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Chaos über Diamantia

Chaos über Diamantia

Titel: Chaos über Diamantia
Autoren: A. E. van Vogt
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jemand mit uns verhandelt oder nicht. Nichtsdestoweniger müssen wir so tun, als ob Verhandlungen unser Zweck wären. Vielleicht gelingt es uns auf diese Weise sogar, irgendeine Regelung einzuleiten.«
    Irgendwie, dachte Morton, als er neben Bray saß und über diese Worte nachdachte, bin ich bereits tiefer in die Sache verstrickt, als die Instruktionen erlauben. Und ihm wurde klar, daß er wirklich Verhandlungen führen wollte, um das tödliche Problem auf Diamantia zu lösen.
    Laut sagte er: »Seien Sie nicht allzu zynisch, Leutnant. Und denken Sie nicht, alle diese Gruppen seien gleich mörderisch. Nach meinen Informationen haben General Ferraris und seine Tochter Verbindung zu einer einflußreichen oder jedenfalls großen Gruppe der Irsk aufgenommen und eine Friedensdelegation entsandt. Solche Bemühungen können uns nicht gleichgültig sein. Ich sehe es als unsere Aufgabe an, die Einzelheiten dieser Transaktion zu erfahren, und was läge näher als einfach hinzugehen und zu fragen?«
    »Ich verstehe«, murmelte Bray.
    Morton legte seine Hand an den Türgriff und sagte: »Hinter dem Botanischen Garten biegen Sie in die Via dell’ Arenaccio ein und folgen ihr, bis Sie nach Capodichino kommen; das sind ungefähr zwölf Kilometer. Später am Abend werde ich dort zu Ihnen stoßen, und wir werden gemeinsam das Landhaus der Ferraris besuchen. Sollten unsere Erkundigungen keinen Erfolg haben, so werden wir ab morgen mittag die Straßenkreuzung in Capodichino bewachen und bestimmte Wagen anhalten. Ihre Insassen werden nach unseren Informationen die Mitglieder der zurückkehrenden Friedensdelegation sein.«
    Beinahe hätte er hinzugefügt: »Hoffentlich«, aber er hielt sich zurück. Statt dessen sagte er: »Und vergessen Sie nicht, unsere Aufgabe ist nicht, uns in diese selbständigen Friedensverhandlungen hineinzudrängen, sondern nur, ihren Verlauf und ihre etwaigen Ergebnisse kennenzulernen. Wenn wir unsere Technologie richtig anwenden, dann können wir damit rechnen, daß die Unterhändler nicht enthüllen werden, daß wir sie auf dem Rückweg aufgehalten haben. Ihre Selbstachtung wird sie daran hindern.«
    Er brach ab. »Übrigens, wissen Sie, daß Hauptmann Marriott in Capodichino das Kommando hat? Es würde mich interessieren, auf wessen Seite er steht.«
    Bray sagte, er wolle sein Bestes tun, um es in Erfahrung zu bringen, aber es klang nicht sehr enthusiastisch. »Sir«, sagte er dann unvermittelt, »es ist bald zweitausend Jahre her, seit Wissenschaft und Technologie ihren Siegeszug antraten. Aber heute, im Jahr 3819, ist der Mensch noch genauso ungebärdig, gedankenlos und irrational wie der Wilde, als der er einst in Höhlen hauste. Warum gibt es nach all dieser Zeit keine Pille, die wir jedem von diesen verrückten Diamantiern verabfolgen könnten, um sie zu zivilisieren?«
    Morton mußte lächeln, obwohl die Frage seinen Gedankengang unterbrochen hatte. »Ich habe eine Antwort«, sagte er, »aber ich weiß nicht, ob es die richtige ist.«
    »Welche?«
    »Wenn der Mensch Probleme zu lösen hat, dann bedient er sich dessen, was man die moderne Logik genannt hat. Aber seine Natur, wie das ganze Universum, arbeitet mit begrenzter Logik. Darin liegt ein unaufgelöster Widerspruch.«
    »Hm …«, sagte Bray schulterzuckend. »Vielleicht.«
    Aber sein jugendliches Gesicht zeigte, daß die Erklärung ihn nicht befriedigte, und er bewegte seinen Körper in einer Weise, die andeutete, daß er nun auf Mortons Aussteigen wartete.
    Morton bewegte sich nicht. Er dachte: Meine Entdeckung, daß auch Bray unter dieser wiederkehrenden Bewußtseinsverdunkelung leidet, ist ein Ereignis von überragender Bedeutung. Könnte es sein, daß jemand eine Maschine auf uns eingestellt hat?
    Bisher schien die Sache nicht gefährlich zu sein. Aber die Tatsache, daß zwei Geheimdienstleute davon betroffen waren, mußte bedeutungsvoll sein. Die diamantischen Nationalisten waren gegenüber dem Phänomen in Brays und seinem Kopf zweitrangig. Er mußte sofort herausbringen, ob andere Leute ähnliche Erlebnisse hatten.
    Brays Stimme drang in seine Gedanken ein, aber sie klang ein wenig entfernt. »Was ist los, Sir?«
    Das Gefühl, Bray wie durch einen Vorhang zu hören, warnte Morton augenblicklich. Ein weiterer Angriff der »Wesenheit« stand unmittelbar bevor. Er sagte hastig: »Stellen wir die Anweisungen, die ich Ihnen eben gegeben habe, einstweilen zurück. Diese Isolina Ferraris kann warten. Was Sie mir über das Ding in Ihrem Kopf
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