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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe
Autoren: Benzoni Juliette
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eines Lächelns nicht erwehren konnte.
    »Ihr habt also gewonnen? Irgendwie habt Ihr mich schon immer in Erstaunen versetzt, Cathérine! Welche alchimistischen Kunststückchen habt Ihr angewandt, um eine Verbindung mit dem unzugänglichen Messire Arnaud zustande zu bringen?« Das beim Namen ihres Gatten sich zeigende Lächeln Catherines verschwand, und eine schmerzliche Falte grub sich um ihren zarten Mund.
    Sie wandte die Augen ab.
    »Das ist eine lange Geschichte …«, murmelte sie. »Eine grausame Geschichte …«
    Die Dame de Châteauvillain verharrte einen Augenblick in Schweigen. Sie betrachtete ihre Freundin, bewegt von deren Schmerz, den Cathérine zum erstenmal hatte sehen lassen und dessen Tiefe sie instinktiv erfaßte. Sie wußte nicht, wie sie die Zwiesprache weiterführen sollte, da sie fürchtete, Cathérine zu verletzen. Nach einem Augenblick sagte sie mit bei ihr ungewohnter Zartheit:
    »Ruft eine meiner Frauen. Sie wird Euch helfen, Eure durchnäßten Kleider auszuziehen, wird sie trocknen lassen und Euch andere besorgen … ein wenig zu große, aber warme. Man wird uns das Souper aufs Zimmer bringen, und Ihr erzählt mir alles. Ihr scheint erschöpft …«
    »Das bin ich wahrhaftig!« gab Cathérine mit einem schwachen Lächeln zu. »Aber vorher muß ich mich noch um eine meiner Gefährtinnen kümmern, diejenige, die so dringend ein Zimmer brauchte.«
    »Ich werde Anweisung geben …«
    »Nein«, unterbrach Cathérine. »Ich muß selbst gehen. Aber ich bin gleich wieder zurück.«
    Sie trat im selben Augenblick in den Gang hinaus, in dem man Gillette in das benachbarte Zimmer brachte, das von den beiden Kammerfrauen Ermengardes frei gemacht worden war. Die Frau, die Cathérine versprochen hatte, auf die Kranke aufzupassen, war auch da … Sie lächelte die junge Frau an.
    »Es heißt, Ihr habt eine alte Freundin in diesem Haus wiedergetroffen«, sagte sie. »Wenn Ihr wollt, werde ich mich heute nacht um unsere Gefährtin kümmern. Sie ist weder anspruchsvoll noch aufsässig.«
    »Das möchte ich nicht«, sagte Cathérine. »Auch Ihr braucht Ruhe!«
    Die andere lachte.
    »Ach, ich bin kräftiger, als es den Anschein hat! Ich kann überall schlafen, auf Steinen, im Regen, ja sogar im Stehen!«
    Cathérine betrachtete sie interessiert. Es war eine junge Frau in den Dreißigern, klein, braun und schmal, aber ihre von Wind und Sonne gebräunte Haut strömte Gesundheit aus, ein Eindruck, der noch durch die festen weißen Zähne betont wurde. Sie war ärmlich, aber anständig angezogen. Und was ihr Gesicht betraf, so verliehen die leichte Stubsnase und der große, lebhafte Mund ihm eine Art Lustigkeit, die der jungen Frau gefiel.
    »Wie heißt Ihr?« fragte sie freundlich.
    »Margot! Aber man nennt mich Margot la Déroule … Ich … ich bin nicht sehr achtbar!« fügte sie mit einer bescheidenen Offenheit hinzu, die Cathérine rührte.
    »Ach was!« sagte sie. »Die Pilger sind alle Brüder und Schwestern. Ihr seid soviel wert wie jeder von uns … Aber vielen Dank für Eure Hilfe! Ich werde im benachbarten Zimmer sein. Ruft, wenn Ihr mich braucht.«
    »Seid beruhigt«, versicherte Margot, »ich werde mir schon allein helfen können. Übrigens, die arme Gillette braucht vor allem eine gute Suppe und einen langen Schlaf … obgleich unser Chef daran denkt, sie sich vom Hals zu schaffen!«
    »Was hat er zu ihr gesagt?«
    »Daß er sie morgen nicht mit uns weiterziehen lassen werde, weil er keine Kranken bis nach Compostela mitschleppen wolle.«
    Cathérine runzelte die Stirn. Dieser Gerbert schien entschlossen, allen seinen Willen aufzuzwingen, aber sie nahm sich schon vor, dies nicht zu dulden. »Das werden wir ja sehen!« sagte sie. »Morgen ist auch noch ein Tag. Und ich werde diese Frage mit ihm regeln. Wenn unsere Schwester nicht hierzubleiben wünscht, wird sie mit uns aufbrechen!«
    Sie warf Margot noch ein letztes Lächeln zu, die sie bewundernd ansah, und trat wieder in Ermengardes Zimmer.
    Es war schon spät in der Nacht, als Cathérine zu sprechen aufhörte, aber im romanischen Hof des Hospizes läutete noch immer die Glocke der Verlorenen, Catherines Erzählung gleichsam einen seltsamen Kontrapunkt gebend, der die tragische Seite ihres Berichts unterstrich. Diesen Bericht hatte Ermengarde sich von Anfang bis Ende wortlos angehört, doch als Cathérine schwieg, stieß die alte Dame einen Seufzer aus und schüttelte den Kopf.
    »Wenn eine andere als Ihr mir diese Geschichte erzählte,
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