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Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)

Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)
Autoren: Alexander Fleming
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Windschutzscheibe flog.
    Wie viele andere Male zuvor beobachtete und bewunderte er in diesem Augenblick seinen Kollegen.
    Noch nie hatte er einen Menschen so gut – und vor allem so schnell – ein Auto fahren sehen. Das Reaktionsvermögen seines Partners war meisterhaft.
    Die stille Landstraße, auf der sie sich momentan befanden, wurde nun zum Schauplatz einer überwältigenden Verfolgungsjagd. Das sich überschneidende Geheule der Sirenen und die grellen, tanzenden Strahlen des Blaulichtes erweckten die schon schlafende Natur aus ihrer Nachtruhe.
    Auf der kurvigen und schlecht überschaubaren Straße, die nur aus einer Fahrspur in jede Fahrtrichtung bestand, rasten insgesamt sechs leistungsstarke Motorräder und ihre vier Verfolger.
    Um im Sitz nicht hin und her geschleudert zu werden, hielt sich Maximilian mit der rechten Hand am Haltegriff der Beifahrertür fest. Die Finger seiner linken Hand bohrten sich dagegen in den weichen Überzug des Beifahrersitzes, wie die Krallen eines Adlers in seine Beute.
    Jerry manövrierte den Sportwagen mit hoher Geschicklichkeit zwischen den anderen Streifenwagen, bis sie sich an der Spitze der Verfolger befanden. Die sechs Motorräder fuhren nun in zwei Reihen vor ihnen.
    Maximilian beobachtete mit weit geöffneten Augen die sich schnell verändernde digitale Anzeige des Tachometers.
    „Unglaublich!“, dachte er bei sich. „Er hat sich wirklich den falschen Job ausgewählt. Rennfahrer – das wäre doch der perfekte Beruf für ihn.“
    Nach einer kurzen Weile konnte man die übrigen drei Streifenwagen nicht mehr erkennen. Das blaue Licht verblasste, das Heulen der Sirenen schwächte sich konstant ab, und bald verschwanden sie vollends aus dem Blickfeld des Rückspiegels.
    Maximilian blickte abermals zu Jerry. Seine ernsten und angespannten Gesichtszüge deuteten darauf hin, dass er unter enormer Spannung und Konzentration stand.
    Als ob er den Blick seines Kollegen gespürt hätte, öffnete Jerry den Mund und unterbrach nach mehreren Minuten angespannten Schweigens die Stille der Verfolgungsjagd.
    „Siehst du den Großen da? Der in der ersten Reihe ganz rechts fährt?“, sprach Jerry mit erstaunlich gelassener Stimme zu seinem Beifahrer.
    „Ja, sehe ich. Ist etwas mit ihm?“
    „Er ist der Anführer der Gruppe. Versuch, sein Rad zu treffen!“, sagte Jerry und vollzog mit der rechten Hand eine schießende Geste; seine Hand bildete dabei eine Pistole.
    „Warum bist du dir da so sicher?“
    „Wie soll ich es treffend formulieren? Ich spüre es halt im Urin.“
    „Na, super“, erwiderte Maximilian und zog gleichzeitig seine Waffe aus dem Holster.
    „Kann aber natürlich auch an dem letzten Becher Kaffee liegen“, fuhr Jerry fort und grinste seinen Kollegen mit weit geöffnetem Mund an.
    „Es wird ausgesprochen schwer werden, sein Rad bei der Geschwindigkeit zu treffen. Kannst du versuchen, etwas langsamer und vor allem gerader zu fahren? Das würde mir das Ganze wirklich erleichtern.“
    „Ich denke gar nicht daran.“
    Maximilian betätigte den Knopf und öffnete die Scheibe an seiner Seite. Mit einer einzigen Handbewegung entsicherte er seine Waffe und betätigte dabei den Schlittenfang. Eine glänzende 9-mm-Patrone nahm ihren Platz ein.
    Die Glock 19 war einsatzbereit.
    In seiner langjährigen Berufstätigkeit als Streifenpolizist hatte er zum Glück noch nicht oft Gebrauch von seinem ständigen, knapp sechshundert Gramm schweren Begleiter machen müssen. Es gab überaus heikle Situationen, in denen das Ziehen der Waffe unausweichlich war. Des Öfteren feuerte er sie auch zur Abschreckung ab oder um einen bewaffneten Verbrecher zu verwunden.
    Doch auf das Rad eines Motorrads zu schießen, war sogar für ihn neu.
    „Na, los geht’s. Bringen wir etwas Schwung in diese nächtliche Spazierfahrt. Der Beruf soll uns ja schließlich Spaß machen. Nicht wahr, mein Freund?“
    Jerry antwortete auf diese Frage lediglich mit einem Hochziehen des rechten Mundwinkels, was ein Lächeln andeutete.
    Maximilians glatte, dunkelbraune Haare wehten wild im Wind umher, als er den Kopf aus dem offenen Beifahrerfenster in die Dunkelheit der Nacht hinausstreckte. Die frische Sommerluft, die seinen Geist durch das bloße Einatmen beflügelt hätte, entpuppte sich als ein unangenehmes Hindernis, das ihm bei dieser hohen Geschwindigkeit sowohl die Augen austrocknen ließ als auch die Luft zum Atmen nahm.
    Die Vielzahl an fliegenden Insekten, die ihm dabei in den Mund flogen und deren
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