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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince
Autoren: Cassandra Clare
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anderen Gesichter kannte Tessa nicht, aber sie erinnerten sie an eine Art Bilderbuch mit allen möglichen Völkern der Welt: blonde, wikingerartige Schattenjäger, ein dunkelhäutiger Mann, der wie ein Kalif aus Tessas illustrierter Ausgabe von Tausendundeine Nacht aussah, und eine indische Nephilim in einem wunderschönen, mit silberfarbenen Runen durchwirkten Sari. Neben ihr saß eine weitere Frau, die Tessa, Will und Jem den Kopf zugewandt hatte und sie direkt ansah. Sie trug ein elegantes Seidenkleid und ihr Gesicht erinnerte Tessa an Jem - die gleichen feinen Züge, dieselben mandelförmigen Augen und hohen Wangenknochen, allerdings umrahmt von einer Fülle glatter dunkler Haare statt silbrig wie Jems.
    »Nun denn: Herzlich willkommen, Miss Tessa Gray aus New York«, sagte der Konsul in leicht belustigtem Ton. »Wir wissen Ihre heutige Anwesenheit durchaus zu schätzen. Wie ich höre, haben Sie der Londoner Brigade bereits eine ganze Reihe von Fragen beantwortet. Und ich hoffe, Sie werden sich bereit erklären, noch ein paar weitere für uns zu erläutern.«
    Tessas Augen suchten Charlottes Blick quer durch den gesamten Raum. Soll ich?
    Charlotte beantwortete ihre stumme Frage mit einem kaum merklichen Kopfnicken. Bitte.
    Sofort straffte Tessa die Schultern. »Selbstverständlich, wenn Sie das wünschen.«
    »Dann treten Sie bitte an die Ratsbank«, forderte der Konsul Tessa auf und sie begriff, dass er die lange, schmale Holztheke meinen musste, die sich vor dem Rednerpult befand. »Die beiden Gentlemen dürfen Sie gerne begleiten«, fügte er hinzu.
    Will murmelte etwas vor sich hin, allerdings so leise, dass nicht einmal Tessa ihn verstehen konnte. Von Will und Jem flankiert, stieg sie die Stufen hinab und trat an die Ratsbank vor dem Rednerpult, wo sie unschlüssig innehielt. Aus der Nähe konnte sie erkennen, dass der Konsul freundliche blaue Augen besaß - ganz im Gegensatz zum Inquisitor, dessen steingraue Augen seltsam trostlos wirkten, wie ein regenverhangener Ozean.
    »Inquisitor Whitelaw«, wandte sich der Konsul an den älteren Mann, »das Engelsschwert, wenn ich bitten darf.«
    Der Inquisitor erhob sich und zog unter seiner Robe eine gewaltige Klinge hervor.
    Tessa erkannte die lange, matt silbern schimmernde Waffe mit dem Heft in Gestalt ausgebreiteter Schwingen sofort wieder: das Schwert aus dem Codex, das der Erzengel Raziel bei seinem Aufstieg aus dem See in der Hand gehalten und dem ersten Nephilim überreicht hatte - Jonathan Shadowhunter. »Mellartach«, murmelte sie und nannte das Schwert damit bei seinem Namen.
    Der Konsul nahm die Klinge entgegen und warf dabei Tessa erneut einen leicht amüsierten Blick zu. »Sie haben tatsächlich Ihre Hausaufgaben gemacht«, stellte er fest. »Wer von euch beiden hat sie denn unterrichtet? William? James?«
    »Tessa schnappt viele Dinge ganz ohne fremde Hilfe auf, Sir.« Wills unbekümmerte Erwiderung stand im krassen Kontrast zur düsteren Stimmung im Saal. »Sie ist ausgesprochen wissbegierig.«
    »Ein Grund mehr, warum sie nicht hier sein sollte.«
    Tessa brauchte sich nicht umzudrehen - diese Stimme kannte sie: Benedict Lightwood.
    »Dies ist der Garnisonsrat. Hierher bringen wir keine Schattenwesen.« Lightwoods Stimme klang angespannt. »Das Engelsschwert kann nicht dazu beitragen, dass sie die Wahrheit und nichts als die Wahrheit sagt; schließlich ist sie keine Schattenjägerin. Also, welchem Zweck sollte ihre Anwesenheit hier wohl dienlich sein?«
    »Geduld, Benedict.« Konsul Wayland hielt das Schwert locker in der Hand, als ob es leicht wie eine Feder wäre. Sein Blick dagegen ruhte deutlich schwerer auf Tessa. Sie hatte das Gefühl, als würde er ihr Gesicht erkunden, die Furcht in ihren Augen lesen. »Wir werden Ihnen keinen Schaden zufügen, mein junges Hexenfräulein«, versprach er. »Das verbietet bereits das Abkommen.«
    »Sie sollten mich nicht als Hexe bezeichnen«, berichtigte Tessa ihn, »denn ich trage kein Lilithmal.« Es war seltsam, diese Feststellung erneut wiederholen zu müssen, aber bisher war sie immer nur von Mitgliedern der Kongregation befragt worden und nie vom Konsul persönlich.
    Konsul Wayland war ein groß gewachsener, breitschultriger Mann, der eine Aura der Macht und Autorität verströmte - genau jene Sorte von Macht und Autorität, die auch Charlotte ausstrahlte und damit Benedict Lightwood extrem gegen sich aufbrachte. »Was sind Sie denn dann?«, fragte Wayland verwundert.
    »Sie weiß es nicht«,
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