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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince
Autoren: Cassandra Clare
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bestimmt nicht - nich’ für dieses arme Ding ...« Und damit löste sie sich endgültig auf und verschwand wieder im Nebel zwischen den Gräbern.
    Will schaute ihr nach und seufzte. »Nicht für sie«, murmelte er, obwohl sich niemand in der Nähe befand, der ihn hätte hören können, »für mich ...« Dann seufzte er erneut und lehnte resigniert den Kopf gegen die kalten Eisenstäbe des Friedhoftors.

1
DER SITZUNGSSAAL
    Gen Himmel strebten, reich verziert,
Gewölbe in vielerlei Bogen,
Und Engel schwebten hinauf und hinab
Mit Gaben, der Erde entzogen.
    ALFRED LORD TENNYSON,
»THE PALACE OF ART«
    »Oh, ja. Sie sieht in der Tat so aus, wie ich sie mir vorgestellt habe«, sagte Tessa und wandte sich mit einem Lächeln dem jungen Mann an ihrer Seite zu. Er hatte ihr gerade über eine Pfütze geholfen und seine Hand ruhte noch immer höflich auf ihrem Arm, knapp oberhalb ihres Ellbogens.
    James Carstairs, in einem eleganten schwarzen Anzug, erwiderte ihr Lächeln, während der Wind sein silberhelles Haar hin und her peitschte. Seine andere Hand ruhte auf dem jadeverzierten Knauf seines Spazierstocks, und falls sich irgendjemand in der großen Menge um sie herum insgeheim über die Tatsache wunderte, dass ein derart junger Mensch eine Gehhilfe benötigte, oder über die Tönung seiner Haut und den Schnitt seiner Augen sinnierte, so hielt doch niemand inne, um ihn unverblümt anzustarren.
    »Ich werte das als etwas Positives«, bemerkte Jem. »Ich habe mir allmählich schon Sorgen gemacht, dass sämtliche Attraktionen Londons in deinen Augen nichts weiter wären als eine Enttäuschung.«
    Eine Enttäuschung. Tessas Bruder, Nate, hatte ihr einst das Blaue vom Himmel versprochen: London sei wundervoll, ein Neuanfang, ein fantastischer Ort zum Leben, eine Stadt mit großartigen Gebäuden und prachtvollen Parkanlagen. Stattdessen waren Tessa in der britischen Metropole jedoch fast ausschließlich Verrat und Schrecken begegnet und Gefahren jenseits ihrer Vorstellungskraft. Und dennoch ...
    »Nicht alles war eine Enttäuschung«, erwiderte sie und schaute lächelnd zu Jem auf.
    »Das freut mich zu hören.« Sein Tonfall war ernst, nicht mokant.
    Tessa wandte den Blick ab und betrachtete das imposante Bauwerk, das vor ihnen aufragte: die Westminster Abbey, deren emporstrebende gotische Formen fast den Himmel zu berühren schienen. Die Sonne hatte sich durch den Dunstschleier der dünnen Wolkendecke hindurchgekämpft und tauchte das Kirchengebäude in ein fahles Licht. »Und hier findet es also wirklich statt?«, fragte Tessa, während Jem sie in Richtung des Haupteingangs führte. »Es erscheint mir so ...«
    »Irdisch?«
    »Ich hatte ›überfüllt‹ sagen wollen.«
    Die Abbey war an diesem Tag für Touristen zugänglich und ganze Gruppen von Besuchern strömten durch das gewaltige Portal, die meisten mit einem Baedeker -Reiseführer in der Hand. Eine Reisegruppe aus Amerika - durchgehend Frauen mittleren Alters in altmodischer Kleidung, die mit einem Akzent sprachen, der in Tessa einen Anflug von Heimweh auslöste - eilte an ihnen vorbei die Stufen hinauf, auf den Fersen eines Fremdenführers, der eine Führung durch die ehemalige Klosterkirche anbot. Jem und Tessa schlossen sich ihnen stillschweigend an.
    Im Inneren des Kirchengebäudes roch es nach kaltem Stein und Metall. Tessa schaute hinauf zur Decke und dann in die Runde, betrachtete staunend die gewaltigen Dimensionen des Bauwerks. Im Vergleich dazu wirkte das Institut beinahe wie eine Dorfkapelle.
    »Die Dreiteilung des Kirchenschiffs verdient besondere Erwähnung«, leierte der Fremdenführer herunter und erläuterte dann die kleineren Seitenkapellen, die jeweils vom östlichen und westlichen Querschiff abgingen. Eine ehrfürchtige Stille hing in der Luft, obwohl in diesem Moment gar kein Gottesdienst stattfand.
    Während Tessa sich von Jem zum Ostflügel der Kirche führen ließ, wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie über Steinplatten schritt, in die Namen und Datumsangaben eingraviert waren. Sie hatte zwar gewusst, dass in Westminster Abbey berühmte Mitglieder des britischen Königshauses, Soldaten und Dichter begraben lagen, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie buchstäblich auf ihren Köpfen herumlaufen würde.
    Nach einer Weile erreichten Jem und sie die südöstliche Ecke der Kirche und verlangsamten ihre Schritte. Blasses Tageslicht fiel durch das Rosettenfenster über ihnen.
    »Ich weiß ja, dass wir uns eigentlich sputen sollten, um
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