Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chaos vor der Kamera

Chaos vor der Kamera

Titel: Chaos vor der Kamera
Autoren: Ulf Blanck
Vom Netzwerk:
gewesen.
    »Ich werde irre. Wir fahren nach Hollywood!«, jubelte Peter. »Und dann noch direkt in eine Stuntschule. Just, was sagst du dazu?«
    »Das ist eine gute Gelegenheit, noch einmal mit Alan Burns zu reden«, antwortete er nüchtern.
    Am Abend saß Justus mit Tante Mathilda und Onkel Titus beim Abendbrot in der Küche. Justus setzte seine ganzen Überredungskünste ein und nach ein paar Einwänden erlaubten sie ihm den Ausflug mit dem Stuntman. Die ungeplante Explosion verschwieg Justus lieber. »Rate mal, was ich mir heute in der Stadt gekauft habe«, platzte Tante Mathilda plötzlich heraus. Justus kam nicht drauf. »Ein nagelneues Abendkleid für die Filmpremiere in Hollywood.«

Nachtschatten
    Justus fiel todmüde ins Bett und schaffte es nicht einmal mehr, die Gardinen zuzuziehen. Er dachte beim Einschlafen über die bisherigen Geschehnisse nach. Die Filmaufnahmen auf dem Schrottplatz, die Explosion und der Löschschaum in dem Ölfass. Wirre Bilder flimmerten vor seinen Augen. Die Müdigkeit drückte ihn in die Kissen und er sank langsam in die Welt der Träume.
    Über ihm schwebten fliegende Autos im hellen Licht der Scheinwerfer. Auf einmal saß er schwerelos am Steuer des roten Jeeps und zog seine Kreise über Rocky Beach. Unten versprühte ein kleiner dicker Mann Schlagsahne aus Feuerlöschern und rauchte dabei Zigarre . Dann glitt er auf einer warmen, weichen Rutsche immer tiefer in das Reich der Schlafenden.
    Der Schrottplatz lag jetzt völlig im Dunkeln. Nur eine spärliche Straßenlaterne warf lange Schatten über das Gelände. Es war gespenstisch ruhig. So ruhig, dass man sich einbilden konnte, die gleichmäßige Brandung des nahen Pazifiks zu hören. Ganz Rocky Beach schlief fest und friedlich.
    Plötzlich fiel eine Autotür zu und eine aufgeschreckte Katze sprang mit einem Schrei aus ihrem Versteck.
    Justus riss die Augen auf. Was war das? Hatte er das nur geträumt oder hörte er tatsächlich etwas? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Er rollte sich aus dem Bett und schlich zum Fenster. Nichts war zu sehen. Doch sein Instinkt sagte ihm, dass dort unten etwas Merkwürdiges vor sich ging. Justus nahm seinen gesamten Mut zusammen und beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen.
    Von seinem Fenster im ersten Stock konnte er mühelos auf das Dach eines Schuppens gelangen. Darin bewahrte Onkel Titus seinen Lieblingsschrott auf. Geräuschlos gelangte Justus direkt auf den Schrottplatz. Er hockte sich nieder und verharrte. Nach endlosen Sekunden hörte er plötzlich leise Schritte auf den Kieselsteinen. Dort im schwachen

    Licht der Straßenbeleuchtung entdeckte er eine Gestalt. Sie huschte im Schatten der Nacht über den Platz. Langsam näherte sie sich dem verkohlten Autowrack und schlich dann zielstrebig zu dem alten Ölfass. Sie kippte die Tonne behutsam um und begann sie wegzurollen.
    Jetzt wusste Justus, was dort vor sich ging: Jemand wollte Beweise verschwinden lassen. Keine zehn Meter vor ihm stand zweifelsfrei der Täter, der vor einigen Stunden den Anschlag verübt hatte. Doch was sollte Justus unternehmen? Es war unmöglich, die Person zu sehen, ohne selbst erkannt zu werden.
    Allmählich schliefen seine Füße ein und er versuchte an dem Holzschuppen Halt zu finden. Dabei stieß er gegen eine angelehnte Schaufel. »Mist!«, zischte er leise durch die Zähne. Er versuchte noch danach zu greifen, doch der Fall der Schaufel war nicht mehr aufzuhalten. Der Holzstiel fiel scheppernd auf einen leeren Blecheimer.
    Schnell näherten sich Schritte in Justus’ Richtung. Lautlos tastete sich dieser am Schuppen entlang und quetschte sich durch die halb offene Tür. Hier lagerten Onkel Titus’ geheime Schätze. Plötzlich wurde die Tür von außen geöffnet und Justus zwängte sich zu Tode erschrocken unter ein Regal. Er versuchte, nicht zu atmen, und drückte sich, so eng es ging, an die Wand. Dabei brachte er eine Gießkanne in Schieflage und fühlte das Wasser über seine Hände laufen. Das schwache Licht der Straßenlaternen warf den Schatten einer Gestalt in den kleinen Raum. Justus’ Herz pochte bis zum Hals. Wäre er bloß im Bett geblieben! Seine Hand krallte sich in die nun aufgeweichte Erde. Der Eindringling tat einen Schritt nach vorn und stellte sich mit dem Stiefel direkt auf seine Finger.

    Justus durchzuckte ein unglaublicher Schmerz. Die Tränen liefen ihm übers Gesicht, doch von seinen Lippen kam kein Laut. Er presste die Zähne zusammen, sein ganzer Körper zitterte. Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher