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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)
Autoren: H. P. Lovecraft
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unzweifelhaft von einer der Sprechmaschinen, die an eins der Gehirne in den Zylindern angeschlossen sein musste. Daran gab es ebenso wenig Zweifel wie an den summenden Stimmen, denn die laute, metallische, leblose Stimme mit dem monotonen, ausdruckslosen Kratzen und Rasseln, ihrer unpersönlichen Präzision und Bestimmtheit hatte ich nicht vergessen können. Zuerst stellte ich mir gar nicht die Frage, ob es sich bei der Intelligenz, die sich hinter dem Rasseln verbarg, um dieselbe handelte, die zu mir gesprochen hatte. Dann jedoch wurde mir klar, dass jedes Gehirn Stimmlaute dieser Art von sich geben würde, wenn man es mit dem mechanischen Spracherzeuger verbände; die möglichen Unterschiede beträfen die Wortwahl, den Rhythmus, die Sprechgeschwindigkeit und die Aussprache.
    Um dieses gespenstische Gespräch zu vervollständigen, gab es noch zwei menschliche Stimmen – die eines mir unbekannten und offenkundig bäuerlichen Mannes, der sich sehr ungehobelt ausdrückte, und die geschmeidige Bostoner Stimme meines ehemaligen Begleiters Noyes.
    Während ich versuchte, die Worte zu verstehen, die gedämpft durch die solide Decke hindurchdrangen, bemerkte ich, dass sich im Zimmer unter mir etwas bewegte, und hörte eine Menge scharrender, schlurfender Geräusche. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Raum voller Lebewesen war – es mussten viel mehr sein als nur die wenigen, deren Stimmen ich heraushören konnte. Die Geräusche genau zu beschreiben ist sehr schwer, da man kaum etwas Vergleichbares finden dürfte. Gegenstände schienen sich dann und wann wie Lebewesen durch das Zimmer zu bewegen, die Schritte klangen wie ein lockeres Klappern auf einer harten Oberfläche – wie das Aufschlagen eines unregelmäßig geformten Gegenstandes aus Horn oder Hartgummi auf einer ebenen Fläche. Es war, um einen konkreteren, aber weniger genauen Vergleich zu bemühen, als schlurften und klapperten Personen mit lose sitzenden zersplitterten Holzschuhen über den gebohnerten Parkettboden. Ich wollte keine Mutmaßungen darüber anstellen, wie die Verursacher dieser Geräusche wohl aussehen mochten.
    Schon bald erkannte ich, dass es unmöglich war, das Gespräch zusammenhängend mitzuhören. Einzelne Worte konnte ich verstehen – unter anderem auch Akeleys Namen und den meinen –, vor allem vonseiten des mechanischen Spracherzeugers, aber die Bedeutung blieb mir verborgen, da der Zusammenhang fehlte. Noch heute lehne ich es ab, irgendwelche bestimmten Schlüsse aus dem Gehörten zu ziehen; die furchtbare Wirkung, die es auf mich hatte, beruhte eher auf einer Ahnung als auf einer Offenbarung. Unter mir, dessen war ich sicher, fand eine schreckliche und abnorme geheime Sitzung statt, doch zu welchem entsetzlichen Zweck vermochte ich nicht zu sagen. Es war sonderbar, wie mich dieses Gefühl einer bösartigen und blasphemischen Gegenwart überkam, trotz Akeleys Beteuerungen, dass die Außerirdischen friedliche Absichten hegten.
    Geduldig lauschend, konnte ich die Stimmen bald klar unterscheiden, auch wenn es mir nicht möglich war, viel von dem Gespräch zu verstehen. Ich glaubte, bei einigen der Individuen gewisse charakteristische Emotionen auszumachen: Eine der summenden Stimmen beispielsweise besaß einen unverkennbar autoritären Beiklang, während die mechanische Stimme ungeachtet ihrer künstlichen Lautstärke und Regelmäßigkeit eine untergeordnete und bittstellende Position einzunehmen schien. Die Stimme von Noyes verbreitete eine Art versöhnliche Atmosphäre. Die anderen vermochte ich nicht zu deuten. Akeleys vertrautes Flüstern hörte ich nicht, wusste aber, dass dieses Geräusch niemals den soliden Fußboden meines Zimmers durchdringen könnte.
    Ich werde nun versuchen, einige der unzusammenhängenden Worte und andere Geräusche, die ich heraushörte, niederzuschreiben, wobei ich die jeweiligen Sprecher so gut ich kann kennzeichne. Die ersten verständlichen Satzteile hörte ich von der Sprechmaschine.
    (Die Sprechmaschine)
    »… ich es selbst herbeigeschafft … die Briefe und die Aufnahme zurückgeschickt … ein Ende machen … betrogen … sehen und hören … seid verdammt … schließlich doch nur eine unpersönliche Kraft … neuer glänzender Zylinder … großer Gott …«
    (Erste summende Stimme)
    »… als wir beendeten … klein und menschlich … Akeley … Gehirn … sagt …«
    (Zweite summende Stimme)
    »… Nyarlathotep … Wilmarth … Aufnahmen und Briefe … billiger Betrug
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