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Chefs - Aufzucht, Haltung und Pflege

Chefs - Aufzucht, Haltung und Pflege

Titel: Chefs - Aufzucht, Haltung und Pflege
Autoren: Achim Neumair
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eigenen Beziehungsverhältnisse klarstellen oder zweigleisig planen.

    © chantal de bruijne/shutterstock.com
    »Neulich bei der Star-Wars-Convention ...«, das sind Gesprächs einstiege , bei denen Ihr Chef Ihnen auf jeden Fall ein Ohr leiht. Sofern er nicht gerade selbst einen Helm trägt oder sein Jabba-the-Hutt-Kostüm anprobiert. Die IT-Firma, in der Sie ihren Dienst tun, legt auf jeden Fall Wert auf lockere Umgangsformen und verzeiht den einen oder anderen Spleen. Den Kaffee mit dem Lichtschwert umrühren zum Beispiel. Allerdings gelten auch hier strenge Regeln: Der Wechsel »auf die andere Seite der Macht« wird ebenso ungern gesehen wie dauerhafte Wookie-Schreie im Meeting. Ein richtig getimtes Zitat aber kann Ihnen in Notlagen den Hintern retten oder eine Gehaltserhöhung verschaffen.

    Sergey Kamshylin/shutterstock.com
    Ihr Chef (oder sein Vater) hat die »anderen Zeiten« noch erlebt. »Und es war nicht alles schlecht!« Vorsicht: Hier herrscht ein rigider Umgansgton, und absolute Disziplin und Gehorsam sind Pflicht. Ihre Meinung tut nichts zur Sache und kann – auch privat geäußert – gegen Sie verwendet werden. Statt vieler Argumente ist ein einfaches »Jawohl(ll)« immer noch der am liebsten gehörte Ausdruck auf dem Firmengelände.

    Sie sind beim Marktführer der Branche gelandet. Als jährlichen Spaß zur Mitarbeitermotivation bekommen vier ausgewählte Kollegen »die Chance« Testimonial für die Firma zu werden und an einem Tag (»kann leider nicht auf die Arbeitszeit angerechnet werden«) Teil eines »professionellen Fotoshootings« zu werden. Das Bild wird dann büroübergreifend verteilt und an gute Kunden und Partner weitergegeben, um den »frischen Geist« des Ladens zu transportieren. Allerdings ist dieses Bild mehr eine Warnung als eine Hilfestellung! Taktik: Die Auswahl der mehr oder minder telegenen Kollegen hängt von einfachen Faktoren ab. Versuchen Sie es zu vermeiden eins der folgenden Stereotype zu verkörpern:
der junge, sportliche Alleskönner mit Zielerreichungsgrad 170 Prozent,
die Wir-haben-auch-weibliche-Fach-und-Führungskräfte-Vorzeigefrau,
der eifernde, mitteltalentierte Überstundensammler oder
der leicht adipöse, aber »nette« Scherbensammler vom Dienst.

    Ihr Chef hat die Welt gesehen und sein Leben auf der linken Spur genossen. Das war ein Spaß, damals, 2002 mit dem neuen Anzug – nach einem Super(!!!)-Jahr – surfen gehen. Die Geschichte bekommen Sie übers Jahr gut 150 mal erzählt. Das Bild sieht nur aus wie eine Montage, es war aber bestimmt, ganz echt, ehrlich, sicher, wirklich so. Und an diesem Erfolg müssen Sie sich messen lassen. Jeden verdammten Tag. »Überraschen Sie mich« – Keine Zielvorgabe, aber mächtig Druck. Tipp : Konkurrieren Sie nicht, suchen Sie sich ein Spezialgebiet und werden Sie unersetzlich. Oder statt zwei Wochen Urlaub: Buchen Sie den VHS-Crashkurs »Photoshop für Einsteiger«.

    WOW! Da liegt Sie nun, die ehemalige Chefsekretärin und zeigt der Öffentlichkeit, was bisher nur ihr Chef – und einige Abteilungsleiter sowie weitere mittlerweile anderweitig tätige Kollegen – live gesehen haben. Das Bild steht auch erst auf dem Schreibtisch, seitdem die Sache mit den Kindern und seiner Ex geklärt ist. Diese wirklich »anspruchsvollen« Fotos sollen die sexuelle als auch berufliche Potenz und Geschmacksicherheit des Chefs signalisieren und gleichzeitig auch sein Revier markieren. Als Frau haben Sie es besonders schwer, wenn Sie sich rein auf Ihre Qualifikation verlassen. Dafür können Sie mit einem lasziven Augenaufschlag mehr erreichen als ihre Kollegen mit 40-seitigen Präsentationen.

    Wer gut zu Tieren ist, kann zu Menschen nicht schlecht sein. Man weiß auf den ersten Blick nicht, wer hier verträumter dreinschaut. Der mit den Fell-Ohren ist auf jeden Fall kaltschnäuziger. Sie können also ruhig mit glasigen Augen das Chef-Büro betreten (Meerrettich oder Pfefferspray wirken Wunder! Vorsicht bei Kontaktlinsen!). Sie vermissen auf dem Schnappschuss andere Familienmitlglieder? Kein Wunder – die Familie hat sich nach dem Outing vom Sohnemann distanziert, mittlerweile telefoniert man aber wieder (»Tante Gertrud ist ja krank«). Dafür kann er im Büro umso besser (und länger) zuhören. Harmonie ist hier das Zauberwort. Erzählen Sie, welchen schulischen Fortschritt Ihr SOS-Patenkind in den letzten drei Jahren gemacht hat oder welche Online-Petition sie letzte Woche per Mausklick unterstützt haben.

    »Mein Enkel
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