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Chindi

Chindi

Titel: Chindi
Autoren: Jack McDevitt
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Packwood, als wäre er der Befehlshaber.
    »Gibt es irgendeine alternative Erklärung?«, erkundigte sich Tora mit zusammengezogenen Brauen. Offensichtlich faszinierte sie dieser Vorfall wirklich.
    »Es besteht immer die Möglichkeit einer Fehlfunktion im System, aber Bill sagt, daran liegt es nicht.«
    Sie sah sich zu Pete um, und ihre grauen Augen flehten ihn an, die Mission in eine Jagd nach dem Signal umzubauen.
    »Wir sollten«, sagte jener, »das jedenfalls nicht so einfach abschreiben, bevor wir überhaupt eine Vorstellung davon haben, wer diese Transmission geschickt hat.« Er war ein großer, langbeiniger und ein wenig düsterer Mann, dessen Augen stets heimlichtuerisch blickten, als hätte er irgendetwas zu verbergen. Nach Langleys Meinung sah er aus wie ein Taschendieb, der Beute gemacht hatte. Aber auf sein Wort war Verlass, und er war ein Mann, dem man Glauben schenken durfte. »Was haben Sie bisher, Mike?«, fragte er.
    »Das war nur eine Momentaufnahme, mehr hat Bill uns nicht zu bieten.«
    »Können wir es hören?«, erkundigte sich Packwood.
    »Bill«, sagte Langley, »Aufzeichnung abspielen. Audio, dieses Mal.«
    Die Aufnahme bestand aus einer zwei Sekunden langen Aufzeichnung hochtönender Klickgeräusche. »Und wir können nichts davon verstehen?«, fragte Pete.
    »Nein«, entgegnete Langley, »nichts.«
    Die Wissenschaftler wechselten ernste Blicke, während noch mehr ihrer Kollegen die Brücke betraten. »Da draußen muss ein anderes Schiff sein«, sagte Pete. »Oder ein Shuttle.«
    »Von uns ist niemand da draußen«, sagte eine stille, blutjunge Technikerin namens Wanda, die gerade erst hereingekommen war. »Ich habe es zweimal überprüft.«
    Pete nickte.
    »Warum sollte auch jemand hier sein?«, fragte Tora.
    »Wir sind schließlich auch hier«, entgegnete Langley.
    Tora schüttelte den Kopf. »Aber die Sensoren haben nichts aufgefangen?«
    Langley hatte die Statusanzeigen bereits überprüft, dennoch sah er noch einmal nach. Immer noch nichts.
    »Falls da draußen etwas wäre«, sagte Stockard, »sollten wir es doch eigentlich auch sehen können.« Stockard war schroff und aggressiv, ein Mann, der zu einer anderen Zeit vermutlich eine militärische Laufbahn eingeschlagen hätte.
    »Die Bedingungen sind an Orten wie diesen oft ein wenig merkwürdig«, wandte Packwood ein. »Der Raum faltet sich, temporale Anomalien treten auf und verschwinden wieder. Trotzdem …«
    »Warum machen wir nicht kehrt und fliegen zurück?«, schlug Pete vor. »Wir könnten das Gebiet absuchen.«
    »Unmöglich. Wir haben nicht genug Treibstoff für eine Wende. Wenn Sie an dieselbe Stelle zurückkehren wollen, werden Sie warten müssen, bis wir die Umlaufbahn abgeschlossen haben.«
    »Wie lange?«
    »Mehrere Monate.«
    Alle starrten ihn an, aber es gab nichts, was er hätte tun können. Langley glaubte so oder so nicht, dass tatsächlich irgendetwas Ungewöhnliches vor sich ging. Er flog seit beinahe 40 Jahren Akademieangehörige in den Weltraum, und wenn es etwas gab, worauf man sich seiner Erfahrung nach in der Nähe von Neutronensternen verlassen konnte, dann darauf, dass niemand anderes in der Nähe war.
    In all der Zeit, seit die ersten interstellaren Schiffe die Erde verlassen hatten, war nur eine andere lebendige Zivilisation entdeckt worden. Wenn man das überhaupt so nennen konnte: Die Bewohner von Nok hatten bereits vierzehntausend Jahre Geschichte überlebt, befanden sich aber gerade erst am Ende ihrer industriellen Revolution. Sie hingen allerlei Glaubensformen an, und sie befanden sich untereinander in einem ständigen Krieg.
    An anderen Orten waren Ruinen gefunden worden, aber das war auch schon alles. Langley hatte über tausend erdähnliche Welten mit eigenen Augen gesehen, aber Leben welcher Art auch immer existierte nicht einmal auf dreißig dieser Welten. Und zwei Drittel davon waren nicht über die Einzeller hinausgekommen.
    Nein. Was immer Bill aufgefangen hatte oder glaubte, aufgefangen zu haben, es würde sich gewiss nicht als Botschaft von einem anderen Schiff entpuppen, dessen Mannschaft aus Wesen einer fremden Welt bestand. Trotzdem fiel es ihm nicht schwer, die Aufregung zu verstehen, die sich unter seinen Passagieren ausgebreitet hatte.
    »Was schlagen Sie vor, Captain?«, fragte Pete nach einem langen Augenblick des Zögerns. »Können wir eine Diagnose durchführen, um festzustellen, ob die Aufzeichnung korrekt ist?«
    »Das haben wir bereits getan. Bill kann keinen Fehler entdecken.«
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