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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition)
Autoren: Christiane Güth
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sie mir beide Hände auf dem Rücken zusammen. Vor Schmerz schrie ich auf. Mit einem Klick schnappten Handschellen zu. Dann öffnete sie eine schwere Metalltür.
    »Besuch für dich!«, rief sie seltsam gurgelnd.
    Aus dem schwarzen Loch vor mir hörte ich nur ein schwaches »Mmh«.
    Edith schubste mich ins Kellerinnere. Kurz dachte ich daran, wie sie den kleinen Hund im Stadtpark zugerichtet hatte. Plötzlich wurde mir klar, für Edith hatte der Spaß am Leben schon vor langer Zeit aufgehört.
    Im Dunkel erkannte ich eine kauernde Gestalt in einer Ecke auf dem Boden. Durch die modrige Luft drang ein feiner Duft zu mir durch.
    Alan stöhnte leise. In meiner Not rief ich seinen Namen und bekam einen Schlag direkt in den Rücken.
    »Jetzt können wir uns gerne aussprechen«, säuselte Edith. »Das wird mir Erleichterung verschaffen. Glaub mir.«
    Ich kroch zu Alan. Edith legte die Taschenlampe auf den Boden, so dass der Lichtstrahl wieder auf uns gerichtet war.
    »Die Fragestunde mit Edith ist eröffnet.«
    Sie kicherte wie ein kleines Mädchen. Ich kapierte gar nichts, außer dass ich endlich wusste, wo Alan war.
    »Ich dachte, du willst dich umbringen!«, schrie ich Edith an.
    »Wieso ich? Alan, der schnuckelige Fratz, setzt heute Nacht seinem Leben ein Ende. Nicht wahr, Alan? Zu dumm, dass Bernold das Kokain-Tütchen in seinem Schreibtisch gefunden hat. Nach so einer Blamage möchte man wirklich vom Erdboden verschwinden.«
    Edith lachte laut auf. Alan rückte näher an mich heran. Auch er hatte die Hände auf dem Rücken zusammengebunden. Mund und Nase waren mit Klebeband bedeckt. Dann schaute er mich an und schüttelte den Kopf. Wie gern hätte ich jetzt sein Zwinkern gesehen. Stattdessen rollte eine Träne über seine Wange.
    »Warum ist Alan hier?«, fragte ich Edith.
    »Meine Güte. Irgendjemand musste ihn doch retten. Eine Vorstrafe wegen Drogenbesitzes macht sich nicht gut im Lebenslauf. Ist euch kalt?«, fragte Edith plötzlich in einem mütterlichen Ton. Ohne eine Antwort abzuwarten, warf sie uns eine stinkende Decke zu.
    »Ihr sollt ja nicht frierend sterben, so wie Benno. Gott hab ihn selig.«
    »Was war mit Benno?«
    »Was soll schon mit ihm gewesen sein? Er war mein Mann. Schau, Trixi.«
    Edith kam einen Schritt auf mich zu und zeigte mir ihre linke Hand. Am Ringfinger steckte der Klunker mit dem brombeerfarbenen Stein.
    »Mein Verlobungsgeschenk. Der Granat hilft in ausweglosen Situationen. Das habe ich dir doch schon mal erklärt. Hast du nicht aufgepasst?«
    »Natürlich, der Ring ist wunderschön. Ihr wart also verlobt, und was passierte dann?«
    Jetzt wollte ich auch den Rest ihrer Phantasiegeschichte hören.
    »Eines Tages sagte Benno, dass wir nicht mehr verlobt seien, und ich solle einfach wieder nur für ihn arbeiten. Das ging natürlich nicht. Wie stellte er sich das vor?«
    Ich ahnte, was kam.
    »Wir hatten so eine schöne Zeit hier auf Wangerooge. Meistens trafen wir uns hier in der Villa. Das sollte alles vorbei sein? Inakzeptabel! Benno ging abends gern spazieren. Warum er bei dem Sturm losmusste, weiß ich nicht mehr. Da lag er dann im kalten Herbstwind. Er starb frierend. Ich habe sogar seine Gänsehaut gesehen.«
    »Hast du die Eisenstange auf ihn fallen lassen?«
    Alan stieß mich an, so als hätte ich die falsche Frage gestellt. Wir waren Edith sowieso ausgeliefert. Warum sollte ich jetzt noch Rücksicht nehmen?
    »Plumps hat es gemacht.«
    Edith kramte in ihrer Tasche. Dann nahm sie die Taschenlampe vom Boden und hielt sie sich unter ihr Gesicht. Vor sich hatte sie einen Taschenspiegel gelegt. Sie zog tatsächlich ihren Lippenstift nach. Ihr zerkratzter, turbanumwickelter Kopf wirkte wie ein Schnappschuss aus einem billigen Horrorfilm.
    Alan und ich hockten in der Finsternis und drückten uns aneinander. Meine Hand war angeschwollen und schmerzte teuflisch. Ich konnte die Finger nicht bewegen.
    »Wusste niemand anderes von eurer Verlobung?«
    So realitätsfern konnte Edith damals doch nicht gewesen sein.
    »Natürlich kannte jemand unser kleines Geheimnis. Aber nur einer – der Hans.«
    Ich war mir sicher, sie meinte Hans Rieken, den Hausmeister und Bennos Angelkumpel.
    »Elf ganze Jahre hat er Bennos und mein Geheimnis für sich behalten. Er war ein wahrer Freund.«
    »Bis er vom Dach fiel«, fügte ich hinzu.
    »Nein, bis einen Tag, bevor er vom Dach fiel. Da wurde er auf einmal seltsam. Ich hatte ihn gebeten, in meiner Wohnung die Heizung zu reparieren. Außerdem musste der
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