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Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Titel: Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)
Autoren: Christin Thomas
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Nebel trübte ihm die Sicht. Angestrengt kniff er die Augen zusammen.
    »Ich bin es nur!«, rief der Schatten plötzlich und hob die Hände.
    Es war ihr Späher, den sie geschickt hatten, die Umgebung zu erkunden. Erleichtert senkte Morris seine Klinge. Der Mann kam näher und langsam schälte sich sein Gesicht aus dem dichten Nebel.
    Er war außer Atem. »Sie sind nicht weit von hier, Hoheit«, berichtete er. »Der See hat mehrere Hundert Schritt weiter aufwärts einen Engpass.« Er zog sein Schwert und rammte es in den Boden. Erschöpft ließ er sich auf die Knie sinken. »Die Orks befinden sich an diesem Engpass auf der anderen Seite des Grauen Sees.« Dann bat er um etwas Wasser.
    »Trinkt!«, forderte Morris ihn auf und warf ihm einen Lederbeutel mit Wasser zu. »Wie lange werden wir bis dorthin brauchen?«, wollte der Hauptmann wissen.
    Hastig kippte sich der Mann das Wasser hinunter. Es rann ihm die Mundwinkel herunter bis zum Hals und er hustete lautstark, als er sich verschluckte. »Einen halben Tag mindestens, schätze ich.«
    Er wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. »Dorthin zu kommen dauert nicht lang. Doch wir müssen vorsichtig sein. Vorsicht wird uns Zeit kosten, aber sicher viele Leben schenken.«
    Morris zog fragend eine Augenbraue hoch.
    »Sie haben sich gut positioniert«, erklärte der Späher. »Und sie scheinen zu wissen, dass wir nur entlang dieses Ufers gehen können, um sie anzugreifen.«
    »Dann wissen sie also, dass wir kommen«, erkannte Morris. »Aber weshalb sollten wir nicht von Norden her angreifen können?«
    »Ihr könnt es ja mal versuchen, Herr!« Der Mann lachte laut auf. »Ihr würdet bis zum Rumpf im Schlamm versinken beim Gewicht Eurer Rüstung und Eurer Waffen.«
    »Wie viele sind es?«, fragte Morris ernst.
    »Schwer zu sagen, wenn man nur ein paar Meter weit sehen kann, doch meine Ohren verrieten mir, dass sie sicher nicht weniger sind als wir.«
    Morris nickte. »Sagt den Männern, sie sollen auf die Pferde steigen. Wir reiten über das Ufer nordwestlich zum Engpass und sehen, was Brica für uns bereithält.«
    Der Späher sah ungläubig zum König, doch Carus nickte stumm zum Zeichen seines Einverständnis.
    »Wir sollten überlegen, ob wir nicht einen Teil der Männer von der anderen Seite des Sees her angreifen lassen sollten, dann könnten wir von beiden Ufern aus zuschlagen«, schlug der Späher vor.
    »Wir befinden uns ziemlich weit im südwestlichen Teil des Sees. Die Männer, die am anderen Ufer entlangreiten würden, würden wesentlich länger brauchen als wir. Und wenn die Orks bereits wissen, dass wir kommen, sollten wir uns keinesfalls trennen. Wir haben keine Zeit mehr, lasst uns losziehen«, drängte Morris.

    Der Anfang war getan. Der Krieg sollte begonnen werden vom Licht selbst. So sagten die Seher es voraus. Doch welches Wissen hatten sie für sich behalten? Welches Schicksal stand dieser Welt bevor? Keiner von ihnen sprach ein Wort darüber und jeder von ihnen nahm dieses geheime Wissen mit ins Grab. Stille war etwas, das man zu beherrschen wissen musste, nichts, was einem anerzogen oder zu erlernen war. Zu schweigen war eine Kunst, die viel abverlangte. Sie bedeutete Einsamkeit und Genügsamkeit, denn gleich, welch Reichtum einem versprochen werden würde, es galt, den Mund zu halten. Ebenso wie es galt, lieber Schmerzen zu ertragen, als dem Wunsch nach Erlösung nachzugeben. Sie erhielten mit ihrer Geburt eine Gabe, für die sie auf alles verzichteten, und für die sie alles gaben, auch ihr Leben. Soviel Rückgrat besaßen nur wenige und dennoch rechnete es ihnen niemand hoch an. Der Wunsch, zu wissen, was sie wussten, ließ viele erzürnen über das eiserne Schweigen. Aber die Seher wussten: Kommen würde, was in der Zukunft stand, nicht, was manche Völker mit ihrer Gier erzwingen wollten. So sollte dieser erste Kampf beginnen, wie die Seher ihn vorausgesehen hatten, und ebenso enden.
    Mit jedem Hufschlag, mit dem sie sich den Orks näherten, ritten auch Morris, der König und seine Männer auf ihr Schicksal zu. Eines, das sie nicht zu ändern vermochten. Die kalte Luft des Grauen Sees legte sich auf ihre Gesichter – Gesichter, die stolz, ängstlich, euphorisch oder nachdenklich aussahen. Gerus, der längst aus Zitelia geflohen war, konnte es deutlich vor seinem geistigen Auge erkennen. Er saß tief im Unterholz der Exindur-Wälder versteckt, doch er spürte die Kälte, schmeckte die trockene Luft und erlebte die Nervosität der Krieger,
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