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Cato 09 - Gladiator

Cato 09 - Gladiator

Titel: Cato 09 - Gladiator
Autoren: Simon Scarrow
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ich mit meinem Hund in den Überresten der Römersiedlung Venta Icenorum spazieren, die etwa eine Meile von meinem Haus entfernt liegen. Als ich die Stadtmauer zur Hälfte umrundet hatte, fiel mir Ajax ein, der unter der Kreuzigung seines Vaters litt und den ein grausames Schicksal erwartete, als er am Ende von »Die Prophezeiung des Adlers« zur Sklaverei verurteilt wurde. In der Brust dieses Mannes würden die dunklen Flammen der Rache heftig lodern.
    Die Institution der Sklaverei spielte in der Gesellschaft und Wirtschaft des römischen Imperiums und in der Anfangszeit der Republik eine bedeutende Rolle. Die gewaltige Ausbreitung der römischen Macht im Mittelmeerraum, die im dritten Jahrhundert vor Christus begann, führte zur Versklavung zahlloser Männer, Frauen und Kinder der unterworfenen Völker. Gegen Ende des Jahrhunderts machten die Sklaven ein Drittel der Bevölkerung Italiens aus. Viele lebten auf den riesigen landwirtschaftlichen Gutshöfen, die den ländlichen Raum zunehmend prägten, da die Reichen die kleinen Gehöfte aufkauften, die im Verfall begriffen waren, weil ihre Besitzer jahrelang auf Feldzügen unterwegs waren.
    Das Leben in der Sklaverei war häufig sehr hart. Die große Mehrheit der Sklaven musste unter schwierigen Bedingungen schuften und war einer unerbittlichen Disziplin unterworfen. Dies galt vor allem für diejenigen, die in Bergwerken, beim Bau und auf den Feldern eingesetzt wurden – häufig aneinandergekettet. Es gab zwei Kategorien von Sklaven: solche in Privatbesitz und solche, die einer Besitzung gehörten. Letztere waren meist besser dran, da sie seltener weiterverkauft wurden und gewisse Besitzrechte hatten. Sklaven aus Privatbesitz wurden der »Familie« des Besitzers zugerechnet; wenn sie im Haushalt dienten, gehörten sie zur »familia urbana«, während die Feldarbeiter der »familia rustica« zugerechnet wurden. Für alle Sklaven waren die Lebensbedingungen mitunter qualvoll. Publius Vedius Pollio beispielsweise, ein reicher Römer, hatte die Angewohnheit, Sklaven zur »Unterhaltung« seiner Gäste in ein Wasserbecken mit menschenfressenden Aalen zu werfen. Pollio war sicherlich ein Sadist. Ein repräsentativeres Beispiel für einen Sklavenhalter beschreibt der Historiker Plutarch: einen Mann, der seine Sklaven schon wegen Kleinigkeiten auspeitschen ließ und eine Atmosphäre der Eifersucht und Missgunst erzeugte.
    Es vermag kaum zu überraschen, dass die Sklaven sich von Anfang an ihrem Schicksal mit Aufsässigkeit, Fluchtversuchen – von denen viele erfolgreich waren – und gelegentlichen Aufständen zu entziehen suchten. Einige dieser Erhebungen wurden für Rom zu einer Gefahr, vor allem die auf Sizilien und der Spartakusaufstand auf der italienischen Halbinsel. Es wäre jedoch falsch zu behaupten, dass die Sklaven generell aufsässig gewesen wären. Der Ausprägung eines Klassenbewusstseins standen verschiedene Faktoren entgegen. Zunächst einmal stammten die Sklaven aus den unterschiedlichsten Gegenden und sprachen verschiedene Sprachen, was ihre Herren sich zunutze zu machen verstanden, indem sie sie von ihren Landsleuten nach Möglichkeit fernhielten. Zweitens hatten diejenigen, die in die Sklaverei hineingeboren worden waren, kein Bewusstsein für den Mangel an Freiheit und keine Heimat, in die sie hätten zurückkehren können. Drittens gab es auch unter den Sklaven eine Hierarchie, und diejenigen, denen es vergleichsweise gutging, suchten Abstand zu den anderen Sklaven, anstatt die Führung der Unzufriedenen zu übernehmen.
    Folglich waren die meisten Erhebungen örtlich begrenzt und liefen auf wenig mehr als Banditentum hinaus. Würde jedoch die gesamte Bevölkerung durch eine Naturkatastrophe in Mitleidenschaft gezogen, wären die Bedingungen reif für eine ehrgeizigere Form des Aufstands. Ich stellte mir vor, dass das Erdbeben auf Kreta die passenden Bedingungen für einen Sklavenaufstand geboten hatte. Mit Ajax als Anführer konnte ein solcher Aufstand eine Bedrohung für das ganze Imperium sein, da sich andere Sklaven ein Beispiel daran nehmen könnten. Die römischen Sklaven hatten den großen Gladiator und General Spartakus bestimmt in guter Erinnerung.
    Der Gladiatorenkampf war eine weitere Tradition, welche die Römer von den Etruskern übernommen hatten. Ursprünglich stellte er ein rituelles Blutopfer bei Begräbnissen dar, doch in der aufgeheizten Atmosphäre in der Endphase der Republik versuchten ehrgeizige Politiker, mit Gladiatorenkämpfen
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