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Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert
Autoren: Ma2
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tiefrot leuchtete und seine Kleider auf der linken Seite bis nach unten verkohlt waren. »Was soll ich tun?«, fragte er und kam sich plötzlich dumm und hilflos vor.
    »Hol noch mehr Schnee – sauberen Schnee. Ich habe auf dem Schiff meines Vaters Verbrennungen durch Teer gesehen, die sahen genauso aus. Man muss sie kühlen!«
    Sie wechselten sich ab und legten immer wieder frischen Schnee auf die Haut, sobald die letzte Handvoll geschmolzen war. Die verbrannte Haut verlor allmählich ihre fiebrige Hitze, sah deshalb allerdings nicht besser aus. Kurz darauf schien die Sonne Cathbar ins Gesicht. Er stöhnte und öffnete die Augen.
    »Ihr habt mich also gefunden«, flüsterte er heiser. »Gut gemacht. Ich bin ganz schön verbrannt, was?«
    »Das heilt wieder«, sagte Elsa, aber es klang zweifelnd. Adrian betrachtete Cathbars entstelltes Gesicht und fragte sich, ob Elsa glaubte, was sie sagte.
    »Warum seid Ihr uns gefolgt, Cathbar?«, platzte er heraus. »Wir stehen so tief in Eurer Schuld, dass wir Euch nie genug danken können …«
    »Ihr schuldet mir überhaupt nichts«, erwiderte Cathbar. Sie mussten sich über ihn beugen, um ihn zu verstehen, doch klang seine Stimme nicht mehr ganz so schwach. »Ich habe nur meine Pflicht getan.« Er sah sich um und erschauerte. »Ich habe euch vor dem Drachen gerettet und mich selbst auch. Und wenn wir überleben wollen, schlage ich vor, jetzt Feuer zu machen und vielleicht nach einem Unterschlupf zu suchen. Wie mir scheint, hat es uns nach Schneeland verschlagen, und dort ist man nach Einbruch der Dunkelheit besser nicht draußen.«
    Elsa nickte und lief zusammen mit Adrian los, um Brennholz zu sammeln. Adrian fühlte sich auf einmal unbehaglich. In Schneeland ist man nach Einbruch der Dunkelheit besser nicht draußen. Er musste an die Vorsicht denken, die er bei dem Fuchs gespürt hatte. Gab es im Wald noch andere Jäger, die größer waren als ein Fuchs? Er sagte nichts, begann sich in Gedanken aber vorsichtig nach anderen Augen umzusehen.
     
    Sie bauten ein Feuer und Cathbar erzählte Elsa von einem Feldzug im hohen Norden, an dem er teilgenommen hatte, und von einigen Bräuchen der Schneeländer, denen er dabei begegnet war. Er saß inzwischen aufrecht und schien ein wenig mehr bei Kräften zu sein. Seine Stimme klang nun jedenfalls munterer. Elsa, die gern reiste, hörte ihm aufmerksam zu. Adrian dagegen suchte weiter mit seinem Seherblick die Umgebung ab. Seine Besorgnis wuchs. Da war etwas … oh ja.
    Geduckt glitt er über den Boden, sämtliche Sinne zum Zerreißen gespannt. Der ferne Geruch von Fleisch steigerte noch den Hunger, der in seinen Eingeweiden wühlte. Er lief inmitten seiner Gefährten, die schlank waren und grau und jünger und stärker als er, aber nicht so wild … und nicht ganz so hungrig …
    Abrupt kehrte Adrian zu sich zurück. »Wir müssen hier weg«, sagte er aufgeregt. »Wir dürfen nicht im Wald bleiben. Tiere sind hinter uns her.«
    Cathbar fluchte, wollte aufstehen und sank stöhnend wieder zu Boden. Mit vereinten Kräften gelang es Adrian und Elsa, ihn hochzuziehen. Schwer auf Adrian gestützt, stand er da und keuchte. Seine Verbrennungen hoben sich bläulich von seinem auf einmal kreidebleichen Gesicht ab.
    »Ich muss nur einen Moment verschnaufen«, murmelte er. Immer noch auf Adrians Arm gestützt, machte er einen Schritt, zuckte zusammen, blieb stehen, bis sein Atem sich wieder beruhigt hatte, und tat noch einen Schritt. Der zweite schien ihm bereits leichter zu fallen.
    »Es geht schon«, sagte er. »Mein Schwert liegt da drüben, wenn ihr es mir bitte bringt. Und nehmt das Brennholz mit, wir werden es noch brauchen.«
    Elsa ging voraus. Sie folgte im letzten Tageslicht ihren eigenen Spuren im Schnee. Die Sonnenstrahlen fielen schräg durch die Bäume und wurden immer schwächer. Cathbar und Adrian gingen hinter ihr. Sie machten immer wieder kurze Pausen. Adrian wäre gern schneller gegangen, doch der Hauptmann stützte sich schwer auf ihn. Kein Laut der Klage kam über seine Lippen, doch er schwitzte trotz der Kälte und war nach wie vor leichenblass im Gesicht. Adrian schickte seinen Blick zurück, sooft er meinte, es riskieren zu können. Vorsichtig tastete er sich über den holprigen Boden. Die Tiere hinter ihnen hatten sich aufgefächert, offenbar in der Absicht sie einzukreisen, bevor sie den Wald verließen. Adrian spürte die Zuversicht, mit der sie ihrer langsamen, immer wieder stolpernden Beute nachsetzten. Sie hatten es
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