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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
Autoren: Cassandra Clare
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ohne diesem Drang nachzugeben. Ich weiß, dass du im Sonnenlicht überleben kannst, Simon, und deshalb meinst, du wärst ein ganz normaler Junge, aber das ändert nichts daran, wer du wirklich bist. Du bist, wer du bist. Genau wie ich. Und je mehr du gegen deine wahre Natur ankämpfst, umso mehr wird sie dich beherrschen. Sei einfach du selbst. Niemand, der dich wirklich liebt, wird dich deshalb weniger lieben.«
    »Meine Mom …«, setzte Simon heiser an.
    »Clary hat mir erzählt, was mit deiner Mutter passiert ist und dass du seitdem bei Jordan Kyle wohnst«, erklärte Luke. »Aber deine Mutter wird sich schon noch beruhigen, Simon, so war das damals mit Amatis und mir ja auch. Schließlich bist du immer noch ihr Sohn. Wenn du willst, kann ich ja mal mit ihr reden.«
    Stumm schüttelte Simon den Kopf. Seine Mutter hatte Luke immer gemocht. Wenn sie nun auch noch die Tatsache verdauen musste, dass Luke ein Werwolf war, würde das die ganze Situation wahrscheinlich nur noch verschlimmern.
    Luke nickte verständnisvoll. »Wenn du nicht zu Jordan in die Wohnung zurückkehren willst, bist du herzlich eingeladen, bei mir auf dem Sofa zu übernachten. Clary wäre sicher sehr froh, dich in ihrer Nähe zu haben, und wir könnten dann morgen besprechen, was wir mit deiner Mom machen.«
    Simon straffte die Schultern. Er schaute hinüber zu Isabelle auf der anderen Seite des Raums, auf ihre schimmernde Peitsche, den leuchtenden Anhänger an ihrer Kehle, ihre wild gestikulierenden Hände. Isabelle, die sich vor nichts fürchtete. Dann dachte er an seine Mutter … daran, wie sie vor ihm zurückgewichen war, und an die Angst in ihren Augen. Seit jenem Abend hatte er dieses Bild verdrängt, es aus seinem Gedächtnis verbannt. Aber nun war es Zeit, sich nicht länger davor zu verstecken. »Nein«, sagte er entschlossen. »Vielen Dank für dein Angebot, aber ich glaube, ich brauche heute keinen Platz zum Schlafen. Ich denke … ich werde nach Hause gehen.«
    Jace stand allein auf der Dachterasse und schaute über die Stadt und den East River, der sich wie eine silberschwarze Schlange zwischen Brooklyn und Manhattan hindurchwand. Seine Hände und Lippen spürten noch die Wärme von Clarys Berührung, aber der Wind, der vom Fluss heraufwehte, war eisig und schnitt ihm wie mit Messern durch den dünnen Stoff seines Hemdes.
    Er holte tief Luft, füllte seine Lunge mit dem kalten Nebel und atmete langsam wieder aus. Sein ganzer Körper stand wie unter Strom. Er wartete auf das Geräusch des ankommenden Fahrstuhls und darauf, dass die Tür aufschwang und die anderen Schattenjäger auf die Terrasse strömten. Anfangs würden sie teilnahmsvoll reagieren, sich Sorgen um ihn machen, überlegte Jace. Aber wenn sie erst einmal erkannten, was wirklich geschehen war, würde sie ihn zu meiden beginnen und vielsagende Blicke tauschen, wenn sie sich unbeobachtet fühlten. Schließlich war er besessen gewesen, nicht nur von irgendeinem Dämon, sondern von einer Dämonenfürstin, hatte gegen die Vorschriften des Rats gehandelt und einen anderen Schattenjäger bedroht und verletzt.
    Gequält dachte er darüber nach, wie Jocelyn ihn ansehen würde, wenn sie erfuhr, was er Clary angetan hatte. Luke würde es vielleicht verstehen, ihm sogar verzeihen. Aber Jocelyn? Er hatte sich nie dazu bringen können, ehrlich mit ihr zu reden, ihr die Worte zu sagen, die sie vermutlich beruhigen würden: Ich liebe deine Tochter, mehr, als ich es jemals für möglich gehalten hätte, und mehr als alles andere auf der Welt. Ich würde ihr niemals wehtun.
    Doch Jocelyn würde ihn nur anschauen, sinnierte Jace, mit ihren grünen Augen, die so sehr Clarys Augen ähnelten. Sie würde mehr hören wollen als eine Liebesbeteuerung. Sie würde von ihm etwas hören wollen, von dem er sich nicht sicher war, ob es tatsächlich der Wahrheit entsprach.
    Ich bin kein bisschen wie Valentin.
    Wirklich nicht? Die Worte schwebten durch die kalte Luft — ein Wispern, das nur für seine Ohren bestimmt war. Du hast deine Mutter nicht gekannt. Du hast deinen Vater nicht gekannt. Du hast Valentin dein Herz geschenkt, als du noch ein Kind warst, so wie Kinder es nun einmal tun, und hast ihn zu einem Teil von dir gemacht. Diesen Teil kannst du nicht einfach mit einem einzigen Schwertschlag von dir abtrennen.
    Seine linke Hand war eiskalt. Er schaute hinab und stellte zu seinem Entsetzen fest, dass er den Dolch vom Boden aufgehoben hatte — den silberbeschlagenen Dolch seines leiblichen
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