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Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiter

Titel: Charlie Chan macht weiter
Autoren: Earl Derr Biggers
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Frühstück keine Ahnung von der Geschichte?« fragte der Inspector ihn.
    »Nicht die geringste.«
    »Das ist seltsam.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Er wirkte einen Moment lang alarmiert.
    »Ich meine, haben Sie keinen Schrei, keinen Kampf gehört? Es war das Zimmer nebenan.«
    »Nichts. Ich schlafe sehr fest.«
    »Dann haben Sie also geschlafen, als der Mord passierte?«
    »Bestimmt.«
    »Dann wissen Sie, wann es passierte?«
    »Nun – nein, natürlich nicht. Ich habe nur gefolgert, daß ich geschlafen haben muß, andernfalls hätte ich zweifellos…«
    Duff lächelte. »Ah – ja. War die Tür zwischen Ihrem Zimmer und diesem immer versperrt?«
    »O ja!«
    »Von beiden Seiten?«
    »Bestimmt.«
    Duff hob die Brauen. »Woher wissen Sie, daß sie auf dieser Seite versperrt war?«
    »Weil – neulich habe ich morgens gehört, wie der Etagenkellner versucht hat, den alten Mann zu wecken.
    Ich habe die Tür auf meiner Seite aufgesperrt und gehofft, wir könnten auf diese Weise zu ihm gelangen, aber seine Seite war abgeschlossen.«
    Honywood hatte seine weltmännische Haltung eingebüßt. Schweißperlen standen auf seiner Stirn, und sein Gesicht hatte eine bläßlich-graue Färbung angenommen.
    Duff beobachtete ihn mit großem Interesse. »Ich glaube, ich habe Ihren Namen schon irgendwo gehört?«
    »Vielleicht. Ich bin Theaterregisseur in New York und habe mich auch in London ein bißchen auf dem Gebiet betätigt. Zweifellos haben Sie von meiner Frau gehört – Miß Sybil Conway, der Schauspielerin. Sie ist auch in Europa aufgetreten.«
    »Ah – ja. Reist sie mit Ihnen?«
    »Nein. Wir hatten vor etwa zwei Monaten eine kleine Unstimmigkeit. Sie hat mich verlassen und ist nach San Remo an der italienischen Riviera gefahren, wo sie sich auch jetzt aufhält. Unsere Tour führt über San Remo. Ich hoffe, sie dort zu treffen und unsere Schwierigkeiten ausräumen und sie überreden zu können, mich auf der restlichen Fahrt um die Welt zu begleiten.«
    Duff nickte.
    Der Mann aus New York hatte eine Zigarette und ein Feuerzeug herausgeholt, das er jetzt an die Zigarette hielt. Seine Hand zitterte heftig. Als er aufblickte, sah er, wie der Inspektor ihn anstarrte.
    »Diese Geschichte ist ein großer Schock für mich gewesen«, erklärte er. »Ich hatte Mr. Drake auf dem Schiff kennengelernt und mochte ihn. Obendrein bin ich nicht bei bester Gesundheit. Deshalb mache ich diese Reise. Nachdem meine Frau mich verließ, hatte ich einen Nervenzusammenbruch, und mein Arzt hat mir geraten, zu verreisen.«
    »Ist es nicht ziemlich seltsam, Mr. Honywood, daß ein Mann, der soeben einen Nervenzusammenbruch hatte, so tief und fest schläft?« fragte Duff.
    Honywood wirkte überrascht. »Ich – in dieser Hinsicht hatte ich eigentlich nie irgendwelche Schwierigkeiten.«
    »Dann können Sie sich glücklich schätzen«, meinte Duff trocken. »Übrigens treffe ich alle Teilnehmer Ihrer Reisegruppe unten im Erdgeschoß.«
    Er erklärte ihm, wo, und bat ihn gleichzeitig, ebenfalls unten auf ihn zu warten. Als der Mann außer Hörweite war, wandte sich Duff an Hayley.
    »Was halten Sie von dem Burschen?« wollte er wissen.
    »Er hatte schrecklichen Schiß, nicht wahr?«
    »Habe, glaube ich, niemals jemanden gesehen, der mehr Schiß hatte. Er weiß mehr, als er zugibt. Und er ist ziemlich nervös. Aber das ist kein Beweis, verdammt noch mal! Wir werden Mr. Honywood indessen nicht vergessen. Er wußte, wann der Mord stattgefunden hat und daß die Tür von beiden Seiten verschlossen war. Und trotz seines Nervenzusammenbruchs hat er tief und fest wie ein Kind geschlafen.«
    Kent kam zurück, diesmal mit einem alten Diener im Schlepptau.
    »Das hier ist Eben, unser Nachtwächter«, erklärte der Manager Duff. »Wollen Sie seine Geschichte gleich hören, Inspector?«
    »Auf der Stelle. Was haben Sie zu berichten, Eben?«
    »Es ist so, Sir«, begann der alte Mann. »Ich mache zu jeder vollen Stunde meine Runden durchs Haus, nach der Stechuhr. Als ich nun letzte Nacht auf meiner Zwei-Uhr-Runde auf diese Etage kam, sah ich einen Gentleman vor einer der Türen stehen.«
    »Vor welcher Tür?«
    »Ich bin nicht ganz sicher, Sir, aber ich glaube, es war das Zimmer 27.«
    »Das Zimmer der Spicer. Fahren Sie fort!«
    »In Ordnung, Sir. Als er mich hörte, drehte er sich rasch um und kam auf mich zu. Ich stand auf dem oberen Treppenabsatz. ›Guten Abend‹, sagte er. ›Ich fürchte, ich habe mich in der Etage geirrt. Mein Zimmer ist unten.‹ Er sah wie ein
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