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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)
Autoren: H. P. Lovecraft
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und mit einer vollständig mechanisierten Sinneswahrnehmung gibt es vieles zu genießen. Sind die Elektroden entfernt, so fällt man lediglich in einen Schlaf voller besonders lebhafter und fantastischer Träume.
    Und nun wollen wir mit Ihrer Erlaubnis die Fortsetzung unserer Unterhaltung auf morgen verlegen. Gute Nacht – drehen Sie einfach alle Schalter wieder nach links. Kümmern Sie sich nicht um die Reihenfolge, aber am besten lassen Sie die Linsenmaschine bis zuletzt an. Gute Nacht, Mr Akeley. Behandeln Sie unseren Gast gut! Sind Sie bereit mit den Schaltern?«
    Das war alles. Ich gehorchte wie mechanisch und drehte alle drei Schalter um, auch wenn ich nicht recht an das glauben wollte, was sich gerade zugetragen hatte. In meinem Kopf drehte es sich noch immer, als ich Akeleys Flüstern vernahm, ich solle doch die ganzen Gerätschaften einfach auf dem Tisch stehen lassen. Er unternahm nicht einmal den Versuch, das Geschehene zu kommentieren, und in der Tat war mein überlasteter Geist außerstande, dergleichen noch aufzunehmen. Ich hörte ihn sagen, ich könne die Lampe gern mit auf mein Zimmer nehmen, und nahm an, dass er nun allein im Dunkeln schlafen wollte. Es war sicherlich höchste Zeit, dass er sich ausruhte, denn seine Vorträge an diesem Nachmittag und Abend hätten selbst einen kerngesunden Mann erschöpft. Noch immer benommen, wünschte ich meinem Gastgeber eine gute Nacht und ging mit der Leuchte hinauf, obwohl ich eine ausgezeichnete Taschenlampe bei mir trug.
    Ich war froh, dem Arbeitszimmer mit seinem sonderbaren Geruch und der subtilen Schwingung entronnen zu sein, konnte mich aber dennoch nicht einem furchtbaren Gefühl der Angst, Bedrohung und kosmischen Abnormität entziehen, sobald ich über diesen Ort und die Kräfte, denen ich hier begegnete, nachdachte. Die wilde, einsame Gegend, der schwarze geheimnisvoll bewaldete Steilhang, der so nahe hinter dem Haus aufragte, die Fußspuren auf der Straße, der kranke, regungslose Flüsterer im Dunkeln, die teuflischen Zylinder und Maschinen, und vor allem anderen die Einladungen zu eigenartigen chirurgischen Eingriffen und noch eigenartigeren Reisen – all das war so neu und in so rascher Folge auf mich eingestürzt, dass es meinen Willen schwächte und meine physische Kraft untergrub.
    Dass mein Chauffeur Noyes der menschliche Zelebrant bei jenem ungeheuerlichen Sabbat auf der Fonografenaufnahme gewesen war, setzte mir besonders zu, obwohl mir seine Stimme bereits zuvor auf unklare, abstoßende Weise vertraut erschienen war. Ebenfalls erschütternd fand ich meine eigene Haltung gegenüber meinem Gastgeber, als ich sie genauer bedachte: Sosehr ich Akeley früher instinktiv gemocht hatte, so wie ich ihn aus seinen Briefen kannte, jetzt erfüllte er mich mit ausgesprochenem Ekel. Seine Krankheit hätte mein Mitgefühl erregen müssen, doch stattdessen ließ sie mich schaudern. Er war so starr und schlaff und leichenhaft – und dieses unablässige Geflüster war so abscheulich und unmenschlich!
    Mir wurde bewusst, dass das Geflüster sich von jedem anderen Laut unterschied, den ich je gehört hatte: Trotz der eigentümlichen Reglosigkeit der von dem Schnurrbart verdeckten Lippen besaß es eine Kraft und Ausdauer, die erstaunlich waren für einen keuchenden Asthmakranken. Ich konnte seine Worte selbst am anderen Ende des Raumes verstehen, und ein-, zweimal hatte ich den Eindruck, dass die leisen, aber alles durchdringenden Töne weniger von Schwäche als von absichtlicher Dämpfung der Stimme zeugten – aus welchem Grund das geschah, konnte ich mir nicht erklären. Von Anfang an hatte mich etwas in seinem Timbre verstört.
    Jetzt, als ich darüber nachdachte, glaubte ich, diesen Eindruck auf eine Art unterbewusste Vertrautheit zurückführen zu können, demselben Gefühl, das bereits Noyes’ Stimme etwas Unheimliches verliehen hatte. Doch wann oder wo mir das, woran die Stimme mich erinnerte, begegnet sein mochte, wollte mir nicht einfallen.
    Eines war jedenfalls sicher – ich würde hier keine zweite Nacht verbringen. Mein wissenschaftlicher Eifer hatte sich in Furcht und Abscheu aufgelöst, und ich verspürte in mir nur noch den Wunsch, diesem morbiden Ort der widernatürlichen Offenbarungen zu entfliehen. Ich wusste jetzt genug. Es gab tatsächlich merkwürdige kosmische Verbindungen – aber diese Dinge waren sicherlich nicht für normale Menschen geeignet.
    Ich schien von blasphemischen Kräften umgeben, die mit erdrückender Wucht auf meine
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