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Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert
Autoren: Ma2
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zitterte. »Er stand auf dem Rücken des Drachen und kämpfte gegen ihn und … und dann versengte der Drache ihn mit einem Feuerstoß und er stürzte herab …«
    Sie begann am ganzen Körper zu zittern. Adrian drückte ihren Arm und versuchte sich seine eigene Angst nicht anmerken zu lassen. »Wir haben den Absturz ja auch überstanden – bestimmt lebt er noch«, sagte er zuversichtlicher, als ihm zumute war. »Wir finden ihn bestimmt.«
    Elsa nickte und rang sichtbar um Fassung. »Wenigstens ist es hell genug, ihn zu suchen«, sagte sie. »Leider ist der Schnee so tief …«
    »Eigentlich müssen wir ihn gar nicht suchen«, fiel Adrian ihr ins Wort. »Wenigstens nicht richtig.«
    Einige Wochen zuvor hatte er sich noch der Gabe geschämt, die er zu seiner Bestürzung erst vor Kurzem an sich entdeckt hatte. Die Dunkelaugen, die durch die Augen anderer sahen, galten gemeinhin als Spione und Verräter. Doch diese Gabe hatte ihnen schon in der Vergangenheit das Leben gerettet. Eifrig setzte er sich im Schneidersitz auf den Schnee, schloss die Augen und schickte seinen Seherblick aus.
    In der näheren Umgebung sah er nichts. Auch nicht in der Schneewüste links von ihm und im Gebirge in seinem Rücken. Zu seiner Erleichterung spürte er auch das Bewusstsein des Drachen nicht. Er ließ sein inneres Auge zum Wald weiterwandern. Kleine Tiere huschten über den Boden, Vögel flogen durch die Luft, ein anderes Tier jagte – er hielt gespannt inne, doch das Tier war nicht groß, vielleicht ein Fuchs. Der Fuchs hatte ein anderes Tier entdeckt, das viel größer war als er, und blieb zögernd stehen. Er hatte Hunger und das andere Tier bestand womöglich aus viel Fleisch, aber wenn es noch lebte … Durch die Augen des Fuchses sah Adrian im Dämmerlicht unter den Bäumen nur einen undeutlichen Haufen. Dann bewegte sich der Haufen und der Fuchs flüchtete erschrocken. Doch da hatte Adrian schon einen Fuß gesehen, an dem ein dicker Lederstiefel hing.
    »Ich habe ihn gefunden«, sagte er. »In dieser Richtung.«
    Sie machten sich auf den Weg zum Wald. Zuerst kamen sie nur quälend langsam voran. Sie sanken mit den Füßen tief in den Schnee ein und Adrian begann vor Kälte unbeherrscht zu zittern. Der blaue Mantel, den er in Venta Bulgarum vom König als Dank geschenkt bekommen hatte, sollte eher repräsentativen Zwecken dienen und wärmte kaum. Adrian verdrängte den Gedanken an die Kälte und dachte an Cathbar. Der Hauptmann war nicht tot – noch nicht, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf niederträchtig. Hin und wieder zuckten Cathbars Lider. Wenn Adrian sich konzentrierte, sah er, wie sich immer wieder ein grauer oder weißer Lichtspalt öffnete, und spürte das Leben hinter den Augen. Was er tat, war freilich gefährlich. Wer durch die Augen eines Sterbenden blickt, hatte man ihn gewarnt, verliert selbst das Augenlicht für immer. Trotzdem kehrte er ständig zu Cathbar zurück, als könne er ihn allein durch seine Willenskraft am Leben halten. Zu Elsa sagte er: »Cathbar ist bewusstlos. Je schneller wir bei ihm sind, desto besser.«
    Danach sprachen sie kaum mehr und waren vor allem damit beschäftigt, nicht hinzufallen. Sie näherten sich dem Wald und die Schneedecke wurde zum Glück dünner. Getrieben von der Kälte und der Sorge um Cathbar, ging Adrian schneller. Der Wald wirkte nach der eintönigen weißen Schneewüste wie eine willkommene Oase. Doch war es unter den Bäumen nicht wärmer, bloß dunkler. Elsas Schwert war verblasst. Hintereinander marschierten sie durch das dunkelgrüne Dämmerlicht, in das nur hin und wieder einige Sonnenstrahlen fielen, und sogen den Duft der Kiefernnadeln ein. Die Welt war auf Reihen rissiger Baumstämme geschrumpft, an denen überall dort, wo über den Ästen der Himmel zu sehen war, Schnee hing. Durch eine etwas größere Lücke schien schräg die Sonne. Zwei dicht verzweigte Äste hingen abgebrochen an den Bäumen und unter ihnen lag Cathbar.
    Zu Adrians Erleichterung hatte er die Augen geöffnet und atmete. Halb an einen breiten Stamm gelehnt, lag er unbequem zwischen einigen kleineren Ästen, die er im Fall mitgerissen hatte. Sie näherten sich ihm und er zuckte zusammen, wollte aufstehen und fiel wieder zurück. Sein Blick ging ins Leere.
     
    Elsa eilte zu ihm. »Er hat schlimme Verbrennungen, Adrian. Hilf mir!«
    Sie kratzte bereits mit den Händen Schnee vom Boden zusammen und legte ihn Cathbar auf Gesicht und Schultern. Adrian sah, dass die Haut in Cathbars Gesicht
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