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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
Autoren: Tim Weiner
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Regierung. Wenn sie heute überleben soll, muss sie neu aufgebaut werden. Das wird Jahre in Anspruch nehmen. Die Aufgabe, die Welt zu begreifen, wie sie ist, hat drei Generationen von CIA-Beamten überfordert. Von der neuen Generation haben nur wenige die komplizierten Verhältnisse in fremden Regionen durchschaut – und schon gar nicht die politischen Verhältnisse in Washington. Andererseits hat sich fast jeder Präsident, fast jeder Kongress und fast jeder Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes (DCI) seit den sechziger Jahren als unfähig erwiesen, die Spielregeln der CIA zu durchschauen. Die meisten haben sie in einem Zustand hinterlassen, der schlimmer war als derjenige, in dem sie sie vorfanden. Aufgrund ihrer Fehler übergeben sie den künftigen Generationen, wie Eisenhower es genannt hat, »einen Scherbenhaufen«. Wir stehen wieder dort, wo wir vor sechzig Jahren begonnen haben: an einem Punkt allgemeiner Auflösung.
    Das vorliegende Buch versucht zu zeigen, wie es gekommen ist, dass die USA heutzutage nicht über die nachrichtendienstlichen Erkenntnisse verfügen, die sie in den nächsten Jahren brauchen werden. Es stützt sich auf die Worte, Gedanken und Taten, über die das Aktenmaterial der US-Sicherheitsbehörden Auskunft gibt. Darin ist alles aufgezeichnet, was unsere führenden Politiker wirklich gesagt, wirklich gewollt und wirklich getan haben, wenn sie im Ausland Einfluss und Macht geltend machten. Mein Buch basiert auf der Lektüre von mehr als 50 000 Dokumenten, vor allem aus den Archiven der CIA, des Weißen Hauses und des Außenministeriums; auf mehr als 2000 Zeitzeugenberichten amerikanischer Nachrichtendienstler, Soldaten und Diplomaten; und auf mehr als 300 Interviews, die ich seit 1987 mit derzeitigen und ehemaligen CIA-Beamten, darunter zehn Direktoren, geführt habe. Ergänzt wird der Text durch einen ausführlichen Anmerkungsteil.
    In diesem Buch wird alles belegt – keine anonymen Quellen, keine Zitate ohne Nachweis, keine bloßen Gerüchte. Es enthält die erste Geschichte der CIA, die sich durchweg auf Berichte aus erster Hand und Primärdokumente stützt. Naturgemäß muss sie unfertig bleiben: Kein Präsident, kein CIA-Direktor und schon gar kein Außenstehender verfügt über sämtliche die Agency betreffende Kenntnisse. Was ich hier niedergeschrieben habe, ist nicht die ganze Wahrheit, aber – soweit es irgend in meiner Macht steht – nichts als die Wahrheit.
    Hoffentlich kann es als Warnung dienen. Noch nie in der bisherigen neueren Geschichte hat ein Staatswesen länger als drei Jahrhunderte Bestand gehabt, und die amerikanische Nation wird sich nur dann als Großmacht am Leben halten, wenn sie die Augen öffnet und die Dinge in der Welt so sieht, wie sie sind. Genau dies war einst der Auftrag der Central Intelligence Agency.

I  » Anfangs wussten wir nichts«
    Die CIA unter Truman, 1945 bis 1953
    1  »Nachrichtenbeschaffung muss weltweit
und totalitär agieren«
    Alles, was Harry Truman wollte, war eine Zeitung.
    Als der Tod von Franklin D. Roosevelt ihn am 12.April 1945 ins Weiße Haus katapultierte, wusste er nichts über die Entwicklung der Atombombe oder die Absichten seiner sowjetischen Verbündeten. Um mit seiner Macht etwas anfangen zu können, brauchte er Informationen.
    »Als ich das Amt übernahm«, heißt es Jahre später in seinem Brief an einen Freund, »hatte der amerikanische Präsident keinerlei Möglichkeit, geheimdienstliche Erkenntnisse aus aller Welt zu bündeln.« Sein Vorgänger Roosevelt schuf während des Krieges das Büro für Strategische Dienste (Office of Strategic Services oder OSS), einen US-Nachrichtendienst unter dem Oberbefehl von General William J. Donovan. Aber Donovans OSS war nicht für die Dauer gedacht. Als aus seinen Trümmern zuerst die Central Intelligence Group (CIG) und dann die Central Intelligence Agency (CIA) entstand, ging es Truman eigentlich nur um einen weltweiten Informationsdienst, von dem er tägliche Bulletins erwartete. »Das war nicht als ›Mantel-und-Degen-Truppe‹ gedacht!«, so Truman. »Nur als eine zentrale Dienststelle, die dafür sorgt, dass der Präsident über alles, was in der Welt vorgeht, informiert ist.« Ausdrücklich betont er, er habe nie gewollt, dass die CIA »als Spionageorganisation arbeitet. Als wir sie eingerichtet haben, war das nie intendiert.«
    Von Beginn an wurde seine Vorstellung über den Haufen geworfen.
    ***
    »In einem weltweiten und totalitären Krieg«, so General Donovans
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