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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel
Autoren: Cassandra Clare
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erschrocken zusammen und setzte sich kerzengerade auf. »Oh, nein, das kann nicht dein Ernst sein ...«
    Jem grinste. »Natürlich nicht. Aber du musst zugeben, einen Moment lang hast du dich besser gefühlt, stimmt's?«
    »Es war wie ein wunderschöner Traum«, erwiderte Tessa ernst, musste aber zu ihrer eigenen Überraschung dabei lächeln.
    »Will ist ... schwierig«, erklärte Jem. »Aber die eigene Familie ist immer schwierig. Wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass das Institut der beste Ort für dich ist, Tessa, dann würde ich das auch nicht sagen. Und man kann sich auch seine eigene Familie schaffen. Ich weiß, dass du dich nicht menschlich fühlst; dass du das Gefühl hast, als wärst du anders als alle anderen und vom Leben und der Liebe weit entfernt, aber ...« Seine Stimme krächzte ein wenig und er räusperte sich; es war das erste Mal, dass Tessa Jem leicht verunsichert erlebte. »Aber ich verspreche dir: Dem richtigen Mann wird das gleichgültig sein.«
    Ehe Tessa etwas darauf erwidern konnte, ertönte ein lautes Ticken an der Fensterscheibe. Verwundert schaute Tessa zu Jem, der ratlos die Achseln zuckte - auch er hatte das Ticken gehört. Tessa erhob sich, durchquerte den Raum und entdeckte, dass sich auf der anderen Seite des Fensters tatsächlich etwas bewegte - eine dunkle geflügelte Gestalt, wie ein kleiner Vogel, der ins Haus zu gelangen versuchte. Tessa rüttelte an den Schiebegriffen des Fensters, um es zu öffnen, aber es schien zu klemmen.
    Sie drehte sich um, doch Jem stand bereits an ihrer Seite und hievte die Scheibe nach oben. Als die dunkle Gestalt durch das geöffnete Fenster flatterte, steuerte sie direkt auf Tessa zu, die die Hände hob und die Gestalt im Flug einfing. Sie konnte spüren, wie die scharfkantigen Metallschwingen gegen ihre Handflächen streiften und sich anschließend schlossen. Und dann schloss die Gestalt die Augen und versank wieder in tiefe Ruhe, die Hände über dem langen Schwert verschränkt. Es schien, als wartete sie darauf, erneut zum Leben erweckt zu werden. Tick-tick pochte das Klockwerk-Herz in Tessas Händen.
    Jem wandte sich vom geöffneten Fenster ab. Eine kräftige Brise wehte herein und zerzauste ihm die Haare, die im gelben Elbenlichtschein wie Weißgold leuchteten. »Was ist das?«, fragte er verwundert.
    Tessa lächelte. »Mein Engel.«

EPILOG
    Der Abend war schon weit fortgeschritten und Magnus Bane fielen vor Müdigkeit fast die Augen zu. Gähnend legte er Horaz' Oden auf den kleinen Beistelltisch und schaute nachdenklich zu den regennassen Fenstern, die auf den Platz vor dem Haus hinausgingen.
    Dies war Camilles Heim, aber sie weilte noch immer an einem geheimen Ort und es erschien Magnus als ziemlich unwahrscheinlich, dass sie in naher Zukunft nach Hause zurückkehren würde. Nach jener desaströsen Nacht in de Quinceys Stadtvilla hatte sie die Stadt verlassen, und obwohl er ihr eine Nachricht übermittelt hatte, dass sie nun beruhigt heimkommen konnte, hegte er große Zweifel, ob sie überhaupt beabsichtigte, nach London zurückzukehren. Insgeheim fragte er sich, ob sie seine Gesellschaft vielleicht gar nicht mehr wünschte - nun, da sie Rache an ihrem Vampir-Clan genommen hatte. Vielleicht war er für sie ja nie mehr als ein Mittel gewesen, um de Quincey bis aufs Blut zu reizen.
    Natürlich konnte er immer noch gehen, seine Sachen packen und verschwinden - den ganzen geliehenen Luxus zurücklassen. Das Haus, die Bediensteten, die Bücher, sogar die Kleidung an seinem Leib ... dies alles gehörte Camille. Er selbst war mit leeren Händen nach London gekommen. Nicht, dass er nicht sein eigenes Geld verdienen konnte - zuweilen war er sogar recht wohlhabend gewesen, doch der Besitz von zu viel Geld langweilte ihn in der Regel. Andererseits war dies der Ort, der ihm die größte Chance bot, Camille jemals wiederzusehen. Also schien es vernünftiger hierzubleiben, so lästig ihm das manchmal auch erscheinen mochte.
    Ein lautes Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Überlegungen, und als er aufschaute, sah er den Lakaien im Türrahmen stehen. Archer war jahrelang Camilles menschlicher Domestik gewesen und begegnete Magnus mit kaum verhohlener Verachtung - vermutlich weil er die Ansicht vertrat, dass eine Liaison mit einem Hexenmeister keine würdige Liebschaft für seine glühend verehrte Gebieterin darstellte.
    »Hier ist jemand, der Sie sehen möchte, Sir«, näselte Archer und dehnte dabei das Wort »Sir« gerade lange genug, dass es
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