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Ciao Mayer

Ciao Mayer

Titel: Ciao Mayer
Autoren: Hans-Jürgen Schlamp
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wie viel er mochte. Sie bestellten zwei Bier und zündeten endlich ihre Zigaretten an. „Also“, Massimo machte einen tiefen Zug, dann nahm er das Thema wieder auf, „die Sache mit den Hunden. Ich suche jetzt erst einmal Hunde, denen man das zutraut, und Besitzer von solchen Hunden, denen man das zutraut. Verstehst du?“
    Nach und nach verstand Benedetto. Aber es dauerte noch ein paar Bier - viel mehr als Massimo gewöhnlich trank und ihm war schon mächtig bange vor dem nächsten Morgen - und viele Zigaretten, bis der Drogendealer beschloss, doch etwas zu wissen.
    „Also den Typen von der Banda Magliana mit ihren großen Kampfhunden würde ich so was schon zutrauen“, begann er zögernd. Dann erzählte er von der Gang. Ein mächtiger Clan, eng mit der sizilianischen „Cosa nostra“ verflochten, gewissermaßen deren Partnerfirma in Rom. Der Name stammte von der Via Magliana, einer ebenso langen wie finsteren Straße im Süden der Stadt, einst der Sitz der Bande. Inzwischen waren sie weit über das alte Stammland hinausgewachsen, kontrollierten das Rauschgiftgeschäft in vielen römischen Vierteln, handelten mit Mädchen, mit Waffen, mit allem was illegal war und deshalb hohe Profite brachte. Seit ein oder zwei Jahren schickten die Magliana-Bosse ihre Schläger mit riesigen Hunden los, wenn ein Dealer nicht spurte oder eines der Mädchen, die für die auf den Strich gingen, rebellisch wurde. „Wenn die auftauchen, geht jedem die Muffe“, schloss Benedetto seinen Vortrag ab, „ein falsches Wort und die reißen dir den Arm oder den Schwanz ab.“

    *

    Massimo ging es am nächsten Morgen nicht wirklich gut. Drei war es geworden, als er seine Vespa bestieg und schwankend heimwärts fuhr. Um vier lag er im Bett. Jetzt war es neun, er hatte Kopfschmerzen und um 10.30 Uhr einen Termin beim Staatsanwalt, der in Sachen Wettskandal ermittelte.
    Wieder kein Frühstück bei Mama, sondern ein Hörnchen in der Bar, leider kein pudding-gefülltes heute, sondern nur ein trockenes. Schon wieder aufs Moped und mit Verve in den chaotischen römischen Verkehr - 10.45 Uhr immerhin war er am Gebäude der Staatsanwaltschaft.
    „Dottor Finelli ist noch nicht da“, hieß es an der Pförtnerloge. Er musste im Foyer warten. 11.15 Uhr kam der Staatsanwalt, murmelte ein „Sie müssen entschuldigen, aber der Verkehr, na ja Sie wissen das ja selber, gehen wir!“ und eilte die Stufen der breiten Marmortreppe hinauf. Im ersten Stock, am Ende eines langen Flures, schloss er eines der unzähligen Büros auf, ließ Massimo eintreten, folgte ihm, legte seine Aktentasche auf den Schreibtisch und setzte sich auf einen kleinen Stuhl an einem kleinen, runden Holztisch, der offensichtlich zum Empfang eines Besuchers gedacht war. Massimo nahm auf dem zweiten Stühlchen Platz und versuchte, seine Beine so zu positionieren, dass sie keinen Schaden anrichteten und keinen nahmen.
    „Wie ich Ihnen schon am Telefon gestern sagte“, begann der Staatsanwalt, „ist das ein Nicht-Gespräch. Offiziell darf ich nicht mit Ihnen reden, das wissen Sie natürlich. Also keine Zitate, keine Quelle, mich müssen Sie komplett aus der Sache rauslassen. Das ist die Bedingung für unser Gespräch. Einverstanden?“
    Massimo nickte so kräftig, dass seine Kopfschmerzen sich wieder meldeten. Das Vorwort des Staatsanwalts machte ihm Mut. Wenn der so vorsichtig war, sich dermaßen absicherte, musste er etwas mitzuteilen haben, etwas Neues, etwas Heikles.
    Ganz falsch gedacht, würde Massimo eine halbe Stunde später feststellen.
    „Bis jetzt“, setzte der Staatsanwalt wieder an, „gibt es keinerlei Indiz für die Verstrickung des Sportlers Motti in das System illegaler Wetten.“ Nein, natürlich könnte man einen solchen Zusammenhang nicht ausschließen, fuhr er in seiner umständlichen, gestelzten Sprache fort, die Massimo schnell ermüden ließ. Deshalb untersuchte er ja, aus seiner Zuständigkeit für jenen Bereich heraus, den Fall parallel zum Morddezernat. Man könnte sich einiges durchaus vorstellen, es gäbe Theorien, schlüssige Kombinationen, aber das reichte einer rechtstaatlich und verantwortungsbewusst arbeitenden Justiz selbstverständlich nicht. Der getötete Motti wäre bislang auf keiner Liste aufgetaucht, die mit Sportwettenbetrug im Zusammenhang stünde. Auch bei den mitgeschnittenen Telefonaten der Wettmafia wurde sein Name, jedenfalls ausweislich der bislang durchforsteten Abschriften, nicht genannt. „Man spürt förmlich“, beendete
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