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Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)

Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)
Autoren: Alexander Fleming
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dem er geschlagen wurde, und erstreckte sich über eine Höhe von mehr als zwanzig Metern. An seinem Fuße breiteten sich stufenförmig nach unten die Häuser der Stadt aus, in denen sowohl das gemeine Volk als auch die einfachen Bauer sowie das Kriegsvolk lebte. Der stufenförmige Verlauf der Stadt war nicht nur eine architektonische, sondern auch eine strategische Meisterleistung. Er bot die Möglichkeit, den wertvollen Lebensraum sinnvoll und sparsam zu nutzen, und stellte eine schwer überwindbare Barriere für die Angriffstruppen der Feinde dar.
    Doch wie es aussah, gelang es den Feinden dieses Mal, auch diese Schwierigkeit zu überwinden. Die Tore zum Palast, in dem sich sowohl Nathael als auch die Königin und die restlichen Angehörigen der königlichen Leibgarde befanden, waren von innen fest verschlossen. Seit etwa fünf Minuten konnte man das immer lauter werdende Kriegsgeschehen von innen gut wahrnehmen. Nathael wurde langsam bewusst, dass, wenn die Verteidiger der Festung geschlagen wären, die Tore nicht lange Schutz bieten würden.
    Es musste dringend eine Entscheidung getroffen werden!
    Er drehte sich zu seinen Gefolgsleuten um, die – eine lebendige Schutzmauer bildend – um die zarte Königin herum standen. Fünfzehn Mann, in drei Reihen formiert, schauten ihn an und erwarteten seine Befehle.
    „Männer …“, sagte Nathael mit seiner tiefen, gebieterischen Stimme.
    „… Soldaten … meine Freunde! Es ist nun der Tag gekommen, an dem wir unserem Ruf, mehr als je zuvor, alle Ehre erweisen müssen. Wir alle haben einst geschworen, die Königin mit unserem Leib und unserer Seele zu verteidigen, und heute werden wir unser Eid erfüllen!
    Mich erfüllt es bereits jetzt mit Stolz und Freude, heute, hier an diesen glorreichen Tag mit euch, meine treuen Gefährten, in den Kampf zu ziehen.
    Lasst uns die Köpfe unserer Feinde mit den Hieben unserer Schwerter spalten, und möge uns der Herr diese Taten nicht übel nehmen!“
    Ein lautes, zustimmendes Gebrüll ertönte in der Halle. Die Männer der Leibgarde zogen fast gleichzeitig – als ob sie für diesen Augenblick ihr ganzes Leben lang trainiert hätten – ihre langen Schwerter aus den Scheiden und schlugen die flachen Seiten gegen ihre Harnische.
    Die Halle erbebte.
    „Was wird mit Königin Lothaire passieren, mein Herr?“, unterbrach eine junge Männerstimme die überwältigenden Rufe. Es war Aragon, einer der jüngsten Leibwächter, der erst vor sechs Monaten mit zwei anderen Anwärtern seinen Dienst angetreten hat.
    Nathael wandte sich dem Jüngling zu. Seine gebieterische Stimme erschallte wieder in der fast leeren Halle, die durch das hervorgerufene Echo seinen Worten noch mehr Kraft verlieh.
    „Aragon! Du, Aaron und Elias bleiben bei der Königin. Falls unser Vorhaben scheitert, wird es eure Aufgabe sein, für die Rettung unserer Erhabenen zu sorgen. Ihr werdet mit ihr ins Exil gehen und sie dadurch in Sicherheit bringen.“
    Die drei Jünglinge starrten sich gegenseitig an – mit einem etwas verwirrten, aber doch entschlossenen und stolzen Blick. Dass ihnen eine solch verantwortungsvolle, ja sogar für sie die größte Aufgabe in ihrem noch jungen Leben zuteilwerden sollte, hätten sie sich niemals träumen lassen.
    Jetzt lichteten sich die Reihen.
    Die zwölf Krieger schritten zu ihrem Anführer vor, und nur die drei jüngsten von ihnen blieben an der Seite der Königin stehen.
    Das Kampfgeschrei auf der anderen Seite der Tür wurde immer lauter; die Anwesenden spürten die nahekommende Gefahr, die man beim Einatmen der Luft sogar regelrecht schmecken konnte. Das Aufstöhnen der Verwundeten und die letzten Todesschreie der Sterbenden ließen der einst so furchtlosen Königin kalte Schauer über den Rücken laufen. Doch vielmehr empfand sie Trauer und Mitleid für die Krieger, die ihr Leben dafür opferten, sie zu beschützen. Das Klirren der Klingen und das laute Zerbersten der Harnische fügten ihrer Seele unerträgliche Schmerzen zu.
    Die zwölf Krieger, angeführt von Nathael, gingen nun vor der Königin auf die Knie und senkten die Köpfe. Es kam ihr so vor, als ob ein Teppich aus glänzendem Metall vor ihren Füßen ausgelegt würde; sie schritt auf die Männer zu und fasste Nathael an der Schulter.
    „Edle Männer, erhebt euch wieder. Nicht ihr müsstet euch vor mir, sondern ich mich vor euch verneigen. Was gäbe ich dafür, euch dieses Leid und diese unermesslichen Qualen zu ersparen.“ Zwei funkelnde Tränen rollten
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