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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling
Autoren: Michael Boccacino
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in Fetzen über dem muskulösen Körper. Sein Haar war so wild und ungezähmt wie zuvor, aber in seinen Augen konnte ich erkennen, dass etwas in ihm gebändigt war, als er auf mich zuging.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind.«
    Er hielt an. »Und was tun Sie, wenn ich mich weigere?«
    »Sie haben gesehen, wozu ich fähig bin«, fuhr ich ihn an.
    »Sie haben das Ende der Geschichte verändert.«
    »Ich bin noch nicht fertig.«
    »Stimmt, aber es gibt Dinge, die Sie noch nicht wissen. Oder haben Sie sich schon alles zusammengereimt? Selbst als kleines Mädchen waren Sie schon sehr klug.«
    »Sie wissen gar nichts über mich.«
    »Da irren Sie sich gewaltig. Ich weiß alles über Sie. Ich habe Sie jahrelang beobachtet. Sie haben es gespürt, das weiß ich.«
    Ich erinnerte mich an die Gestalt, die ich bei allen gesehen hatte, die mir genommen worden waren.
    »Der Mann in Schwarz   … Dann waren Sie das und nicht Roland?«
    »Roland war es erst später, in Everton, als es für mich zu gefährlich wurde, selbst zwischen den Welten zu wandeln. Ich sammelte menschliche Tode. Ihre Mutter war eine von vielen, aber Sie waren die Erste, die mir den Kampf ansagte. Ich sah etwas in Ihnen damals, und ich hatte mich nicht geirrt.«
    »Sie haben sie getötet.«
    »Ihre Mutter, nein. Es war eine Fügung, dass wir uns begegnen sollten. Aber als ich Sie gefunden hatte, konnte ich Sie nicht mehr loslassen. Ich bin verantwortlich für den Tod anderer. Ich brauchte Sie am richtigen Platz für ein neues Spiel   … mein letztes Spiel. Sie und ich sind uns ähnlicher, als Sie glauben. Wie viele unserer Handlungen werden von den Dingen bestimmt, die wir wollen, statt von solchen, die die Leute von uns erwarten?«
    »Mörder!« Ich riss ein weiteres Bild von der Wand und warf es mit aller Kraft auf den Boden. Es brach entzwei, und Mr. Whatley krümmte sich vor Schmerz.
    »Ich bin nun einmal praktisch«, fuhr er schließlich fort, als er sich wieder gefangen hatte. »Sie mussten mich öffentlich wegen des Schicksals der Lily Darrow angreifen, so dass, wenn Sie mich besiegten, niemand daran zweifeln würde, dass ich bekam, was ich verdiente.«
    Ich wollte eben ein weiteres Bild zerstören, hielt aber bei seinen Worten inne. »Warum sollten Sie verlieren wollen?«
    »Weil ein Krieg kommt. Er hat bereits begonnen, aber auf beiden Seiten gibt es einen Haufen Fanatiker. Die eine Seite will ewig leben und alle Welten erobern, während die andere davon träumt, das Ende aller Dinge herbeizuführen. Ich versuchte, sie zu beschwichtigen, solange ich es vermochte, aber ich weigere mich, einer Sache zu dienen, in der es keinen Mittelweg gibt. Ich möchte Ashby und Speck eine dritte Alternative anbieten, aber das konnte ich unmöglich öffentlich tun. Wenn beide Seiten meine Absichten zu argwöhnen begannen, musste etwas getanwerden, um mich aus dem Spiel zu nehmen. Es ist viel einfacher, eine Untergrundbewegung ins Leben zu rufen, wenn alle annehmen, dass man so gut wie tot ist.«
    »Mein Vater, mein Mann, Nanny Prum und Mrs. Norman   … haben Sie auch Lily getötet?«
    »Ich habe ihre Krankheit wohl benutzt, ja.«
    »Wegen der Politik?«
    »Es geht nicht nur um Politik. Die Existenz des Universums steht auf dem Spiel. Wenn eine Seite diesen Krieg gewinnt, würde es nicht nur das Ende unserer Welt, sondern auch das der Ihren bedeuten. Was bedeuten ein paar Menschen angesichts solch einer Alternative?«
    »Und jetzt erwarten Sie von mir, dass ich Ihnen einfach zu verschwinden helfe.«
    »Ihnen bleibt keine andere Wahl.«
    »Es gibt immer eine Wahl!«
    »So auch jetzt. So viel von Ihrem Leben ist für Sie entschieden worden, aber das Spiel kommt zum Ende, und Sie werden frei sein   … wenn Sie diese eine Sache noch tun.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Dann werden sie mich holen kommen, wegsperren, und alles, was bisher geschehen ist, wird umsonst gewesen sein.«
    Ich schrie auf vor Wut und stürmte in die Porträtgalerie, riss sie von den Wänden, eines nach dem anderen, warf sie zu Boden, dass sie vor Whatley zerbarsten und ihm tiefe Stiche zufügten, während er mit jedem neuen Akt der Zerstörung verkümmerte und niedersank. Er kauerte auf dem Boden, die Hände vor Pein in sein Gesicht gekrallt. Die menschlichen Züge begannen zu schwinden. Seine Hand entrollte sich in ein Bündel von Tentakeln.
    »Ja, so einfach, nicht wahr?«, keuchte er schrill in seiner Qual. »Was ist ein Sammler ohne seine Sammlung?«
    Ich war hin- und hergerissen. Ich wollte
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