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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
Autoren: Cassandra Clare
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Vaters — und ihn nun in der Hand hielt. Die Klinge war wieder intakt, obwohl Liliths Blut sie weggeätzt hatte; sie war intakt und schimmerte wie ein Versprechen. In diesem Moment begann eine eisige Kälte, die nichts mit dem Wetter zu tun hatte, sich über seine Brust auszubreiten. Wie viele Male war er genau so aufgewacht, keuchend und schwitzend, den Dolch in der Hand? Und Clary … Clary hatte jedes Mal tot zu seinen Füßen gelegen.
    Aber Lilith war tot. Der Spuk war vorbei. Jace versuchte, den Dolch wieder in den Gürtel zu stecken, doch die Hand schien seinem Befehl nicht gehorchen zu wollen. Plötzlich spürte er einen heißen Stich auf der Brust, einen brennenden Schmerz. Als er an sich herabblickte, sah er, dass die blutige Wunde, die Clary ihm mit dem Dolch verpasst und die Liliths Mal halbiert hatte, inzwischen verheilt war. Das Dämonenmal schimmerte wieder rötlich auf seiner unversehrten Haut.
    Jace gab den Versuch auf, den Dolch in den Gürtel zu stecken. Stattdessen packte er das Heft der Waffe so fest, dass seine Knöchel weiß hervorstachen, und bemühte sich verzweifelt, das Handgelenk zu drehen und die Klinge gegen sich selbst zu richten. Sein Herz schlug wie wild. Er hatte sich keine lratze auftragen lassen. Wie konnte es sein, dass die Wunde trotzdem so schnell verheilt war? Wenn es ihm gelang, das Mal erneut zu zerschlitzen, es zu entstellen, und sei es auch nur vorübergehend …
    Aber seine Hand gehorchte ihm nicht mehr: Sein Arm hing steif an ihm herab, während sich sein Körper gegen seinen Willen umdrehte, in Richtung des Betonsockels mit Sebastians Leichnam.
    Der Sarg hatte zu glühen begonnen und verströmte ein grünliches Licht — fast wie der Schein der Elbensteine, doch dieses Leuchten hatte etwas Unangenehmes an sich, das ihm in die Augen stach. Jace versuchte, einen Schritt rückwärts zu machen, aber seine Beine bewegten sich nicht von der Stelle. Kalter Schweiß rann ihm über den Rücken. Und dann flüsterte eine Stimme tief in seinem Inneren:
    Komm her.
    Sebastians Stimme.
    Hast du geglaubt, du wärst frei, nur weil Lilith vernichtet wurde? Der Biss des Vampirs hat mich erweckt und nun zwingt ihr Blut in meinen Adern dich, mir zu gehorchen.
    Komm her.
    Jace versuchte, sich mit aller Kraft dagegenzustemmen, doch sein Körper ließ ihn im Stich und trug ihn vorwärts, obwohl sich sein Geist verzweifelt dagegen wehrte. Seine Füße bewegten sich über den Weg, auf den Sarg zu. Als er den äußeren der beiden aufgemalten Kreise überquerte, leuchteten die Runen kurz grünlich auf und der Sarg reagierte mit einem zweiten smaragdgrünen Lichtblitz. Und dann stand er auch schon davor und schaute hinein.
    Jace biss sich fest auf die Lippe, in der Hoffnung, der Schmerz würde ihn aus diesem Trancezustand aufrütteln. Doch nichts geschah. Er schmeckte nur sein eigenes Blut, während er weiterhin auf Sebastian hinabstarrte, der wie eine Wasserleiche in der Flüssigkeit trieb. Jace musste unwillkürlich an eine Zeile aus Shakespeares Drama Der Sturm denken: Zu Perlen seine Augenballen. Seine Haare wirkten wie farbloser Seetang, seine geschlossenen Lider schimmerten bläulich. Sein Mund besaß die kalten, harten Züge seines Vaters. Es schien, als würde er auf einen jungen Valentin hinabblicken.
    Gegen Jace’ Willen, gegen all seine Willenskraft, begannen seine Hände, sich zu heben. Seine linke Hand legte die Klinge des Dolchs auf seine rechte Handfläche, auf die Stelle, wo Lebenslinie und Herzlinie einander kreuzten. Worte bahnten sich einen Weg über seine Lippen. Er hörte sie wie aus großer Ferne. Sie entstammten keiner Sprache, die er beherrschte oder verstand, doch er wusste genau, worum es sich dabei handelte — um einen rituellen Sprechgesang. Sein Verstand schrie seinem Körper zu aufzuhören, aber es hatte keinen Zweck: Die linke Hand mit dem Messer bewegte sich ruckartig nach unten und die Klinge hinterließ einen sauberen, klaren, flachen Schnitt in der rechten Handfläche. Die Wunde begann, fast sofort zu bluten. Er versuchte noch, zurückzuweichen und seinen Arm wegzuziehen, doch es schien, als wäre er in Zement gegossen. Mit Entsetzen sah er zu, wie die ersten Blutstropfen auf Sebastians Gesicht auftrafen.
    Sebastians Lider öffneten sich schlagartig. Seine Augen waren schwarz, schwärzer als Valentins Pupillen, so schwarz wie die Augen der Dämonin, die sich selbst als seine Mutter bezeichnet hatte. Sie fixierten Jace wie große dunkle Spiegel, die ihm sein
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