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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)
Autoren: Thomas Bogenberger
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i“, fügte Bamberger hinzu. Da er es aufgegeben hatte, aufgrund möglicherweise nicht gegebener eigener Zuständigkeit vielleicht doch noch Richtung Italien entschwinden zu können, zog er sich mit seinem Handy und einer weiteren Tasse Kaffee nebst Apfeltasche in eine Ecke zurück und telefonierte.
    Wildmann stellte sein mutmaßliches Bewegungsprofil des Täters vor und schloss aus dem relativ kurzen Zeitraum, der ihm vor allem am Karfreitag zur Verfügung gestanden hatte, um die Hände auszulegen, dass es auf jeden Fall jemand sein musste, der sich in der Gegend und mit den Schiffsfahrplänen gut auskannte – wenn er denn mit dem Schiff gefahren war. Jemand, der möglicherweise auch ganz in der Nähe wohnte. Es war zumindest eher unwahrscheinlich, dass einer mit seinem Gefrierschrank in den Osterurlaub an den Chiemsee gekommen war, um jeden Tag ein paar Leichenteile zu verteilen.
    Als Hattinger ankündigte, dass er jetzt zur Pressekonferenz gehen würde und man sich dann bis Ostersonntag vertagen könne, bis auf die Rufbereitschaft, meldete sich Bamberger noch einmal, wie zum Beweis sein Handy hochhaltend: „Oiso, es san mit Sicherheit Teile von ein und demselben Anzeigenblatt, was ma bei de zwoa Händ gfundn ham. Und es fehln zwanzig Seiten in der Mittn. Des is doch scho amoi was ...“

7
    Was mit dem angebrochenen Samstagabend noch anfangen? Es war schon zehn vorbei und Hattinger überlegte kurz, heim nach Wasserburg zu fahren, um mal wieder ausgiebig zu duschen und sich mit frischen Klamotten einzudecken. Er hatte zwar immer eine gepackte Tasche mit Ersatzzeug im Auto, das würde schon ein paar Tage reichen, und sie hatten ihm in Prien ein Zimmer gleich neben der Polizeistation zur Verfügung gestellt für die Zeit der Ermittlungen, das war sicher sehr praktisch, aber ...
    Sein Blick fiel auf die Sektflasche, die immer noch im Auto lag – schön warm und gut durchgeschüttelt – und er entschloss sich, es noch mal bei Mia zu versuchen.
    Als er in Breitbrunn in die kleine Straße nicht weit vom Chiemsee einbog, stellte er erleichtert fest, dass sie Zuhause war, zumindest war Licht in ihrer Wohnung im ersten Stock. Die Straße war fast komplett zugeparkt, also stellte er den Wagen an der Ecke ab und machte sich mit der Flasche auf den Weg. Als er sich dem Haus näherte, sah er oben an Mias Küchenfenster jemanden mit langen Haaren mit dem Rücken zum Fenster lehnen.
    Es war aber nicht Mia.
    Er erkannte an der Silhouette sofort, wer dort stand. Als er zögernd weiter ging, kam auch Mia ins Bild und ging auf die Person am Fenster zu. Sie umarmte die Person und gab ihr einen Kuss. Keinen besonders langen, eher gerade noch ein Busserl, oder irgendwas dazwischen ...
    Hattinger blieb stehen.
    „Geh Mia ... doch ned der wieder ...“, murmelte er.
    Der Typ mit den langen dunklen Haaren war Bertram Meier, ein früherer Freund von Mia, oder was auch immer er gewesen war, das hatte sie Hattinger nie so genau enthüllt.
    Aber auf jeden Fall hatten die beiden immer mal wieder was miteinander gehabt, das wusste er nur zu genau, weil ihm Mia in einem jähen Anfall von Rachsucht einmal unter die Nase gerieben hatte, was für ein guter, leidenschaftlicher, zärtlicher und überhaupt ... rundum perfekter und rattenscharfer ...! Liebhaber der Bertl gewesen sei – im Gegensatz zu ihm ...! und überhaupt! Und wo sie es schon überall getrieben hätten! In der Aufzählung kam alles vor, nur kein Bett ...
    Später hatte sie dann das Geständnis zwar widerrufen, aber Hattinger war diese inbrünstige Schilderung ihres sexuellen Kreuzzugs wider seine Langweiligkeit und Unerreichbarkeit wesentlich glaubwürdiger erschienen als das folgende Dementi.
    Er blieb stehen und schaute hinauf zu dem Fenster.
    Ausgerechnet der ... Der Klampfenbertl! So nannten ihn nämlich fast alle, weil er seit Urzeiten in einer lokalen Top-40-Band Gitarre spielte. Die Band war ja ganz okay, Hattinger hatte sie selbst mal gehört, auf einer Hochzeit von einer Bekannten, aber so gut eben auch wieder nicht, dass man vor Neid hätte niederknien müssen. Für Partys eben, oder fürs Bierzelt ... Im Grunde war der Typ doch ein Versager, der war Ende 30 und hatte außer der Band noch nichts auf die Reihe gekriegt in seinem Leben.
    Der Klampfenbertl!
    Aber jetzt stand der Klampfenbertl da oben am Fenster und nicht er, so viel war klar.
    Hattinger fühlte einen dumpfen Zorn in sich aufsteigen. Er überlegte, dann klemmte er die Flasche unter den Arm und fischte
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