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Ciao Mayer

Ciao Mayer

Titel: Ciao Mayer
Autoren: Hans-Jürgen Schlamp
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Papp-Regale, die Schoko-Produkte anboten, die man aus der Fernsehwerbung kannte. Wie in der Bar vom Grand Hotel sah es wirklich nicht aus. Fünf, sechs Tische, alle leer, an einer wackligen Wandaufhängung ein plärrender Fernsehapparat, darunter der einzige nicht leere Tisch mit Benedetto und dem Wirt. Sie schien der Lärm der TV-Show nicht zu stören.
    Massimo und Benedetto umarmten sich und küssten sich auf die Wangen, dem Wirt gab Massimo nur die Hand. „Massimo“, sagte er.
    Der Wirt lachte. „Weiß ich doch, das hat Benedetto mir schon erzählt, auch dass du bei einer Zeitung bist. - Ich bin Giovanni. Was soll ich euch bringen?“
    Massimo sah Benedetto fragend an. „Für mich eine Pizza Quattro Stagione und ein Nastro Azurro“, sagte der.
    Massimo bestellte das gleiche und setzte sich.
    Eine Weile plauderten sie über Benedettos „Scheißjob“, wie der sich ausdrückte. Hasch wurde einfach immer weniger verlangt in der Gegend. Kokain, alle möglichen Pillen gingen gut weg. Aber da kam er nicht ran. Diese Geschäfte waren anderen anvertraut worden, „zuverlässigeren Typen“, wie man ihm hämisch beschied, wenn er gelegentlich fragte, ob nicht auch er die begehrten Sachen ins Angebot nehmen dürfte. So kam er natürlich nie auf einen grünen Zweig.
    Das hätte er gar nicht sagen müssen, dachte Massimo, das sah man einfach: Die Haare zu lang und zu lange ungewaschen, die Jeans alt und verblichen, aber eben nicht so, wie die vorsätzlich auf alt getrimmten Marken-Jeans, das T-Shirt aus dem Leim gegangen wie das blasse Gesicht. Dazu das Looser-Lamento eines früh Gescheiterten.
    Es dauerte eine Pizza und zwei Nastro Azurro-Biere, bis Benedetto ein „Und du?“ hervorbrachte.
    Massimo skizzierte grob den Fall des jungen Fußballers, aber natürlich war Benedetto bestens darüber informiert. Die ganze Stadt sprach ja davon.
    „Die Hunde“, sagte Massimo, „ich versuche jetzt, über die Hunde weiter zu kommen. Was für Hunde können das sein, wer hat solche Tiere und wozu? Waren sie abgerichtet, so etwas zu tun, oder sind sie außer Kontrolle geraten? Verstehst du?“ Benedetto sah ihn ratlos an. „Klar versteh’ ich“, sagte er, „aber wie willst du die finden?“
    Massimo holte ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche, fingerte eine zur Hälfte aus der Packung und offerierte sie Benedetto. „Hier darf man nicht rauchen“, wehrte der ab.
    „Aber wir sind allein hier“, entgegnete Massimo und blickte sich um. Der Wirt lehnte stumm hinter der Theke und starrte auf den plärrenden Fernseher über ihren Köpfen. „Können wir rauchen, ist ja sonst keiner da?“ rief ihm Massimo zu.
    Der fette Wirt schüttelte stoisch seinen Kopf. „Bedaure, aber das ist mir zu gefährlich. Wenn plötzlich ein Polizist reinkommt, und sieht, dass ihr raucht, muss ich tausend Euro zahlen.“ Massimo stand auf. „Dann gehen wir!“ sagte er wütend.
    Der Wirt hob die Schultern.
    Massimo legte ihm drei Zehn-Euro-Scheine auf den Tresen. „Reicht das?“ fragte er und, als der Wirt begann, nach Wechselgeld in seiner Hosentasche zu kramen, setzte er ein betont arrogantes „Ist okay so!“ hinterher und ging zur Tür.
    Benedetto folgte ihm. „Und?“ fragte er vor der Tür, als Massimo unschlüssig stehen blieb, „wo gehen wir jetzt hin?“
    Massimo fuhr ihn, noch immer genervt, barsch an. „Was fragst du mich? Das ist doch dein Viertel. Bei mir in der Gegend weiß ich, wo man ein Bier trinken kann und dabei rauchen darf. Hier weiß ich das natürlich nicht.“
    Benedetto fasste ihn beruhigend am Arm. „Ist doch schon gut“, sagte er, „ich kenne genug Läden, wo man rauchen darf.“
    Nicht nur in Massimos etwas feineren Gegend, auch hier im ärmeren Süden der Stadt, berichtete Benedetto ein wenig stolz, wären nach Einführung des gesetzlichen Rauchverbots viele Restaurants und Bars in private Clubs umgewandelt worden, die das „Non fumare“-Dekret ganz legal umgingen.
    Zwei Straßenecken weiter öffnete Benedetto die Tür zu einer großen, lärmgefüllten Gaststube und sagte: „Ecco, hier können wir rauchen.“
    Sie setzten sich an einen Tisch nahe am Fenster und füllten die Mitgliedsausweise aus. Das war der Gag: Jeder Gast wurde Mitglied eines privaten Vereins zur Kunstförderung zum Beispiel, oder zur Unterstützung alten Brauchtums. Die Mitgliedschaft kostete nichts, brachte aber den Vorteil, dass die Gesetze für Bars und Restaurants nicht galten. Im privaten Clubheim durfte jeder rauchen, was und
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