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Charles

Charles

Titel: Charles
Autoren: Debbie Macomber
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verderben immer alles.“
    Noch vor kurzem hätte Charles ihm zugestimmt, doch jetzt konnte er es kaum erwarten, mit Lanni aufzubrechen.
    „Susan will mit meinem Fahrrad fahren“, beklagte sich der Junge. „Ich will das nicht, denn wenn sie erst fahren kann, gibt sie es mir überhaupt nicht mehr.“ Er blickte über die Schulter und stöhnte. „Da kommt sie.“
    Seine kleine Schwester lief auf ihn zu. „Du hast mir versprochen, dass du mir dein Fahrrad gibst“, sagte sie vorwurfsvoll und stützte die Hände in die Hüften.
    „Du kannst doch gar nicht fahren.“
    „Irgendwann muss ich es ja mal lernen. Mom hat gesagt, du musst mich fahren lassen.“
    „Ist ja gut.“ Betont widerwillig stieg er vom Rad und warf Charles einen verzweifelten Blick zu, als er es ihr überließ.
    „Außerdem kann ich fahren“, verkündete Susan. „Ein bisschen jedenfalls.“
    „Du kommst doch gar nicht an die Pedale. Der Sitz ist viel zu hoch.“
    „Natürlich komm’ ich an die Pedale.“
    Lächelnd verfolgte Charles die Auseinandersetzung zwischen den Geschwistern. Es schien ihm gar nicht so lange her zu sein, dass Sawyer und er sich darüber gestritten hatten, wer auf seinem Rad fahren durfte. Ihre Eltern hatten das Problem gelöst, indem sie Sawyer zu Weihnachten ein eigenes Fahrrad geschenkt hatten, nämlich das, das jetzt Scott gehörte.
    Scott kletterte auf den Wagen und setzte sich auf die Ladeklappe. „Ich kann gar nicht hinsehen“, meinte er. „Bestimmt ruiniert sie das beste Fahrrad, das ich je hatte – nur weil sie ein Mädchen ist.“
    „Hab Geduld“, riet Charles ihm leise. „Je mehr du protestierst, desto attraktiver wird das Rad für sie. Frauen wollen immer das haben, was sie nicht haben können.“
    „Und was ist mit den Männern?“
    „Wir sind genauso … Na ja, nicht ganz so schlimm. Aber erzähl nicht deiner Mutter, was ich dir gesagt habe“, fügte Charles hinzu. „Vielleicht versteht sie es falsch. Okay?“ Schließlich wollte er keinen Streit mit seiner zukünftigen Schwägerin.
    „Okay“, flüsterte Scott.
    Charles half Susan dabei, aufs Rad zu steigen. Selbst nachdem er den Sitz verstellt hatte, berührte sie die Pedale nur mit den Zehenspitzen. Sie schenkte ihm ein triumphierendes Lächeln.
    „Danke, Onkel Charles.“
    Er musste sich erst daran gewöhnen, Onkel genannt zu werden, aber es gefiel ihm.
    „Ich gehe neben dir, bis du allein fahren kannst“, versprach er.
    Scott stand auf. „Pass bloß auf, dass sie nirgends gegenfährt!“
    Als Susan zu treten begann, schwankte das Fahrrad bedenklich hin und her. Charles ging neben ihr, bis sie das Gleichgewicht gefunden hatte und allein weiterfahren konnte.
    „Für ein Mädchen fährt sie nicht schlecht“, murmelte Scott.
    „Sie fährt ganz toll.“ Charles war richtig stolz, als wäre Susans Erfolg sein Verdienst. Er beobachtete, wie die Siebenjährige umkehrte und zurückkam.
    „Sie soll lieber nicht so dicht am Straßenrand fahren“, meinte Scott. „Da liegen so viele Steine.“
    Charles wollte sie gerade warnen, als Susan von der Fahrbahn abkam und in einem Busch landete. Kurz darauf war ihr Geschrei zu hören.
    Scott sprang vom Wagen und rannte die Straße entlang zu seiner Schwester, gefolgt von Charles. Zuerst hob Charles das Fahrrad auf und reichte es Scott, der es erst einmal untersuchte.
    „Ist alles in Ordnung?“ erkundigte sich Charles, als er Susan aufhalf. Die Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie zitterte, weil sie versuchte, das Schluchzen zu unterdrücken.
    Dann setzte sie sich auf die Erde, um ihren Ellbogen zu inspizieren. „Hier.“ Sie zeigte ihm die aufgeschürfte Stelle. „Hier auch.“ Dann schob sie das Hosenbein hoch, um ihr Knie zu untersuchen.
    „Am besten mache ich es sauber und desinfiziere es.“
    „Nicht mit dem Zeug, das so brennt, oder?“ erkundigte sich Scott besorgt, während er sich über Charles beugte und die Verletzungen seiner Schwester betrachtete.
    „Nein“, erwiderte Charles.
    Nachdem er Susan zurückgetragen und auf die Ladeklappe gesetzt hatte, eilte er ins Haus, um Jod und Pflaster zu holen.
    Sie verzog das Gesicht, als er die Wunden reinigte und desinfizierte. Schließlich lächelte sie schwach. „Es hat gar nicht wehgetan.“
    „Habe ich es nicht gesagt?“ Er lächelte ebenfalls, als er ihr die Pflaster aufklebte. Dann half er ihr herunter.
    Bevor er sie absetzte, umarmte sie ihn. „Danke, Onkel Charles.“ Ehe er sich’s versah, rannte sie schon davon in
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