nicht stolz auf das, was ich dir da an den Kopf geworfen habe. Ich habe mich so sehr dafür geschämt, dass ich niemandem davon erzählt habe, nicht mal meinen Schwestern. Aber ich dachte wirklich nicht, dass das größe re Auswirkungen hätte. Als Luke Walker mir deinen Namen genannt hat, habe ich mich sogar gefragt, ob du dich überhaupt noch an mich erinnerst.“
    Sie schwieg einen Moment lang und fügte dann hinzu: „Jedenfalls habe ich insgeheim gehofft, dass du mich inzwischen vergessen hast.“
    Dazu sagte Cam nichts. Stattdessen sah er sie mit seinen blauen Augen intensiv an. Sie wusste nicht, was gerade in ihm vorging. Trotzdem wurde ihr bewusst, dass ihre Worte von damals Spuren hinterlassen hatten, genauso wie sie selbst immer noch an den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher