Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Titel: Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)
Autoren: Christin Thomas
Vom Netzwerk:
als wäre er selbst dort. Er sah, wie sie sich ihren Feinden näherten und konnte in seinem Kopf die Stimme des Heerführers der Orks hören. »Dort sind sie«, berichtete er einem seiner Untergebenen, der mit einem Pfeifton seinen Bogenschützen das vereinbarte Signal gab. Der Seher schloss die Augen. Er schluckte, denn er wusste, was nun geschah: Die Pfeile schossen durch die Dunkelheit und hagelten auf die Ankömmlinge ein. Beinahe lautlos brachen sie aus dem Nebel und bohrten sich in die Körper der überraschten Krieger. Ihre Schreie hallten über den See. Morris brüllte den Befehl, schneller zu reiten. Er war fest entschlossen, seine Männer in die Gruppe der Orks zu führen, ganz gleich, wie viele Krieger sie durch die Pfeile verloren. Er hatte längst sein Schwert gezogen und näherte sich mit dem ersten Schwung seiner Reiter der Front seiner Gegner. Noch immer hagelte es Pfeile und die Stille wurde durch die schmerzgeplagten Schreie der Getroffenen verdrängt. Doch der Kampfschrei des Hauptmanns vermochte alles zu übertönen und so hörte jeder in der näheren Umgebung die gebrüllten Worte: »Für Cataneo!«
    Der Ork, den Morris als erstes traf, ging zugleich zu Boden. Er hatte ihm das Schwert in den ungeschützten Halsbereich gestochen. Das Monster keuchte und japste, bevor es seiner tödlichen Verletzung erlag. »Es hat begonnen …«, flüsterte Gerus, der wie ein Geist auf dem Schlachtfeld wanderte. Er spürte, wie der feuchte Erdboden zitterte und sah, wie das Blut spritzte. Er fühlte, wie warm es war und empfand Schmerzen. Ebenso wie ihm das Adrenalin durch die Adern schoss, das die Krieger berauschte. Er wollte die schrecklichen Bilder verdrängen, doch sie ließen sich nicht abschütteln.
    »Sieh hin«, befahl die Stimme in seinem Kopf.
    »Ich kann nicht«, jammerte Gerus und raufte sich verzweifelt die Haare.
    Doch es endete nicht. Er musste mitansehen, wie eine Gruppe Orks einen Speer in die Brust eines Pferdes wuchteten, das daraufhin seinen Reiter abwarf, und wie sie sich sofort auf ihn stürzten. Der Mann krallte sich in den Boden und versuchte, ihrem Griff zu entfliehen, doch er hatte keine Chance.
    »Der König ist verletzt!«, vernahm Gerus plötzlich die Stimme eines Mannes, der König Carus auf ein Pferd hob. Einer von des Königs Getreuen nahm rasch die Zügel und verschwand mit ihm in die Dunkelheit. Morris bekam von alldem nichts mit. Er metzelte sich todesmutig durch die Reihen der Orks. Er schien es nicht einmal zu spüren, als er am Arm getroffen wurde und Blut hervorschoss. Seine Augen waren vor lauter Anspannung zusammengekniffen. Neben ihm fielen mit einigen Orks auch einige seiner Männer, doch Morris machte weiter, ohne innezuhalten. Für ihn war es noch längst nicht vorbei und das war es auch für Cataneo nicht, so wusste es Gerus. »Das ist erst der Anfang«, flüsterte der Seher mit tränenerfüllten Augen.

FÜR IMMER
    Die Rache Vortex’ wird blutig sein, so spüre ich es wie einen Stein auf meiner Brust. Ich erkenne die Dunkelheit am Horizont und das Klopfen meines Herzens. Ich sehe durch die Augen eines mutigen Mannes, der nichts zu verlieren hat. Ebenso wie ich. Doch während er sein Schicksal nicht scheut, erhebe ich die Klinge über mir. Ich werde diese wunderbare Welt verlassen, versuche an die guten Dinge zu denken. Das Lächeln meiner Mutter, lange bevor sie um meine Visionen wusste, so wie der Stolz meines Vaters, bevor die inneren Bilder den Wahnsinn in mir erweckten. Ich bewahre für immer die Erinnerungen an die Zeit, in der ich gelebt habe, in der unsere Heimat voll des Friedens war. Denn jenen, die zwischen diesen beiden Kriegen leben, ist das Glück gewiss und ich freue mich für sie .
    ›Wenn die Menschen zu Göttern werden, läuten sie den Beginn und das Ende von allem ein.‹ Diese Worte liegen Tausende von Jahren hinter mir, doch er konnte meine Zeit erblicken. Einer der ersten meiner Art war allwissend, so wie jeder der unseren. Jedes Schicksal ist mir gewiss, nur das meine nicht. Unser eigenes Ende können wir nicht eindeutig erblicken und ich fürchte mich davor. Ich habe Angst vor dem mir einzig Ungewissen. Daher habe ich beschlossen, mein Ende selbst in die Hand zu nehmen. Ich überlasse es den Göttern nicht. Doch während ich zittrig diese Zeilen schreibe – das Leben bald hinter mir – steht denen, die mir nachfolgen, noch Furchtbares bevor. Es tut mir leid, dem nicht gewachsen zu sein. Viele werden ebenfalls meinem Weg folgen. Nur wenige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher