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Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiter

Titel: Charlie Chan macht weiter
Autoren: Earl Derr Biggers
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freundlich sein und nachsehen, ob sie da ist, Dr. Lofton, und sie dann zu mir bringen?«
    Lofton verschwand, und Duff trat noch einmal ans Bett und deckte das Gesicht des Toten zu. Als er sich umwandte, kehrte Lofton gerade wieder zurück, begleitet von einer schick gekleideten Frau um die Dreißig. Zweifellos war sie einmal hübsch gewesen, aber ihre müden Augen und die harten Linien um ihren Mund ließen auf eine recht flotte Vergangenheit schließen.
    »Dies hier ist Mrs. Spicer«, stellte Lofton vor. »Inspector Duff von Scotland Yard.«
    Die Frau starrte Duff mit plötzlichem Interesse an.
    »Weshalb wollen Sie mit mir sprechen?« fragte sie.
    »Ich nehme an, Sie wissen, was heute morgen hier passiert ist?«
    »Ich weiß überhaupt nichts. Ich habe in meinem Zimmer gefrühstückt und es bis zu diesem Moment nicht verlassen. Natürlich habe ich eine Menge Lärm hier in dem Raum gehört…«
    »Der Gentleman, der dieses Zimmer bewohnte, wurde heute nacht ermordet«, berichtete Duff knapp und studierte ihren Gesichtsausdruck. Sie erbleichte.
    »Ermordet?« schrie sie auf und schwankte leicht. Hayley schob ihr rasch einen Stuhl hin.
    »Danke.« Sie nickte mechanisch. »Sie meinen, der arme, alte Mr. Drake? So ein charmanter Mann! Mein Gott – das – das ist ja schrecklich!«
    Duff bestätigte das. Dann bemerkte er: »Ihr Zimmer und dieses trennt nur eine dünne Tür, die wahrscheinlich zu allen Zeiten abgeschlossen war?«
    »Natürlich.«
    »Von beiden Seiten?«
    Ihre Augen verengten sich. »Ich weiß nichts von dieser Seite, meine Seite war immer versperrt.«
    »Haben Sie irgendwelche Geräusche in der Nacht gehört? Einen Kampf – oder vielleicht einen Schrei?«
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Das ist seltsam.«
    »Weshalb? Ich schlafe sehr fest.«
    »Dann haben Sie vermutlich zum Zeitpunkt des Mordes geschlafen?«
    Sie zögerte. »Sie sind ziemlich clever, wie, Inspector? Natürlich habe ich keine Ahnung, wann der Mord stattgefunden hat.«
    »Ah – nein. Wie könnten Sie auch? Wir nehmen an, gegen vier Uhr morgens. Sie haben in den letzten – sagen wir, vierundzwanzig Stunden niemanden in diesem Zimmer reden hören?«
    »Lassen Sie mich nachdenken. Ich bin gestern abend ins Theater gegangen…«
    »Allein?«
    »Nein. Mit Mr. Stuart Vivian, der ebenfalls unserer Gruppe angehört. Als ich gegen zwölf Uhr zurückkam, war alles ziemlich ruhig hier. Aber ich habe gestern abend, während ich mich zum Dinner umzog, Stimmen in diesem Zimmer gehört. Ziemlich laute Stimmen.«
    »Wirklich?«
    »Es schien – es hörte sich fast wie ein Streit ein.«
    »Wie viele Personen waren es?«
    »Nur zwei. Zwei Männer. Mr. Drake und…«
    »Sie haben die andere Stimme erkannt?«
    »Ja. Er hat eine sehr charakteristische Stimme. Dr. Lofton, meine ich.«
    Duff wandte sich ruckartig dem Reiseleiter zu. »Sie hatten gestern abend vor dem Dinner in diesem Raum einen Streit mit dem Toten?«
    »Nicht direkt – ich würde es nicht so bezeichnen«, protestierte er sichtlich bekümmert. »Ich hatte bei ihm hereingeschaut, um ihn mit unserem heutigen Programm vertraut zu machen, und er begann auf einmal, die Mitglieder der Gruppe zu kritisieren. Er sagte, ein paar unter ihnen wären nicht so, wie er es erwartet hätte.«
    »Kein Wunder, daß er das gesagt hat«, warf Mrs. Spicer ein.
    »Mein Ruf ist mir natürlich heilig«, fuhr Lofton fort.
    »Diese Art von Kritik bin ich nicht gewohnt. Allerdings stimmt es, daß ich – aufgrund der schlechten Geschäftslage zu Hause – in diesem Jahr zwei oder drei Personen akzeptieren mußte, die ich sonst nicht aufgenommen hätte. Aber wie auch immer ihre gesellschaftliche Stellung sein mag, sie sind in Ordnung, da bin ich sicher. Ich habe mich geärgert über Mr. Drakes Bemerkungen, und zweifellos wurde unsere Unterhaltung ein bißchen hitzig. Aber es war kaum die Art Differenz, die« – er nickte in Richtung Bett – »zu so etwas führen würde.«
    Duff wandte sich wieder der Frau zu. »Sie haben nichts von der Unterhaltung verstanden?«
    »Nein. Natürlich habe ich mich auch nicht darum bemüht. Ich kann nur sagen, daß beide sehr heftig und erregt waren.«
    »Wo sind Sie zu Hause, Mrs. Spicer?« fragte Duff.
    »In San Francisco. Mein Mann ist dort Börsenmakler. Er hatte keine Zeit, mich auf dieser Tour zu begleiten.«
    »Ist dies Ihre erste Auslandsreise?«
    »O nein! Ich war schon viele Male in Europa. Und auch um die Welt bin ich schon zweimal gereist.«
    »Ein sehr reiselustiges
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